Bottrop. Mit Übergriffen und Beleidigungen soll Schluss sein. Bodycams und Smartphones können den Polizisten dabei helfen. Die ersten Geräte sind nun da.
Bodycams gehören ab sofort zur Standardausstattung bei Polizeibeamten im Streifendienst in Bottrop. Fast 9000 Kameras will die Landesregierung in NRW bis Ende 2020 anschaffen. Davon sind die ersten 200 Stück in der Polizeibehörde Recklinghausen für ihre Einsätze eingetroffen.
Übergriffe und Beleidigungen gegenüber Beamten sollen künftig verringert und sogar im besten Fall verhindert werden. „Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich nicht von Widerständen höre“, sagt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. „Ich hoffe, dass wir durch diese Bodycams abschreckend wirken.“ Die Polizeibeamten der Wachen erhalten in den kommenden Wochen eine spezielle Schulung im Umgang mit der Kamera.
Wenn die Kamera läuft, wird auch der Ton aufgenommen
Zu Schichtbeginn werden die Geräte im Brust- oder Schulterbereich an der Uniform befestigt. Mithilfe eines Knopfdrucks können dann kritische oder gefährliche Situation in Sekundenschnelle auf Video aufgezeichnet werden. Wenn die Kamera läuft, leuchtet ein roter Rahmen auf, so dass potenzielle Täter wissen, das alles was nun passiert, digital aufgezeichnet wird. Auch der Ton wird aufgenommen. Wenn der Beamte während des Einsatzes entscheidet, das Gerät einzuschalten, muss er das seinem Gegenüber sagen. „Das gilt nicht, wenn der Beamte direkt angegriffen wird“, erklärt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber.
Die Speicherkapazität bei Daueraufnahme hält mindestens eine achtstündige Schicht lang. Normalerweise läuft die Kamera aber nicht die ganze Zeit durch. Wenn die Beamten nach dem Einsatz in der Wache eintreffen, wird das Gerät an einer Dockingstation angeschlossen, die auch als Ladestation dient. Daran befindet sich zusätzlich eine Netzwerkanbindung. Ganz automatisch wird das Datenmaterial der Bodycam dann auf einen lokalen Rechner im Präsidium übertragen. Die Daten bleiben 14 Tage auf dem Rechner gespeichert. Entweder werden sie danach automatisch vom Computer gelöscht oder sie können gegebenenfalls zur Gefahrenabwehr, zur Verfolgung von Straftaten oder für Ordnungswidrigkeiten als Beweismittel genutzt werden.
Smartphones lösen auch das herkömmliche Notizbuch ab
Außerdem haben die Beamten künftig 700 neue Smartphones zur Hand. Darauf sind spezielle Programme für die Polizei installiert, mit denen Dokumente wie Führerscheine, Personalausweise und polizeiliche Daten abgeglichen werden können. Außerdem gibt es einen Messenger-Dienst zur Kommunikation der Beamten untereinander. „Ich gehe davon aus, dass das Notizbuch über kurz oder lang der Vergangenheit angehören wird“, hofft Friederike Zurhausen.
In Bottrop und Gladbeck wurden die Smartphones in einer mehrwöchigen Testphase bis in alle Feinheiten geprüft. Diese Phase ist erfolgreich abgeschlossen. „Die neuen Technologien führen dazu, dass wird Zeit sparen können, Risiken minimieren und die Arbeit optimaler gestalten“, sagt Polizeipräsidentin Zurhausen.
68 neue Streifenwagen für die Beamten
Der Fuhrpark des Polizeipräsidiums, dazu gehören auch Bottrop und Gladbeck, bekommt Nachwuchs. Bis 2021 wird die Autoflotte schrittweise ausgetauscht. 68 neue Fahrzeuge werden nacheinander angeschafft. Zu den Neuheiten zählen 27 Ford S-Max und 41 Mercedes-Benz Vito. Die Wagen haben mehr Platz für Beamte und eine größere Ladekapazität, um Schutzwesten, Helme, Einsatztaschen und weiteres Equipment zu verstauen.
Außerdem verfügen die Fahrzeuge über ein volldigitales Videosicherungssystem mit Kontrolldisplay in der Sonnenblende auf der Beifahrerseite. Hinzu kommen eine Sondersignalanlage und Scheinwerfer nach vorne und zur Seite. Darüber hinaus befindet sich ein Notfallknopf an der Decke zwischen Fahrer und Beifahrer.