Bottrop. Infektiologe warnt aber: Eine nächste Welle könnte kommen. Hochschule übergibt sichere Schutzmasken aus dem 3-D-Drucker
Gute Nachrichten aus dem Marienhospital: „Das Krankenhaus hat derzeit keinen coronapositiven Patienten mehr und das Kollegium kann langsam wieder die Operationen durchführen, die in den letzten Wochen ausfallen mussten, vor allem im orthopädischen Bereich“, sagt Infektiologe Dr. Markus Peuckert. Sogar der letzte Coronapatient, der lange ums Überleben kämpfte, habe ihn gestern morgen angelächelt, so der Mediziner, der seit gut einem Jahr Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie des Hauses ist.
Bei Symptomen schnell den Arzt aufsuchen
Maximal fünf Corona-Patienten seien gleichzeitig im Marienhospital gewesen, es sei also zum Glück nicht die Welle gewesen, die man befürchtet habe. Dennoch gibt Markus Peuckert keine pauschale Entwarnung. „Es kann jederzeit zu einer neuen Infizierungswelle kommen, ob wir über den Berg sind, kann man jetzt sicher noch nicht sagen.“ Daher rät er Menschen, die an den bekannten Symptomen der Atemwege, im Lungenbereich, an Fieber aber auch an Symptomen litten, die auf andere Erkrankungen hinwiesen, besser den Hausarzt oder das Krankenhaus aufzusuchen und sich untersuchen zu lassen. Peuckert spricht aus Erfahrung: „Wir hatten zwei Patienten mit schweren Erkrankungen, die leider aus Angst vor einer Coronavirusinfektion zu spät zu uns kamen und letztlich vielleicht deshalb verstorben sind.“ Aber natürlich gelten im MHB bis auf Weiteres ganz strenge Hygiene- und Besuchsvorschriften, auch bei den Ambulanzen, so Ulrike Ellebrecht.
Noch mehr Schutz vor möglichen Infektionen sollen auch neue Schutzschilde aus Kunststoff geben. Die kommen nicht aus China oder anderen Zulieferländern, sondern ganz aus der Nähe: aus den 3-D-Druckern der Hochschule Ruhr West (HRW), sogar vom Campus Bottrop. Prof. Uwe Handmann, Institutsleiter und Dekan des Fachbereichs Informatik, konnte jetzt dem benachbarten Krankenhaus mehrere Prototypen überreichen. MHB-Geschäftsführerin Ulrike Ellebrecht und Markus Peuckert nehmen die Sicherheitsmasken entgegen - und besiegeln damit zugleich eine erste offizielle Kooperation der bei beiden wissenschaftlichen Institutionen der Stadt.
Das System scheint simpel, die Technik allerdings hochmodern: An einem blauem Kunststoffbügel ist ein durchsichtiger aber dennoch undurchlässiger Schild befestigt, der Ärzte und Pflegepersonal zum Beispiel in der Ambulanz aber auch auf der Isolier- oder Intensivstation und in den OP-Sälen noch viel besser vor dem Coronavirus schützen wird, als herkömmliche Masken. Mitarbeiterin Lena Hagenauer vom FabLab der HRW im Projekt „Escher-Lippe hoch 4“ zeigt die biegsamen Schilde. Sie hat die ersten Exemplare auch gedruckt. „Etwa zwei Stunden benötigt ein schneller 3-D-Drucker, bis eine fertige Schutzmaske herauskommt“, so die Uni-Mitarbeiterin.
60 Masken für die relevanten Bereiche
Nachbesserungen sind natürlich möglich. Sie sollten sich möglichst nicht nur das Gesicht sondern auch die seitliche Kopfpartie mit bedecken. Geschäftsführerin und Chefarzt sind sich einig. „Kein Problem, der Drucker macht das nach Vorgabe, fast alles ist möglich“, so Uwe Handmann. Etwa 60 dieser Masken braucht das Marienhospital. Dann wären alle relevanten Abteilungen erst einmal ausreichend versorgt, so Ulrike Ellebrecht. Für Chefarzt Markus Peuckert steht fest: „Falls es doch wieder zu einer neuen Infektionswelle kommen sollte, würden wir das einmal frühzeitig merken und haben jetzt außerdem eine Struktur, die schnelles und effektives Handeln ermöglicht.“