Bottrop. Sonntag eröffnet die Jahresausstellung Bottroper Künstler im Museum Quadrat. Bis zum 5. Januar sind 70 Arbeiten von 41 Kunstschaffenden zu sehen.
Einmal im Jahr öffnet das Museum Quadrat seine Türen für Kunstschaffende aus Bottrop. Die Verbindung zur Stadt, entweder als Geburts, Wohn- oder Arbeitsort, ist das Bindeglied zwischen den 70 Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit etwa 250 Arbeiten für die Teilnahme an der 44. Ausgabe dieses Ausstellungsformates beworben haben. Sieben Jurymitglieder aus Museums- und Kunstszene sowie der hiesigen Kulturpolitik haben sich nun für 73 Werke von 41 Künstlern entscheiden. Ab Sonntag ist die Ausstellung in der Modernen Galerie des Hauses am Stadtgarten zu sehen.
70 Arbeiten von 41 Künstlern
Dabei bleibt der obere Saal fast schon traditionell Großformaten vorbehalten. Da erinnert die intensiv blaue Webarbeit „Anni A.“ von Birgit Feike (die zurzeit auch Arbeiten im Büro von Bürgermeisterin Monika Budke im Rathaus zeigt) an die Ehefrau des großen Bottroper Künstlers Josef Albers, die selbst durch ihre textilen Arbeiten international bekannt wurde. Gleich daneben: zwei große, farbgesättigte Bilder von Evelina Velkaite aus deren Zyklus „Mexiko“. Wenn man will auch eine Reminiszenz an das Ehepaar Albers und dessen Reisen durch das mittelamerikanische Land. Velkaite wurde übrigens für die nächste Einzelausstellung im Kabinett der Modernen Galerie ausgewählt, eine Heraushebung, die in diesem Jahr Maike Dähn zu Teil wurde.
Breites Spektrum unterschiedlicher Positionen
Der großen Form haben sich auch Reinhard Wieczorek mit seiner Landschaft „Bei Montalcino“ und Karina Pietrucha mit „Grün“ verschrieben. Die poppigen Farben und witzig-skurrilen Figuren früherer Arbeiten sucht man in dieser fast schleierhaft daherkommenden akribisch ausgeführten Filzstiftmalerei allerdings vergebens.
Fotografie, Collage, Skulptur: Die Jahresausstellung zeigt wie stets ein breites Spektrum und individuelle Positionen. Die verlassenen Häuser der Fotografin Angelika Schilling, Petra Lamers’ eher experimentelle Arbeiten oder Winfried Winklers Porträt eines Kumpels, dessen Oberarm-Tattoo den früheren Arbeitsplatz und den Lieblingsfußballclub wie selbstverständlich vereint, könnten unterschiedlicher nicht sein. Nach vielen Jahren gibt es im Quadrat auch ein Wiedersehen mit Horst-Jürgen Mörschke, der mit zwei Teilen seiner Fotocollage „Mephistopheles“ vertreten ist. Und großzügig umgehbar sind die beiden Skulpturen „Modul Soom“ und „Hocker Doleo“ des international arbeitenden Gereon Krebber.
Aktuelle Bezüge
Aktuelle Bezüge mag der Besucher in Wilma Reidicks kleinen Objekten „Murano“ entdecken. Die Bottroperin verarbeitet darin auch Glasstücke von der berühmten Venedig vorgelagerten Insel. Ihr langjähriger auch künstlerischer Einsatz für die Rettung dieses bedrohten Welterbes findet so neue Formen - während direkt daneben Guido Hofmanns mehrschichtige Baumskulptur eher an die Gefährdung des natürlichen Lebensraums Wald denken lässt.
Kurz: Eine vielteilige und im Vergleich zu früheren Jahren kompaktere Schau, die einen qualitätvollen Querschnitt Bottroper Kunstschaffens zeigt.
Maike Dähn inszeniert ihre Serien konsequent im Kabinett der Modernen Galerie
Vom Rindermagen bis zum Objekt aus Reiskörnern
Dafür greift Dähn gleichsam in die Vollen - und zeigt sogar einen Rindermagen, eingelegt in gelblicher Flüssigkeit in einem Plexiglaskubus. Aber nicht nur die Rinderzucht sei für den riesigen Ausstoß von schädlichem Methangas verantwortlich, so die Künstlerin. Einen Kubus weiter geht es um Reisanbau, der den selben Effekt hat, aber auch die Zerstörungskraft, die Reifenabrieb oder Plastikmüll besitzt. Eine Mobile gleich schweben Briketts an zarten Schnüren unter der Decke, scheinbar so schwerelos, wie die schädlichen Gase, die sie beim Verbrennen verströmen.
Wie ein Mobile schwingen auch mehrschichtige Papierbilder in zarten Rahmen von der Decke und zeigen schemenhaft Erinnerungen an die Kindheit, während eine Serie von Radierungen fast unmerklich in den anschließenden Präsentationsraum überleitet. Fazit: Ambitioniert, intelligent und konsequent inszeniert.
Zusehen ab Sonntag, 1. Dezember, 11.30 Uhr bis Sonntag, 5. Januar im Museum Quadrat, Im Stadtgarten 20, 46236 Bottrop. Eintritt frei.