Bottrop. 80 registrierte Besucher in den ersten zwei Stunden nach Öffnung der Bibliothek. Bücher nach Rückgabe in Quarantäne. Sicherheitssperre im Archiv.

Absperrungen, Schilder, aufgeklebte Richtungspfeile: Seit Dienstag ist die Stadtbibliothek wieder für Besucher geöffnet - und alles wirkt wie am Flughafen, nur kleiner und mit Baustelle. Warteschlangen gibt es trotz guten Besuchs keine. Die Hinweise dienen dazu, die Coronaregeln einzuhalten. „Sonst dürften wir gar nicht öffnen“, sagt Jörg Dieckmann. Der Bibliotheksleiter steht ausnahmsweise an der Tür - die Baustelle auf dem Kulturhof im Rücken - und achtet nur darauf, wer die Bibliothek verlässt, denn die Besucherinnen und Besucher werden registriert. Der Eingang liegt auf der anderen Seite des Kulturzentrums, an der Böckenhoffstraße. Alles läuft wie in einem Einbahnstraßensystem.

Zugangswege kompliziert und nicht barrierefrei

Fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter plus Hausmeister sind im Einsatz. Weniger Besucher, maximal 20 dürfen sich gleichzeitig dort aufhalten, aber mehr Mitarbeiter sind vor Ort als in Zeiten vor Corona. Zwischen zehn und zwölf Uhr gab es 80 registrierte Kunden. Wer Medien lediglich zurückgibt, wird nicht registriert. „Dafür kommen die Bücher dann in Quarantäne, für zwei Tage.“ Der Bibliothekar scheint hinter dem Mundschutz zu schmunzeln. Aber alle stehen natürlich hinter den ausgearbeiteten und vom Krisenstab und Verwaltung abgesegneten Sicherheitskonzepten.

Ohne Korb kein Buch: Nicht nur die Bücherkörbe in der Stadtbibliothek werden nach Kundengebrauch desinfiziert. Auch die zurückgegebenen Bücher kommen in Quarantäne und werden erst nach zwei Tagen wieder ins Regal gebracht.
Ohne Korb kein Buch: Nicht nur die Bücherkörbe in der Stadtbibliothek werden nach Kundengebrauch desinfiziert. Auch die zurückgegebenen Bücher kommen in Quarantäne und werden erst nach zwei Tagen wieder ins Regal gebracht. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

An der Bibliothek ist die Situation für Besucher besonders unübersichtlich. Wegen der Baustelle für den Erweiterungsbau des Kulturzentrums wurde schon vorher der alte Haupteingang geschlossen. Vom VHS-Eingang geht es über Treppen und Absätze der früheren Schule zum Bibliothekstrakt. Barrierefrei ist das nicht. „Aber für diese Übergangszeit war es leider nicht anders zu machen“, sagt auch Frank Offert, stellvertretender Kulturamtsleiter, der selbst mit Maske im Kulturzentrum anzutreffen ist. Zwischendurch führt auch er Besucherinnen und Besucher auf den rechten (Corona-)Weg.

Sicherheitssperre im Stadtarchiv

Auch das Stadtarchiv kommt am Tag Eins der Wiederöffnung gesichert daher. Hinter der Tür empfängt die Besucher ein Gestänge mit prächtiger roter Absperrkordel, fast wie im Museum. Dahinter eine hohe Plexiglaswand mit Durchreiche. „Heute hatten wir noch keine Anmeldung, aber für die nächsten Tage hat sich die Liste schon gefüllt“, so Stadtarchivarin Heike Biskup. Beim verlassen des Archivs treffen wir wieder auf zwei Bücherfreunde, die die reduzierten Öffnungszeiten der Bibliothek (Di bis Fr, 10-12 und 15-18 Uhr) vergessen haben und die neue Wegeführung mehr als verwirrend finden. Aber sie nehmen es gelassen. „Wie übrigens fast alle, denn die Besucher freuen sich, dass wir überhaupt wieder geöffnet haben“, sagt Jörg Dieckmann - und erklärt wiederholt den provisorischen Weg zum Buch.

Pfadfindergeist ist gefragt: Von der Blumenstraße gelangen Besucher nicht mehr in die Bibliothek. Hier ist zur Zeit nur der Ausgang.
Pfadfindergeist ist gefragt: Von der Blumenstraße gelangen Besucher nicht mehr in die Bibliothek. Hier ist zur Zeit nur der Ausgang. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auch in der Musikschule im selben Gebäude scharrt man schon mit den Füßen. Das Corona-Konzept liege schon fertig in der Schublade, am liebsten würden wir ab Montag wieder einsteigen, sagen die Musikschulleiter Ingo Brzoska und Jürgen Slak. Aber das muss ja noch vom städtischen Krisenstab genehmigt werden. Geplant sei für die erste Phase der Wiederöffnung nur Einzelunterricht in den größeren Räumen. Schutzmaßnahmen und ein Wegekonzept gebe es ebenfalls.

Nicht alles, was öffnen darf öffnet auch sofort

Aber wie ein Mitarbeiter der städtischen Pressestelle hinter vorgehaltener Hand sagt: Öffnungen von Ämtern, Kultureinrichtungen oder auch Spielplätzen (Donnerstag) von übergeordneter Stelle zu erlauben, sei die eine Seite der Medaille. Die geforderten Sicherheitskonzepte zu erstellen, zu prüfen und dann durchzusetzen, sei dei andere Seite, die dann die Kommunen und ihre Einrichtungen zu leisten hätten. Es sei eben nicht immer alles in zwei oder drei Tagen möglich.

Aktuelle Infos zur Stadtbibliothek auf: www.bottrop.de. Mehr zum Stadtgeschehen auf: www.waz.de/bottrop