Bottrop. Ab Montag geht die Kinderbetreuung in den „eingeschränkten Regelbetrieb“. Wegen der Einschränkungen halbiert die Stadt den Elternbeitrag.
Nach den Vorgaben des Landes sollen ab Montag alle Bottroper Kinder wieder in die Kita oder zur Tagespflege gehen können. Der Betreuungsumfang wird jedoch bei jedem Kind zehn Wochenstunden weniger betragen als vereinbart. Diese Regelung hat „großen Unmut in der Elternschaft“ ausgelöst, berichtet Abteilungsleiterin Nadine Granow-Keysers vom Fachbereich Jugend. Die Stadt wird den Eltern als kleine Entschädigung die Hälfte des Elternbeitrags für Juni und Juli erlassen. Das soll der Rat am 23. Juni beschließen. Der Jugendhilfeausschuss hat schon zugestimmt.
Mit dem Übergang in den „eingeschränkten Regelbetrieb“ hat sich die Größenbeschränkung einer Gruppe auf fünf Kinder ebenso erledigt wie jeder Versuch, das Abstandsgebot einzuhalten. Damit wächst das Risiko neuer Infektionsketten. Dieses Risiko hält das Familienministerium in seiner Fachempfehlung für „vertretbar“.
Träger rechnen mit bis zu 30 Prozent Personalausfall
Zwei Kräfte sollen ab Montag in den Kitas eine Gruppe betreuen, davon eine Fachkraft. Mitarbeiterinnen, die älter als 60 Jahre sind oder an chronischen Krankheiten leiden, sollen nicht zur Betreuung eingesetzt werden. Was das für die einzelnen Träger bedeutet, hat der Fachbereich Jugend in einer Telefonkonferenz mit den Trägern zu beziffern versucht. Ergebnis: „25 bis 30 Prozent des Personals wird ausfallen“, berichtet Nadine Granow-Keysers.
Bei personellen Engpässen in den Kitas soll nach Vorgabe des Landes zunächst versucht werden, im Gespräch mit den Eltern den Betreuungsbedarf noch weiter zu reduzieren. Wird wohl kaum funktionieren, kommentiert der Fachbereich. Also muss stattdessen im Zweifel Personal innerhalb oder zwischen den Trägern umgeschichtet werden. Am Endel ist der Fachbereich Jugend dafür verantwortlich, das Betreuungsangebot sicher zu stellen.
Land schickt Mund-Nasen-Schutz
Zum Schutz der Kinder und Betreuer vor einer Infektion hat das Land inzwischen Mund-Nasen-Schutzmasken nach Bottrop geschickt, berichtet die Abteilungsleiterin. Sie macht keinen Hehl daraus, wie wenig sie von dieser Vorsorgemaßnahme hält: „Bis die nach der beigefügten Bastelanleitung zusammengebaut und in den Kitas angekommen sind, werden sie keinen hygienischen Standards mehr entsprechen.“ Dezernent Paul Ketzer formuliert es in der Vorlage für die Politiker deutlich: „Letzten Endes kann festgehalten werden, dass ein Schutz der Mitarbeiterinnen in den Kitas nur schwer möglich ist. Auch die vom Ministerium vorgeschlagenen Organisationsmaßnahmen sind in Hinblick auf das Alter der Kinder nur sehr begrenzt dazu dienlich, einen Infektionsschutz zu bieten.“
Das wissen die Praktiker in den Kitas, und das weiß auch die Politik. Ausschussvorsitzende Anja Kohmann (SPD) sagt dazu: „Wir haben keinen Handlungsspielraum bei der Umsetzung der Landesvorgaben. Wir können nur hoffen, dass sich vom Personal niemand ansteckt.“
Halbierung der Elternbeiträge
Angesichts dieser Einschränkungen im Betreuungsangebot will die Stadt für Juni und Juli die Elternbeiträge halbieren. Der Einfachheit halber müssen die Eltern im Juni nichts bezahlen. Im Juli werden die hälftigen Beträge für beide Monate erhoben. Das bedeutet für den städtischen Haushalt einen Einnahmeausfall von rund 415 000 Euro. Das Land hat angekündigt, es werde die Hälfte des Ausfalls übernehmen. Bereits für April und Mai hatte die Stadt komplett auf die Erhebung von Elternbeiträgen für Kitas, Tagespflegeeinrichtungen und Offenen Ganztag verzichtet. Auch von diesem Einnahmeausfall will das Land die Hälfte tragen.
Mit Spannung warten Eltern und Fachbereich Jugend auf die Ansagen des Landes auf die Kinderbetreuung in den Sommerferien. Bisher wurden in Bottrop die Kinder der städtischen Kitas zentral in einer städtischen Einrichtung betreut, während die anderen Kitas geschlossen blieben. Das wird diesmal so nicht möglich sein.