Bottrop. Auslöser für Ulrich Tenbergens Fotoserie war Anfang der 80er Jahre ein Kiosk im Bottroper Süden. Jetzt zeigt er seine Bilder im Kulturzentrum.
Bude, Büdchen, Kiosk, Trinkhalle: In diese heute schon fast nostalgische Welt führt derzeit eine Fotoausstellung im Kulturzentrum. Und diese Welt kennt Ulrich Tenbergen seit seiner Kindheit. Und zwar nicht nur als Kunde, der als „Steppke Klümkes anne Bude“ kaufte, sondern auch als harten Job. „Meine Oma hatte einen Kiosk und ich musste oft helfen, wenn mein Vater auf Schicht war“, erinnert sich der Fotograf. Er schleppte schon mal kofferweise Zigaretten, aber auch die Tageseinnahmen für seine Großmutter nach Hause, die ihren Kiosk lange Zeit in Oberhausen betrieb. Denn eine Bude war nun mal kein Hochsicherheitstrakt.
Beruflich legte Tenbergen aber einen anderen Schwerpunkt. Vier Jahrzehnte arbeitete er als Fotograf, für die WAZ, später, bis 2002, für die RAG. Das eigentümliche sozio-kulturelle Gemisch „Bude“ hat ihn aber stets fasziniert. Was lag da näher, als die Büdchen der Region systematisch unter die Lupe, also vor die Linse, zu nehmen. Herausgekommen ist nicht nur eine umfangreiche Fotoserie, sondern auch eine so gut wie lückenlose Dokumentation der Kioske. Gut 800 soll es zwischen Dortmund und Duisburg noch geben, will der Regionalverband Ruhr einmal festgestellt haben.
Angefangen hat der Oberhausener Ulrich Tenbergen damit aber in Bottrop. Anfang der 1980er Jahre faszinierte ihn ein Kiosk zwischen Essener Straße und Autobahnbrücke. „Es war eines dieser typischen frei stehenden Häuschen mit Steinsockel, viel Glas rundherum, hinter dem sich alles so verheißungsvoll bunt und bis obenhin vollgestopft türmte. Diese Buden gibt es kaum noch“, so der Fotograf. Wegen der Nähe zur ersten Bottroper Zeche nennt er sie auch Prosper-I-Bude, auch wenn das nicht der offizielle Name war.
Die erste Bude der Fotoserie stand in Bottrop. Sie gibt es schon lange nicht mehr
Dieses Foto, von Ausstellungsmacherin Katrin Reck prominent neben dem Eingang zum Stadtarchiv platziert, bildet so etwas wie das Entree zu der Schau. Die ist mit 50, 60 Arbeiten ohnehin nur ein Extrakt der vielen Hundert Fotografien, die nicht nur Tenbergens Archiv füllen, sondern auch jetzt wieder in einem neuen „Büdchen-Kalender“ zu sehen sind. Für die Ausstellung trennen Katrin Reck und Ulrich Tenbergen Bottrops Büdchen von denen der Region. Unten sieht man die hiesigen Kult-Kioske, wie Schnabel auf der Gladbecker Straße, den Kiosk am Park in Batenbrock, den Kiosk am Wäldchen oder den fast schon legendären K(uh)kiosk im Fuhlenbrock „mit dem tollen Hund“.
Oben geht es dann in die Region: Inge’s Büdchen, Elkes Bude: mal mit, mal ohne Apostroph. Herne, Gelsenkirchen, Essen-Altenessen: „Dort hat der Besitzer sogar die Knobelrunde fürs Foto zusammengetrommelt“, erzählt Ulrich Tenbergen. Die meisten Betreiber und Kunden seien freundlich auf ihn zugegangen, haben erzählt, was so abgehe, aber auch von der Konkurrenz durch neue Supermärkte oder den Tankstellenverkauf in der Nähe. „Langsam sterben die Kioske wohl aus“, glaubt der Fotograf. Aber dann hat er sie ja alle dokumentiert. So ganz geht eben niemand, auch die Bude nicht.
Es gibt wieder einen „Büdchen-Kalender“
Die Ausstellung „Buden“ ist noch bis Ende Dezember in der „Städtischen Galerie“ des Kulturzentrums, Blumenstraße 12-14, 46236 Bottrop, zu sehen. Eintritt frei.
Einen neuen „Büdchen-Kalender“ für 2020 gibt es auch bereits. Erhältlich für 12,50 Euro ab sofort im Büro der Historischen Gesellschaft in der Alten Börse an der Kirchhellener Straße, 46236 Bottrop, und demnächst auch im Bottroper Buchhandel.