Bottrop. Der Bottroper Krisenstab fordert zum Thema Mundschutzpflicht eine einheitliche Regelung. Die Stadt unterstützt aber Aufrufe zum Selbernähen.

Die Debatte um eine Mundschutzpflicht läuft heiß. Doch der Bottroper Krisenstab hält ein solches Gebot derzeit nicht für sinnvoll. „Der Krisenstab hat darüber gesprochen, aber nicht entschieden. Wir warten auf eine einheitliche Regelung“, sagt Stadt-Sprecher Andreas Pläsken. In Telefonkonferenzen wird die Stadtspitze die Frage nach dem Sinn einer Mundschutzpflicht an Bezirks- und Landesregierung herantragen.

Auch die städtischen Mitarbeiter in den Verwaltungen oder im Außendienst müssen keinen Mundschutz tragen, betont Pläsken. Grundsätzlich gelte: „Wer sich damit sicherer fühlt, soll sich die Maske umhängen.“ Deshalb hat die Stadt zum Beispiel eine „Nähanleitung für Behelfs-Mund-Nasen-Schutz“ der Essener Feuerwehr ins Netz gestellt.

Aufruf zum Selbernähen von Schutzmasken

Außerdem unterstützt die Stadt mit ihrer Initiative „Bottrop hilft“ den Aufruf des Wohlfahrtsverbandes „Der Paritätische“ zum Selbernähen von Schutzmasken. Wer Masken nähen möchte, kann sich Material bestellen über das Selbsthilfebüro (02041-23019) oder die Ehrenamtagentur (02041-77 17 273) und die fertigen Masken im Haus der Vielfalt an der Gerichtsstraße 3 abliefern Für Menschen, die ihre Wohnung nicht verlassen können oder wollen, gibt es einen Liefer- und Abholservice.

Diese Aufrufe und Aktionen sind auch Sicht der Verwaltung durchaus sinnvoll. Selbst genähte Masken aus Stoff „reichen vollkommen aus, um Tröpfchen beim Reden, Atmen oder Husten zurückzuhalten und andere zu schützen“.

„Schutz durch spezielle Masken nicht erforderlich“

Eine Mundschutzpflicht, wie sie in Thüringen die Stadt Jena und der Kreis Nordhausen ab nächste Woche gelten soll, ist für den Bottroper Krisenstab dagegen derzeit keine Option. Ein Argument gegen eine Schutzmaskenpflicht hat die Stadt in einer kleinen Schutzmaskenkunde auf Facebook angeführt: „Im normalen Alltag schützt die Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln sehr effektiv vor einer Infektion. Ein Schutz durch spezielle Masken ist nicht erforderlich, wenn die Regeln eingehalten werden.“

Zwei weitere Argumente haben den Krisenstab von der Forderung nach einer Schutzmaskenpflicht abgehalten: Selbst dort, wo sie dringend gebraucht werden, sind die Schutzmasken Mangelware. Und, sagt Pläsken: „Bei den Virologen nehmen wir alles andere wahr als eine einheitliche Meinung.“

„Wir sind weit davon entfernt, alle versorgen zu können“

Das schlagende Argument ist für den Krisenstab aber die Knappheit. „Wir sind weit davon entfernt, alle versorgen zu können“, sagt Pläsken. FFP2-Masken, die wirklich vor Ansteckung schützen, etwa für das Klinikpersonal „sind im Moment kaum zu kriegen“. Deshalb appelliert die Stadt auch in den sozialen Netzwerken dringend: „Bitte überlasst die medizinischen Masken denen, die sie derzeit am dringendsten brauchen: dem Personal in den Krankenhäusern, Pflegeheimen und im Rettungsdienst!“

https://interaktiv.waz.de/corona-virus-karte-infektionen-deutschland-weltweit/#regio NRZ

Die Administratoren der Facebook-Gruppe „Wir lieben Bottrop“ haben am Dienstagabend eine Umfrage erstellt: „Was würdet Ihr von einer generellen Mundschutz-Pflicht in Bottrop halten?“ Bis Mittwoch 16.15 Uhr hatten sie 1447 Stimmen gezählt. Stand des Votums zu dieser Zeit: 51 zu 49 Prozent für die Mundschutzpflicht. Am Abend zuvor gab es das gleiche Ergebnis - gegen die Mundschutzpflicht. Am Nachmittag hat auch die WAZ Bottrop eine Umfrage gestartet.

Hattingen ruft zum Selbernähen auf

Die Stadt Hattingen hat den Aufruf „Mundmasken für Hattingen“ gestartet. Da Mund-und Nasenmasken momentan im Handel eine Rarität seien und die vorrangige Versorgung vor allem für Pflegepersonal sowie Patientinnen und Patienten bestimmt ist, ruft die Stadt Hattingen dazu auf, eigenständig Mund- und Nasenmasken zu nähen.

Der selbst gemachte Schutz sei weder geprüft noch zertifiziert, stelle jedoch eine sinnvolle Alternative für die Bürger dar, wenn im Handel keine mehr zu bekommen seien. Alte Bettwäsche sei als Stoff dafür gut geeignet.