Bottrop. Demnächst bringt die Historische Gesellschaft ein Buch zur Büdchen-Geschichte heraus. Heimatforscher Dieter Hönscher wälzt dafür Akten und Pläne.

Dieter Hönscher und Elsbeth Müllerwälzen im Stadtarchiv alte Akten und Pläne früherer Bottroper Büdchen.
Dieter Hönscher und Elsbeth Müllerwälzen im Stadtarchiv alte Akten und Pläne früherer Bottroper Büdchen. © Unbekannt | FUNKE Foto Services


Der Tag der Trinkhallen rückt näher. Am 25. August stehen die „Büdchen“, wie sie im Ruhrgebiet oft liebevoll genannt werden, wieder im Mittelpunkt. Für die Historische Gesellschaft aber auch Heimatforscher Dieter Hönscher kein neues Thema. Nach ihrem Buch über Bottroper Traditionsgaststätten und dem Kalender „Die Bude lebt“ soll nun ein sogar ein komplettes Buch über die Kioske in der Stadt erscheinen. Der Titel wird schlicht lauten: „Budengeschichten“.




Für diese Geschichte einer Institution mit zahlreichen Geschichten und sicher ebenso vielen Fakten, begaben sich nicht nur Elsbeth Müller von der Historischen und Fotograf Uli Tenbergen auf die kulturgeschichtliche Spurensuche. Auch Dieter Hönscher, seit Jahren ständiger Forschergast im Stadtarchiv ist dabei ein wertvoller Informant. Denn die Familie des ehemaligen Stadtangestellten ist eng mit der hiesigen Büdchenkultur verwurzelt.

Büdchenlieferant von 1929 bis 1960

Reproduktion der Zeichnung aus dem Stadtarchiv für einen Milchkiosk von 1911. 1914 wurde er an der Ägidi-/Ecke Horster Straße gebaut.
Reproduktion der Zeichnung aus dem Stadtarchiv für einen Milchkiosk von 1911. 1914 wurde er an der Ägidi-/Ecke Horster Straße gebaut. © Unbekannt | FUNKE Foto Services

„Meine Eltern hatten von 1929 bis 1960 ein Geschäft, das unter dem Namen ,Klein- und Großhandel für Konfitüren und Zuckerwaren’ amtlich eingetragen war“, so Hönscher. Man belieferte die Kioske, aber auch Kinos oder sogar Kleingartenvereinsheime. Eben alle, wo Süßigkeiten häufig nachgefragt und verkauft wurden. Dieter Hönscher hat selbst als Schüler ausgeholfen und sich so sein Taschengeld aufgebessert. „Es kam durchaus vor, dass ich sonntags mit zwei Kartons bis nach Gladbeck radeln musste, weil dem Kiosk an der dortigen Sandstraße die Ware ausgegangen war“, erinnert sich der Bottroper. Das erste Geschäft der Eltern lag an der Gladbecker Straße 6. „Meine Eltern hatten es von Kaufmann Klöpper übernommen, aber auch selbst zwei Buden betrieben“.




Aber der Heimatforscher interessiert sich nicht nur für die Anekdoten, an denen die Büdchenkultur reich ist. Seine Aufmerksamkeit liegt immer auch auf den Fakten, die im Stadtarchiv zu finden sind. Baupläne, Lagepläne und - wenn vorhanden - alte Bilder. Dort überschneiden sich seine Interessen mit denen der Historischen. „Durch Dieter Hönscher haben wir schon viele Infos und Details für unser Buch bekommen“, sagt Elsbeth Müller, Geschäftsführerin der Historischen Gesellschaft. Daher plant sie auch, mit ihm als Zeitzeugen und Sammler von Fakten einen Interviewbeitrag für die „Budengeschichten“.

So stieß Hönscher zum Beispiel auf Pläne für ein „Zerlegbares transportables Milchausschank-Häuschen“ von 1911. Mit seiner pittoresken Holzfassade erinnert der Kiosk eher an ein Schwarzwaldhaus und wurde schließlich 1914 an der Ägidi-/Ecke Horster Straße gebaut.

Gang zum Kiosk glich eine Ritual

In so einem DKW-Schnelltransporter belieferte Dieter Hönschers Vater ab 1951 die Kunden in Bottrop und Umgebung.
In so einem DKW-Schnelltransporter belieferte Dieter Hönschers Vater ab 1951 die Kunden in Bottrop und Umgebung. © Unbekannt | FUNKE Foto Services

„Ich geh ma anne Bude“ - an diesen werden sich noch viele Bottroper erinnern. Der Gang zu den Kiosken, die sich nicht von ungefähr in der Nähe der Zechen und später verstärkt auch von Schulen befanden, glich oft genug einem Ritual - das im demnächst erscheinenden Band der Historischen Gesellschaft gebührend Erwähnung findet.




Unter den zahlreichen Hausakten des Stadtarchivs, die Dieter Hönscher nicht nur für dieses Buch erforscht, finden sich auch Pläne für Bottroper Büdchen. Der älteste ist wohl der erwähnte Grund- und aufriss des Milchausschanks an der Ägidistraße von 1911. Aber auch für das alte „Wasserschlösschen“, ein achteckiger Kiosk mit öffentlichem WC im Untergeschoss am Pferdemarkt, sind die Pläne noch vorhanden. „Man musste immer nur der Nase nach...“ erinnert sich Dieter Hönscher. Später wurde die Anlage abgerissen und durch einen größeren Bau mit Fahrkartenausgabe ersetzt, der noch lange dort stand.