Bottrop. Auch wenn sie bisher nur geduldet sind, sollen junge Flüchtlinge besseren Zugang zu Arbeit und Bildung erhalten. Neue Förderprogramm helfen dabei

Junge Flüchtlinge, die bisher nur geduldet sind oder deren Status noch nicht endgültig geklärt ist, sollen besser integriert werden. Zwei Landesprogramme machen es möglich, auch die Stadt Bottrop beteiligt sich nun daran. Denn bisher hat diese Gruppe nur begrenzt Zugang zu Integrationsangeboten oder gar zum Arbeitsmarkt. Doch bis klar ist, was mit ihnen passiert, gehen zum Teil Jahre ins Land. „Diese Zeit wollen wir nicht mehr ungenutzt verstreichen lassen“, sagt Sozialdezernent Willi Loeven.

Möglich machen es die Landesprogramme „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ sowie „Gemeinsam klappt’s“. Diese Programme ermöglichen es der Stadt, Anbieter und Angebote für dies Personengruppe besser zu strukturieren und zu vernetzen. Daran beteiligt sind dann unter anderem die Arbeitsagentur, das Jobcenter, die Wirtschaftsförderung, VHS, Sozialamt aber auch die Caritas.

Jeder Einzelfall wird in Augenschein genommen und überprüft

Thomas Schwarzer (Leiter Referat Migration/Kommunales Integrationszentrum), Sascha Borowiak (Abteilungsleiter im Sozialamt), Karen Alexius-Eifert (Leiterin des Sozialamtes) und Willi Loeven (Sozialdezernent, v. l.) erläutern die neuen Fördermöglichkeiten.
Thomas Schwarzer (Leiter Referat Migration/Kommunales Integrationszentrum), Sascha Borowiak (Abteilungsleiter im Sozialamt), Karen Alexius-Eifert (Leiterin des Sozialamtes) und Willi Loeven (Sozialdezernent, v. l.) erläutern die neuen Fördermöglichkeiten. © Stadt Bottrop | Stadt Bottrop

In dieser Runde, so Loeven. würde jeder einzelne Fall überprüft. Es werde genau geschaut: Wo liegen, Stärken, was sind die Schwächen und welche Bedürfnisse ergeben sich daraus? Hier soll dann konkret geholfen werden, etwa durch individuelle Förderung, berufsbezogene Deutschkurse oder gar ein Coaching. Ziel sei es, dass die Betroffenen eben nicht über Jahre im Sozialsystem hängen, „verbunden mit allen negativen Erfahrungen, die man in der Vergangenheit durchaus auch gemacht habe“, sagt Loeven. 260.000 Euro erhält Bottrop aus dem Topf, außerdem finanziert das Land eine Vollzeitstelle – einen Teilhabemanager – beim Sozialamt.

Stand 1. Juli lebten in Bottrop 100 Flüchtlinge im Alter von 18 bis 27 Jahren im Status der Duldung, für sie ist dieses Programm. Hinzu kamen 98 im Gestattungsstatus. Das bedeutet: Bei ihnen läuft das Asylverfahren noch und es ist noch nicht klar, welchen Status sie hier erhalten. Werden sie anerkannt, haben sie ganz normal Zugriff auf die Ressourcen des Jobcenters.

In der Gruppe gibt es Analphabeten genauso wie Vorarbeiter

Diese rund 200 Menschen hätten unterschiedlichste Bedürfnisse, sagt Sascha Borowiak, Abteilungsleiter im Sozialamt. „Wir haben da den 25-jährigen Analphabeten, gleichzeitig aber auch jemanden, der in Kirchhellen schon als Vorarbeiter bei einer Firma tätig ist.“ Diese Spannbreite gelte es jetzt unter die Lupe zu nehmen und die notwendige Förderung zur Integration auf den Weg zu bringen.

Karen Alexius-Eifert, die Leiterin des Sozialamtes, macht deutlich, dass diese Gruppe auch jetzt schon Hilfe erhalte. Nun gebe es aber mehr Spielraum. „Wir sind bisher immer wieder an Grenzen gestoßen, was Personal, Angebote, aber auch deren Finanzierung angeht.“ Doch gebe es in Bottrop Strukturen, auf die sich aufbauen lasse. Dabei betonen die Verantwortlichen ausdrücklich das Engagement der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer, das sie auch in die neuen Strukturen einbinden wollen. Denn eines ist auch klar: Selbst wenn es gewollt wäre, kann das Förderprogramm und das damit verbundene Geld das Ehrenamt nicht ersetzen, sagt auch Karen Alexis-Eifert.

Land hat eine wissenschaftlich Auswertung in Auftrag gegeben

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Parallel habe das Land auch eine wissenschaftliche Auswertung in Auftrag gegeben, sagt Thomas Schwarzer, Leiter des Referats Migration bei der Stadt. Langfristig könnten solche Programme, wissenschaftlich basiert, dann auch anderen Gruppen zugute kommen. „Es geht ja letztlich darum, Menschen, die eigentlich aus dem Bildungssystem herausgewachsen sind, wieder zu integrieren – auch in höherem Alter.“