Bottrop. Beide Städte geben als Ziel eine gewerbliche Nutzung der Bergbauflächen im Freiheit-Emscher-Gebiet aus. Olympia 2032 ist auch Bottrop nicht egal.

Im neuen Stadtgebiet Freiheit Emscher zwischen Bottrop und Essen entsteht ein Olympisches Wolkenkuckucksdorf. Trotz Olympia-PR und Gedankenspielen des Essener Oberbürgermeisters Thomas Kufen um eine Sportler-Stadt auf Essener und Bottroper Gebiet machten die Räte beider Städte jetzt Nägel mit Köpfen. Sie entschieden nicht nur, bei der Revitalisierung der alten Bergbauflächen auf beiden Seiten des Rhein-Herne-Kanals-Kanals eng zusammenzuarbeiten, sondern legten auch fest, was sie dort bezwecken: eine größtmögliche gewerbliche und industrielle Ausnutzung der Bergbauflächen und eine hohe Arbeitsplatzdichte.

Das Olympische Dorf, das auch die Essener Stadtverwaltung am Sturmshof und in der Welheimer Mark in Bottrop sowie auf den Zechenbrachen Emil Emscher und Hafen Coelln in Essen verortet hatte, wird so erst einmal zum Luftschloss. Denn die Vereinbarung zur gemeinsamen Wiederbelebung der alten Bergbaustandorte trägt mittlerweile offenbar auch schon die Unterschriften der Oberbürgermeister beider Städte und des Geschäftsführers der RAG-Tochter Montan-Immobilien, der die meisten Bergbaugebiete ja gehören.

Fronten zwischen Fans und Gegnern von Olympia

Die kurze Kontroverse ums Olympische Dorf 2032, die auf offizieller Seite so wirklich gar keine war, klärte in Bottrop zumindest die Fronten zwischen den Fans von Olympia an Rhein und Ruhr bei der Bottroper CDU und den vehementen Olympia-Gegnern der zahlenmäßig allerdings weit unterlegenen Linkspartei. Vor allem Linke-Ratsherr Niels Schmidt traut dem Ganzen nicht. Nicht nur die Essener Stadtverwaltung weckte sein Misstrauen, sondern längst auch Bottroper CDU-Vertreter wie Bastian Hirschfelder.

Essen bewirbt sich um Olympisches Dorf - mit dieser Schlagzeile hatte die Stadt Essen aus Anlass einer studentischen Ausstellung die gewerbliche Nutzung der Bergbauflächen zu "bisherigen Planungen" erklärt. Stattdessen hätte der Essener OB Kufen ja bereits Ende 2018 in Absprache mit Bottrop und RAG vorgeschlagen, dass Olympische Dorf im Freiheit-Emscher-Gebiet anzusiedeln. Das hatte die Stadtspitze zwar kurz vor der Zustimmung des Bottroper Rates zur Freiheit-Emscher-Vereinabarung zu reinen Gedankenspielen erklärt, dennoch fordert die Bottroper Linke, dass der Bottroper Rat erst einmal auch grundsätzlich über Olympia an Rhein und Ruhr berät.

Bottroper CDU wirbt für Olympia an Rhein und Ruhr

Olympische Spiele seien immer zum finanziellen Schaden der Gastgeber, warnte Ratsherr Schmidt und kritisierte, dass CDU-Ratsherr Bastian Hirschfelder im Sport- und Bäderausschuss dafür eingetreten war, dass sich Bottrop zum Beispiel mit seinen Bergehalden 2032 auch als Olympia-Wettkampfstätte einbringen sollte. Das brachte dem Linken kurz den Groll von CDU-Fraktionschef Hermann Hirschfelder ein. Die Linke werde wohl nie verstehen, warum die Union Olympia unterstütze, meinte Hirschfelder. Ohnehin wolle sie ja nur einen Keil zwischen Bottrop und Essen treiben.

Beim Freiheit-Emscher-Gebiet machen Bottrop und Essen allerdings ganz offiziell gemeinsame Sache - in Sachen größtmöglicher gewerblicher Nutzung der Bergbauflächen. Die damit einhergehenden Absage ans Olympische Dorf heißt auch keineswegs, dass Bottrop den Traum von Olympia an Rhein und Ruhr 2032 schon aufgeben würde. Ganz im Gegenteil bewirbt sich auch Bottrop darum.

Bottroper Trainingsstätten für Olympia 2032

So hielt OB Bernd Tischler im Bottroper Sportausschuss fest: Sofern das neue Olympiastadion in der Nachbarschaft Bottrops errichtet würde, bieten sich als Trainingsstätten für die Leichtathleten an: die Dieter-Renz-Sporthalle mit Jahnstadion, die Laufstrecken im Köllnischen Wald und am Rhein-Herne-Kanal, die Sporthalle mit Stadion in Kirchhellen, die Bergehalden mit Treppe und asphaltierten Steigungen. Außerdem merkte der OB an: Neben diesen Überlegungen werden die weiteren Entwicklungen im Blick behalten, um entsprechend reagieren zu können.

Alternatives Olympia-Dorf

>>> Für die Errichtung des Olympischen Dorfes am Kanal hat die Stadt Essen auch eine Alternative parat: einen Standort an der abzudeckelenden A40 zwischen Essen-Zentrum und Essen-Frohnhausen. Auch dort könnten die benötigten Unterkünfte und Freiflächen des Olympischen Dorfes entstehen.

Vorteile wären kurze Wege in die Essener Innenstadt und eine gute ÖPNV-Anbindung. Essen erhofft sich dadurch auch eine immense Aufwertung der Stadtteile Frohnhausen und Holsterhausen.