Bottrop. Diese Zahl hat eingeschlagen: 400 Kinder warten auf einen Platz in einem Schwimmkurs. Die Linke fordert jetzt mehr Lehrschwimmbecken.

Sport- und Bäderbetrieb, Sportbund und der Fachbereich Schule gehen derzeit mit dem ganz feinen Kamm durch die Belegungspläne der Hallenbäder auf der Suche nach Zeitfenstern für zusätzliche Schwimmkurse. Allein 400 Kinder stehen auf der Warteliste der SV 1924. Auch die Nichtschwimmerkurse der TSG Kirchhellen sind „ausgebucht bis zum Herbst nächsten Jahres“, sagt Abteilungsleiter Ralf Hoffbauer. Die Linke fordert deshalb die Stadt auf: Baut ein neues Netz von Lehrschwimmbecken.

Der Sport- und Bäderbetrieb weiß um die riesige Nachfrage nach Schwimmkursen. „Der Bedarf ist tatsächlich hoch“, sagt die stellvertretende Leiterin Angelika Lehrich. Und alle drei Hallenbäder seien ausgelastet.

„Lücken werden gestopft“

Deshalb sucht der Bäderbetrieb gerade nach Zeiten, die fürs Schulschwimmen reserviert sind, aber womöglich nicht genutzt werden. Angelika Lehrich verspricht: „Wo noch Lücken sind, werden sie bis zum Ende der Herbstferien gestopft.“

Sie weist aber auch darauf hin, dass der Bäderbetrieb die Schwimmzeiten auf keinen Fall zu Lasten der Schulen umverteilen wird. „Das ist eine gesetzliche Vorgabe. Der Schulsport hat in den Bädern höchste Priorität.“

Schon eine Viertelstunde mehr Zeit kann helfen

Überprüfen wird der Bäderbetrieb allerdings, ob im öffentlichen Badebetrieb noch Bahnen für Schwimmkurse abgeteilt werden oder Zeiten zu Gunsten der Kurse verkürzt werden können. Das könnte oft helfen, sagt Marc Lewandowsky, sportlicher Leiter bei der SV 1924. „Wenn wir eine Viertelstunde früher ins Wasser dürften, könnten wir manchmal gleich mehrere zusätzliche Kurse anbieten.“

Stimmt, sagt Hoffbauer. „Mit einer Viertelstunde ist mir jetzt freitags schon geholfen.“ Die TSG darf etwas früher ins Wasser, die DLRG kommt als Nachnutzer ein Viertelstündchen später - und schon hat die Schwimmabteilung auch am Freitag ein Zeitfenster im Hallenbad am Kirchhellener Ring. Weitere Lücken werden sich aber jetzt nicht mehr finden lassen, sagt Hoffbauer: „Wir haben jeden Quadratzentimeter Wasserfläche abgegrast. Ich habe keine Chance mehr, an mehr Wasserzeiten zu kommen.“

„Schließung der Lehrschwimmbecken war ein Fehler“

Deshalb fordert die Linke: Wir brauchen mehr Schwimmbecken. „Die Schließung der Lehrschwimmbecken im Rahmen der städtischen Sparmaßnahmen war ein schwerwiegender Fehler“, sagt Dieter Polz, Mitglied der Linken beim Sport- und Bäderbetrieb. Die Linke hat bei ihren Haushaltsberatungen beschlossen, für den Doppelhaushalt 2020/21 Mittel für ein Konzept für ein Netz neuer Lehrschwimmbecken zu beantragen.

„Wir als ehrenamtliche Kommunalpolitiker können nicht genau beziffern, welche Summen dafür notwendig sind und wie schnell das umgesetzt werden kann. Da müssen Experten ran. Deshalb werden wir die Bereitstellung von 100.000 Euro beantragen“, sagt Niels Holger Schmidt, Sprecher der Linken im Rat. „Es ist ein Unding: Wartelisten mit 400 Kindern und Wartezeiten von 15 Monaten sind völlig indiskutabel. Und das liegt ja nicht an den Vereinen sowie Schwimmertrainerinnen und -trainern, sondern an fehlenden Beckenzeiten. Wir brauchen wieder mehr Becken, in denen das Schwimmen auch tatsächlich gelernt werden kann“, betont Schmidt. Polz fordert zur schnellen Linderung des Problems kurzfristig die Ausweitung der Öffnungszeiten zu prüfen.

Förderung für Schwimmkurse

Schwimmkurse gehören zu den Sportangeboten, die aus dem von der Bundesregierung aufgelegten Bildungs- und Teilhabepaket gefördert werden. Zum 1. August ist der Bundeszuschuss aufgestockt worden. Bedürftige Haushalte können jetzt 15 Euro Zuschuss pro Monat für einen Schwimmkurs bekommen.