Bottrop. Vorfrühling genießen, flanieren, hamstern: Die Innenstadt war am Mittag bestens besucht. Nur am Busbahnhof waren die Busfahrer fast unter sich.
„Bleiben Sie zu Hause“, appelliert NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Mittag. In der Bottroper Innenstadt findet diese dringende Bitte wenig Beachtung. Viele Menschen flanieren in der Fußgängerzone, andere sitzen entspannt in der Vorfrühlingssonne. Wieder andere schleppen sichtlich schwer an Hamsterware: Klopapier. Paletten voll H-Milch. Sogar Bücher.
Dabei ist Corona allgegenwärtig. „Wegen des Coronavirus bleibt das Café geschlossen“, haben die Mitarbeiter von Bäcker Hosselmann bei Kaufland auf die Angebotstafel geschrieben. Mit der Schließung umgeht der Bäcker die Dokumentationspflicht, wie sie Sporkmann an der Hansastraße betreibt. Wer sich dort ins Café setzt, muss sich in eine Liste eintragen. Falls dort eine Infektion auftreten sollte, können die Behörden so mögliche Kontaktpersonen finden.
„Bitte einzeln eintreten!“
Vor dem „ChokoLädchen“ an der Kirchhellener Straße mahnt eine Tafel: „Bitte einzeln eintreten! Abstand halten!“ Die Spielhallen in der Innenstadt sind inzwischen aufgrund der städtischen Verfügung geschlossen. Auch die Barmer ist dem Beispiel der AOK Nordwest gefolgt und hat ihr Kundenzentrum geschlossen.
Auch in den Supermärkten in der Innenstadt ist die Angst vor dem Virus und damit verbundenen Einschränkungen spürbar. Die Sortimente von Reis und Nudeln sind schwer dezimiert, obwohl sie erst zu Wochenbeginn aufgefüllt worden. Das beweisen die leeren Paletten, die noch in den Gängen stehen.
Rationiert: Drei Stück pro Kunde
In einem ist hochprozentiger Alkohol so gut wie aus, an anderen Kassen gehen gewaltige Mengen Ware über den Scanner. Weil erkennbar Hamsterkäufe getätigt werden, hat Kodi an der Osterfelder Straße die Notbremse gezogen. Von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln sowie Hygieneartikeln gibt es nur noch drei Stück pro Kunde. Einen Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten vor den Kassen: Völlig unmöglich in dem Gedrängel.
Doch in der Fußgängerzone wie an der Hansastraße ist vor allem eins gegenwärtig: die Vorfrühlingssonne. Sie hat offenkundig jede Menge Menschen in die Innenstadt gezogen. Alle Bänke und Sitzgelegenheiten sind belegt, sofern sie in der Sonne liegen. Am Berliner Platz hätte McDonald’s in der Außengastronomie noch viel mehr Kunden, hätten die Mitarbeiter nicht vorschriftsmäßig jeden zweiten Tisch mit Flatterband abgeklebt. Auch bei den Eisdielen ist jeder zweite ein Geistertisch.
Leere am Busbahnhof
So gut besucht die Innenstadt auch ist: Mit dem Bus sind die Wenigsten gekommen. Am Busbahnhof ZOB herrscht am Mittag gähnende Leere wie sonst nur sonntags. Klar, die Schulen sind dicht. Und die Jugendlichen, die sich her noch am Montag in großen Gruppen getroffen haben, sind verschwunden. Ein seltenes Bild: Beim Schichtwechsel haben die Busfahrer den Platz fast für sich alleine.
Dafür bilden sich immer wieder Auto-Rückstaus an der Osterfelder Straße. Viel Lieferverkehr ist unterwegs in beide Richtungen. Ein wenig fühlt sich das an wie Schlussverkauf. Sogar in den Buchhandlungen stöhnen sie: „Die letzten zwei Tage haben sich angefühlt wie vor Weihnachten.“