Bottrop. Nach der angekündigten Schließung des Bottroper Werks stehen die Mitarbeiter unter Schock. Betriebsrat erhebt Vorwürfe gegen die Geschäftsführung
Die Nachricht, dass Benteler sein Bottroper Werk im Gewerbegebiet Knippenburg im Jahr 2022 schließt, hat die Mitarbeiter vollkommen überrascht. Zwar waren Stellenstreichungen angekündigt, „aber da waren wir ja noch davon ausgegangen, dass davon mehrere Betriebe betroffen sind. Dass das Bottroper Werk geschlossen wird, damit haben wir nicht gerechnet“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Dirk Müller. Am Standort herrsche seit der Ankündigung von Mittwoch eine „allgemeine Schockstarre“. Der Bottroper Betriebsratsvorsitzende macht der Geschäftsführung Vorwürfe.
Er verweist auf einen Standortsicherungsvertrag. Der gilt bis Ende des Jahres 2021. Die Mitarbeiter hätten für diesen Vertrag Einbußen hingenommen, gleichzeitig seien aber auch Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Standorts vereinbar gewesen. Die jedoch seien in Bottrop ausgeblieben, so Müllers Vorwurf. Stattdessen habe das Unternehmen in andere Standorte investiert, die zum Teil hohe Verluste machten, etwa in den USA. „Bottrop ist hier dann jetzt das Opfer“, gibt er die Stimmung der Belegschaft wieder.
255 Stellen gehen im Bottroper Benteler-Werk verloren
255 Stellen werden nach den derzeitigen Plänen der Geschäftsführung in Bottrop wegfallen. Die Mitarbeiter hätten massive Zukunftsangst, sagt Müller. Das betreffe zum einen die vielen jungen Kollegen, aber auch die zahlreichen Kollegen, die älter als 50 Jahre seien. Die Zusage, der Abbau der Stellen solle sozialverträglich erfolgen, stellt Müller auch in Frage: „Wenn ich einen Standort komplett schließe, wie will ich da sozialverträglich vorgehen? Es fallen doch am Ende alle Stellen weg.“
Für Freitag sind Gespräche mit der zuständigen IG Metall in Recklinghausen vereinbart. Dann werde es auch darum gehen, wie die Belegschaft vor Ort – auch in Abstimmung mit anderen vom Stellenabbau betroffenen Standorten – reagiert. Dirk Müller kündigt an: „Wir werden auf jeden Fall versuchen, uns dagegen zu stemmen und wollen Aktionen planen.“
In dem Treffen gehe es auch darum, eine Strategie zu entwickeln, sagt Gewerkschaftssekretär Michael aus der Wiesche. Auch er bezieht sich auf den Standortsicherungsvertrag. Den schließe man ja eigentlich nur ab, wenn man den Standort tatsächlich zukunftssicher aufstellen möchte.
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Am Donnerstag hatte die Benteler Gruppe angekündigt, ihr Bottroper Werk für Stahlrohre zu schließen. Zuvor hatte das Unternehmen im November angekündigt, bundesweit 600 Stellen zu streichen. davon sollte auch Bottrop betroffen sein, von einer Schließung war jedoch nicht die Rede. Als Begründung nannte das Unternehmen damals den immer schwierigeren Markt mit Überkapazitäten aus China und Osteuropa.