Bottrop. Zum „Tag der Archive“ öffnet auch das Stadtarchiv seine Räume. Die Aktion begann vor zehn Jahren, und Bottrop ist von Anfang an dabei.
Seit mehr als 100 Jahren gibt es das Bottroper Stadtarchiv. „Und doch wissen viele nicht, was das ist oder was es soll“, sagt Heike Biskup, Leiterin des Stadtarchivs. Umso mehr freut es sie, dass die Aktion „Tag der Archive“ alle zwei Jahre stattfindet. „Wir sind schon seit dem ersten Mal vor zehn Jahren mit dabei und zeigen den Menschen, was wir hier tun und wem ein Stadtarchiv dient“, sagt Biskup.
Das Archiv ist schon deshalb von größter Bedeutung, weil es Daten aus der Vergangenheit bewahrt und Informationen für die Zukunft sichert. „Man kann nie genau wissen, was in einhundert Jahren interessant und von Bedeutung ist“, meint die Archivarin. Außerdem sei vielen nicht bewusst, dass ein Stadtarchiv eine gesetzliche festgelegte Aufgabe erfüllt. „Eine Bibliothek kann von der Stadt geschlossen werden, um Kosten zu sparen. Aber ein Stadtarchiv muss geöffnet bleiben.“
Das Wissen über die Stadt und ihre Geschichte wird im Bottroper Stadtarchiv sorgfältig bewahrt. Das wird während der Führung durch die Räume deutlich, die am „Tag der Archive“ an der Blumenstraße für die Besucher geöffnet sind. Archivassistent Gerd Löcker zeigt, welche Daten, Akten, Fotos und Zeitungen hier sicher aufbewahrt werden. Die wichtigsten Dokumente werden in den Kellerräumen des Kulturzentrums August Everding nicht nur gelagert, sondern auch restauriert.
Zu diesen Dokumenten zählt zum Beispiel das Ausstellungsstück der ersten „Bottroper Volkszeitung“: Eine große, vergilbte Seite liegt offen aufgeschlagen in einem dunklen Einband. „Alte Zeitungen werden vor dem Zerfall geschützt, indem ihre Seiten einzeln in Pergament eingeschweißt werden“, erklärt Löcker. „Das ist ein sehr aufwändiger und kostspieliger, aber notwendiger Schritt“, erfahren die Besucher während der Führung.
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Passend zum diesjährigen Thema „Von der Depesche bis zum Tweet“ spielt auch die Digitalisierung der Daten, die in den vielen Akten des Archivs stecken, eine große Rolle. Da sich der Platz sowohl in den verfügbaren Räumen im Kulturzentrum August Everding, als auch in den Aufbewahrungsstätten außerhalb des Stadtzentrums zum Ende neigt, wurde längst mit der Digitalisierung der Akten begonnen. Welche Dokumente elektronisch erfasst werden und welche nicht, ist eine häufig gestellte Frage.
Die Antwort von Heike Biskup: „Das Stadtarchiv ist ein Gedächtnis.“ Es gehe darum, Erinnerungen festzuhalten. „Doch man kann sich nicht alle Erinnerungen für immer merken“, verbildlicht die Archivarin. Deshalb müsse entschieden werden, welche Dokumente den Vorrang bei der Aufbewahrung und schließlich der Digitalisierung bekommen. Dazu zählen alle Daten der Stadtgeschichte. „Wir halten die Protokolle von Ratssitzungen oder auch entsprechende Berichte der Tageszeitungen fest.“
Einmal mehr kann sich Heike Biskup an diesem Wochenende über großes Besucherinteresse während der Aktion freuen. „Jedes Jahr kommen die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Anliegen ins Archiv“, erzählt sie. Deshalb wünsche sie sich, dass auch bei dem nächsten „Tag der Archive“ wieder viele Gäste einen Blick ins Gedächtnis dieser Stadt werfen.
Die Aufgaben des Stadtarchivs
Die Aufgaben des Stadtarchivs lassen sich zu den drei Schwerpunkten Archivierung, Auskunftserteilung und Stadtgeschichte zusammenfassen. Die Leitung muss entscheiden, was aus der Masse des Schrift- und Dokumentationsguts als Archivgut dauerhaft aufbewahrt werden soll. Zum anderen gibt das Stadtarchiv mündliche und schriftliche Auskünfte und berät auch individuell bei der Suche nach Quellen zur Bottroper Geschichte. Auf Wunsch werden Reproduktionen von Archivalien angefertigt.
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Ausstellungen und Schulprojekte
Das Stadtarchiv wertet selbst Quellen aus, veröffentlicht Forschungsergebnisse und vermittelt Stadtgeschichte in Einzelpublikationen und Publikationsreihen. Es beleuchtet und erforscht in zahlreichen Projekten Einzelaspekte der Bottroper Stadtgeschichte.
Es werden Ausstellungen zur Stadtgeschichte und zum historischen Stadtbild veranstaltet und allgemeine oder themenbezogene Führungen für Gruppen durch das Stadtarchiv angeboten. Es unterstützt Vereine, Gruppen und Initiativen, die zu stadtgeschichtlichen Themen forschen, und arbeitet gezielt mit Schulen, Universitäten und sonstigen Bildungseinrichtungen zusammen.