Bottrop. 1988 riefen Film-Fans das Seniorenkino ins Leben. Als sich die Stadt finanziell zurückzog, half ein Bottroper Bürger. Heute floriert die Reihe.
Was vor 32 Jahren als nostalgisch angehauchter Begegnungsnachmittag mit Kuchen und Filmvorführung begann, hat sich 32 Jahre später als Dauerbrenner erwiesen. Außerdem hat sich die Reihe - 1988 übrigens das erste Seniorenkino in NRW - inzwischen auch als Ort aktuellen Kinogeschehens etabliert. Das freut die heutigen Organisatoren Klaus Frintrop und Petra Hoffmann. „Denn die Zeiten, als Streifen wie ,Ich sing mich in dein Herz hinein’, das war der erste Film im Seniorenkino, damals noch in der Schauburg, sind endgültig passé“, so Klaus Frintrop. Aber das habe auch etwas mit dem Generationswechsel zu tun. „Irgendwann kannten die Leute die Stars von einst, wie Hans Söhnker, Adele Sandrock oder Willi Birgel kaum noch.
„Heute stehen dafür jeweils am ersten Dienstag des Monats zumeist Produktionen der letzten Jahre oder ganz aktuelle Filme auf dem Programm“, so Petra Hoffmann. Im Februar geht es weiter mit „Madame Mallory und der Duft von Curry“ mit Helen Mirren. Und wegen des großen Zuspruchs gibt es in diesem Jahr noch nicht einmal eine Sommerpause. Im Juli und August laufen dann „Der Junge muss an die frische Luft“, die Erfolgs-Bio des jungen Hape Kerkeling, und „Die Goldfische“.
2008 ging es um Sein oder Nichtsein
Dass Bottrops Seniorenkino noch einmal so durchstarten würde, haben sich Organisatoren nicht räumen lassen. Damals kamen vielleicht 30, 40 Besucher, später manchmal sogar noch weniger. „Heute haben wir eine Auslastung von durchschnittlich über 80 Prozent der gut 80 Plätze im Filmforum“, sagt Klaus Frintrop. Aber bereits zehn Jahre nach Gründung des Kinos durch das Ehepaar Wolfgang und Irmgard Petschulat zog die Stadt sich aus der Förderung zurück. Da ging es dann sprichwörtlich um Sein oder Nichtsein dieser schönen Idee. Und so trat Familie Reckmann auf den Plan. „Meine Tochter las in der WAZ die Schlagzeile ,Seniorenkino vor dem Aus’ und sagte: ;Papa, ist das nicht etwas für uns?“, erinnert Karl Reckmann.
Seither fördern Reckmanns die Reihe, übernehmen die Kosten für die so genannte Schirmlizens, eine pauschale Ausleihgebühr, die die meisten Filme aus Deutschland und den USA beinhaltet, das Honorar für den Vorführer der VHS und bei Bedarf auch Kaffee und Kuchen. „Denn das gehört von Anfang an dazu, Kaffeetrinken und Klönen, danach Film gucken“, so Klaus Frintrop. Daran wolle wohl auch die neue Generation der Seniorenkino-Fans nichts ändern. „Auch wenn wir inzwischen die Zielgruppe auf 50+ geändert haben“, lacht Petra Hoffmann.
2012 legte Gründerin Irmgard Petschulat die Organisation aus Altersgründen in jüngere Hände. Ein Jahr später erhielt sie für ihr ehrenamtliches Engagement die Bottroper Stadtplakette. Danach führte zunächst ein Triumvirat aus Anneliese Schöner, Monika Baum und Klaus Frintrop die Reihe weiter. Heute lenken Klaus Frintrop und Petra Hoffmann, selbst bekennende Cineasten, die Geschicke der Kultreihe. Sie freuen sich, dass auch Familie Reckmann weiter an der Unterstützung festhält, obwohl der Zuspruch inzwischen so groß ist, dass die Unterstützung Dank gestiegener Einnahmen sogar etwas kleiner werden konnte. „Aber wir halten dem Seniorenkino weiter die Treue und werden auch ausgleichen, wenn die Einnahmen aus welchem Grund auch immer, einmal zurückgehen sollten“, verspricht Karl Reckmann. So kann das Kaffee-Kino, wie manche es auch nennen, zuversichtlich in neue Jahr gehen. Das Motto lautet jetzt: „Tradition trifft Film-Highlights“.
Nächste Vorstellungen - Keine Sommerpause
Das Seniorenkino findet normalerweise jeden ersten Dienstagnachmittag im Monat im Filmforum im Kulturzentrum an der Blumenstraße 12-14, 46236 Bottrop, statt. Beginn ist mit Kaffee und Kuchen (14 Uhr), im Kinopreis von 6 Euro inbegriffen. 15 Uhr Filmvorführung.
Nächste Termine: 4. Februar („Madame Mallory“) u. 3. März („Jesus liebt mich“). Erstmals gibt es keine Sommerpause. Karten an der Tageskasse oder Reservierung unter 02041/57938.