Bottrop. Am Gabenzaun konnten Spender ihre Unterstützung für Bedürftige hinterlassen. Nun wird auch der Bottroper Zaun abgebaut. Das sind die Gründe.
Verena del Castello und Martina Knott setzen die Schere an und zerschneiden die Bindfäden. Damit ist der Hinweis „Gabenzaun“ an dem Bauzaun neben der Cyriakuskirche in der Innenstadt Geschichte. Knapp drei Wochen, genauer gesagt 17 Tage konnten die Bottroper in der Coronakrise hier ihre Spende für Bedürftige an den Zaun hängen. Die konnten sich dann im Gegenzug ohne großen Aufwand und bürokratische Hindernisse eine Gabentüte vom Zaun Pflücken. Doch warum ist jetzt Schluss?
Das liege einfach daran, dass das Spendenaufkommen stark nachgelassen habe, so die Initiatorinnen. „Und einen Gabenzaun ohne Gaben hier stehen zu lassen, fanden wir dann nicht so schön“, ergänzt Verena del Castello im Gespräch mit der Redaktion. Gerade am Anfang hätten viele Spender ihre Tüten am Zaun hinterlassen, zuletzt jedoch kaum noch.
Zu Beginn gab es reichlich Spenden am Bottroper Gabenzaun
Woran das lag? So recht erklären können sich die beiden Frauen das nicht. Der Ansturm zu Beginn habe sicher auch damit zusammen gehangen, dass es neu war, glaubt Martina Knott. Da gab es vielleicht zunächst den Reiz des Neuen, später zeige sich dann immer, wer bei solchen Aktionen bei der Stange bleibe.
Ein weiteres Problem könnten zuletzt auch negative Berichte aus anderen Städten gewesen sein, vermutet sie. Dort waren solche Angebote missbraucht worden, es haben sich Menschen bedient, die es eigentlich nicht nötig gehabt hätten. Oder es kam rund um den Zaun zu Vermüllung, weil einige Menschen an ort und Stelle Teile des Tüteninhalts, der für sie uninteressant war, entsorgt haben. Teils haben aber auch Spender den Zaun genutzt, um ihren Unrat zu entsorgen.
Probleme wie in den Gabenzäunen in Nachbarstädten gab es in Bottrop nicht
All das kam schon zusammen mit dem Aufstellen das Bottroper Zauns. Nur einen Tag später etwa wurde der Gabenzaun in der Nachbarstadt Oberhausen aus genau den oben angesprochenen Gründen bereits wieder demontiert. Vielleicht habe das zuletzt auch dazu beigetragen, dass das Angebot in Bottrop nicht mehr richtig funktioniert habe.
Dabei haben Martin Knott und Verena del Castello in der gesamten Zeit nicht den Eindruck gewonnen, dass es diese Probleme auch in Bottrop gab. Im Gegenteil, sie seien mehrmals am Tag vor Ort gewesen und seien zu dem Schluss gekommen, dass sich hier tatsächlich Menschen eindeckt hätten, die die Unterstützung auch tatsächlich gebraucht haben.
Viele Bedürftige waren dankbar für das Angebot
„Wir können wirklich nichts Negatives berichten. Es ging querbeet durch alle Generationen, Mütter mit kleinen Kindern waren hier, Obdachlose aber auch viele ältere Menschen, die bedürftig sind“, schildert Verena del Castello ihre Eindrücke.
Ähnlich sieht es auch Christiane Hartung, die Gemeindereferentin von St. Cyriakus. Viele Menschen seien auch dankbar für dieses Angebot gewesen, sagt sie. „Ich habe mit einem jungen Mann gesprochen, der hat sich wahnsinnig über ein Paket Kaffee gefreut, das in einer Tüte war.“ Und auch Verena del Castello und Martina Knott berichten von viel guten Begegnungen und positiver Resonanz.
Auch Markthändler haben Spenden am Gabenzaun hinterlassen
Vor allem an den Markttagen, so hat Christiane Hartung beobachtet, hätten viele Spender einen Teil ihrer Einkäufe am Zaun deponiert. Und auch ein Markthändler, so folgert sie, hätte regelmäßig einen Spende am Gabenzaun hinterlassen. „Zumindest machten diese Tüten den Eindruck auf mich.“
Und auch wenn der Zaun nun abgebaut wird, als Fehlschlag wollen Verena del Castello und Martina Knott das Projekt in Bottrop eindeutig nicht verstanden wissen. „Wir würden es wieder machen.“ Dankbar sind die beiden auch für die Unterstützung durch die Pfarrei St. Cyriakus sowie die Stadt Bottrop.
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