Bottrop. Zum Abschluss des 32. Festivals „Orgel Plus“ sang das Elite-Ensemble unter Florian Helgath Raritäten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Großes Abschlusskonzert beim diesjährigen Festivals Orgel Plus: Und da stand nicht die Königin der Instrumente im Mittelpunkt, sondern der Gesang. Das Chorwerk Ruhr ist nicht nur bekannt durch seine enorme Stimmkultur, sondern ebenso für anspruchsvolle Programme. In der übervoll besetzten Liebfrauenkirche gab das Elite-Ensemble Raritäten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: gemäßigte Moderne aus der französischen (Orgel)-Tradition.

Die Sängerinnen und Sänger des Chorwerk Ruhr verfügen allesamt auch über solistische Qualitäten.
Die Sängerinnen und Sänger des Chorwerk Ruhr verfügen allesamt auch über solistische Qualitäten. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Die bestechende Klarheit und Klangschönheit des Chores – allesamt ausgebildete Solostimmen – kam a cappella natürlich besonders zum Tragen, hier mit der Messe für zwei vierstimmige Chöre von Frank Martin, französischer Schweizer wie sein bekannterer Zeitgenosse Arthur Honegger. Die Spannweite zwischen archaisierenden Stilmitteln und aparter Freitonalität entfaltete das Chorwerk Ruhr in 32-köpfiger Besetzung unter Florian Helgath reintönig und tragend vom grundierenden Bass bis zu den auch in Spitzenlage höhensicheren, biegsamen Sopranstimmen. Sensationell die delikaten, feinsten Klanggespinste im Piano, die gerade das Gloria und Sanctus zum milden Leuchten brachten.

Demut statt Pomp

Demut statt Pomp: Das galt nicht minder für das von gregorianischen Themen durchzogene Requiem von Maurice Duruflé, in der Version für Orgel von der Empore aus gesungen. Schwebende Klänge auf tonalem Boden, wie vom Rhythmus losgelöst, nahmen den Zuhörer mit in eine mal hymnisch gesteigerte, mal polyphon aufgefächert oder von mystischen Stimmungen getragene geistliche Welt.

Peter Kofler registrierte die fließende Orgelbegleitung weich und harmonisch getönt. Solistische Lichtstrahlen kamen von Anna-Sophie Brosig und ihrem körperreichen, gerundeten Sopran und dem sonoren Bariton von Johannes Hill. Balsam für die Seele war das. Da wollte sich stimmig auch das tschechische „Vater unser“ von Leoš Janéček als slawischer Beitrag einfügen, vom Altarraum aus musiziert samt der kleinen englischen Chororgel im Seitenschiff. Die Harfe (Meret Eve Haug) lieferte dazu eine silbrig aparte Instrumentalfarbe. Kieran Carrel prunkte mit strahlendem Solotenor. Ein Kleinod von Schlichtheit, Intimität und Andacht.

Der letzte Festivaltag brachte Höhepunkte des Programms

Bereits am Morgen des letzten Festivaltages von „Orgel Plus“ ließ der bestens disponierte Propsteichor unter Ursula Kirchhoff noch einmal Aufhorchen. In der voll besetzten Cyriakuskirche erklangen im Abschlussgottesdienst Teile von Karl Jenkins’ „The armed Man - A Mass for Peace“, die der englische Komponist 1999 den Opfern des Kosovo-Krieges gewidmet hat. Vor einiger Zeit hatte der Chor das umfangreiche gesamte Werk in einem Konzertprogramm mit großem Erfolg vorgestellt.