Bottrop. An der Knippenburg produziert die Benteler-Gruppe Stahlrohre. Dort werden Auswirkungen der Stahlkrise und der Billigkonkurrenz aus China spürbar
Die Benteler-Gruppe hat angekündigt, bis Ende 2022 bundesweit 600 von 3600 Stellen in ihrer Stahlrohrsparte abbauen zu wollen. Davon ist auch Bottrop betroffen. Im Gewerbegebiet Knippenburg stellt Benteler Steel/Tube Stahlschweißrohre her. In dem Werk arbeiten rund 250 Beschäftigte. Wie viele Stellen genau in dem Werk gefährdet sind, ist noch nicht absehbar. Das Unternehmen hat Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern aufgenommen. Diesen Gesprächen wolle man nun nicht vorgreifen, so Sprecherin Birgit Held auf Nachfrage.
Das Problem seien die großen Überkapazitäten auf dem europäischen Markt und die dadurch sinkenden Preise, so die Unternehmenssprecherin. Das bedeutet: Der Markt in Europa ist übersättigt. Aus Bottrop habe man in der Vergangenheit auch China und die USA beliefert. „Das ist aufgrund der Handelsbarrieren nur noch eingeschränkt möglich.“ Sprich: Zölle behindern den Export. Zunächst habe man versucht, andere Absatzmärkte zu finden, doch das sei nicht in dem Maße gelungen, wie die Produktionskapazitäten in den deutschen Werken vorhanden sind. Hinzu käme die Billigkonkurrenz aus Osteuropa und China.
Schwierigkeiten in den Werken in Bottrop, Dinslaken und Paderborn
Diese drei Faktoren haben nun die Schwierigkeiten hervorgerufen in den Werken Bottrop und Paderborn – hier produziert Benteler Stahlschweißrohre – und dem Werk im benachbarten Dinslaken für Nahtlosrohre. Und das, so Birgit Held, obwohl 2018 noch ein sehr erfolgreiches Jahr war mit einem Umsatzplus von 18 Prozent. Doch seit Anfang des Jahres sei der Markt stark rückläufig. Und nun wolle das Unternehmen frühzeitig reagieren, um einen Großteil der Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern.
„Personelle Veränderungen möchten wir sozialverträglich umsetzen – beispielsweise durch freiwillige Abfindungsprogramme, Altersteilzeit, flexible Arbeitszeiten und eine natürliche Fluktuation“, kündigt Finanzdirektor Tobias Braun an. Und weiter: „Bei all unseren Unternehmungen steht ein respektvoller Umgang miteinander im Mittelpunkt. Wir werden die Gespräche mit Arbeitnehmervertretern so zügig wie möglich führen.“
Stellenabbau soll schrittweise erfolgen, eng abgestimmt mit Arbeitnehmervertretern
In den Gesprächen gehe es zum einen darum, Überkapazitäten in der Produktion abzubauen, gleichzeitig aber auch Strategien und Wege zu finden, sich in einem schwierigen Markt neu aufzustellen. Das beinhaltet auch eine überarbeitete strategische Ausrichtung, ein Ansatz zur Optimierung des Produktportfolios sowie die Weiterentwicklung der Vertriebsstruktur, heißt es in der offiziellen Mitteilung des Unternehmens.
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Auch in den indirekten Bereichen der Werke sowie in der Verwaltung in Paderborn plant das Unternehmen Einschnitte. Der Stellenabbau soll jedoch schrittweise erfolgen, in enger Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern. Die Sparte Benteler Steel/Tube betreibt insgesamt sieben Werke, davon fünf in Deutschland. Neben dem Standort in Bottrop gibt es noch Niederlassungen in Paderborn, Schloß Neuhaus, Lingen und Dinslaken. Weltweit beschäftigt die Sparte derzeit 4400 Mitarbeiter.
Rohre für die Automobilindustrie
Das Bottroper Werk gehört seit 2008 zur Benteler-Gruppe. Damals übernahm die Gruppe die Schweizer Rothrist AG mit dem Werk an der Knippenburg.
Dort stellt Benteler hauptsächlich Rohre für die Automobilindustrie her. Sie kommen unter anderem in Gasfedern, wie sie zum Hochstellen von Motorhaube oder Kofferraum nötig sind, in Gelenk- und Nockenwellen oder in Stabilisatoren im Fahrwerk zum Einsatz.