Bottrop/Kirchhellen. Kochen für Strohwitwer heißt ein Club, der sich seit 40 Jahren in Bottrop trifft. Die Gerichte wurden immer ambitionierter. Chefin ist eine Frau.

Ran an den Herd, heißt es erneut für die „Strohwitwer“ im Pfarrheim Feldhausen. Seit fast 40 Jahren treffen sie sich die Männer nun schon, um gemeinsam zu kochen. Die eingespielte Gruppe von 14 Männern trifft sich etwa sieben Mal im Jahr in dem Pfarrheim der Gemeinde St. Maria Himmelfahrt.

In der Küche des Hauses angekommen weiß jeder sofort, was zu tun ist. Alle holen Schüsseln, Messer, Schneidebretter und vieles mehr aus den Schränken und beginnen sofort mit der Arbeit.„Vor einigen Jahren die mussten wir unsere Räumlichkeiten wechseln“, erzählt Eberhard Uhlenküken, Vorsitzender des Kochclubs. Die frühere Küche war zu klein für die wachsende Gruppe. Heute, mit 14 Mitgliedern, ist die Gruppe voll. „Es gab immer wieder Anfragen, die wir ablehnen mussten“, erklärt Uhlenküken, „Mit zu vielen Personen kann man sonst in einer Küche nicht gemeinsam kochen.“

Leitung und Rezeptauswahl liegen allerdings in Frauenhand

Entstanden ist der Club im Oktober 1979 und wurde von den damaligen Gründervätern ins Leben gerufen, da sie als junge „Strohwitwer“ den Wunsch hatten, kochen zu lernen. „Seit dem ist die Gruppe immer weiter gewachsen“, so Uhlenküken. Beim jüngsten Treffen standen fünf ausgefallene Gänge auf der Speisekarte. Gekocht wurde in ausgelosten Kleingruppen unter anderem Pancetta-Makkaroni mit Treviso und Zuckerschoten, eine Rote Beete Suppe mit Dillspitzen und als Dessert eine Vanille-Birnen-Tarte mit Ziegenkäse. Über die einfache Küche ist man längst hinaus. Für die Rezepte ist in dem Männer-Kochclub allerdings eine Frau zuständig. Anne Bartkowski leitet seit 1992 die Kochgruppe und kümmert sich sowohl um die Organisation, als auch die Einkäufe. „Das ist gar nicht immer so einfach“, erzählt sie. Für das heutige Treffen stand unter anderem Pflaumensaft auf der Einkaufsliste: „Dafür bin ich in vier Geschäften gewesen! Und jetzt gibt es Birnensaft als Ersatz.“

Anne Bartkowski leitet den der Kochclub für Strohwitwer (kfS). Der kocht regelmäßig im Pfarrheim Feldhausen.
Anne Bartkowski leitet den der Kochclub für Strohwitwer (kfS). Der kocht regelmäßig im Pfarrheim Feldhausen. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Die Einkäufe der Kochrunde werden von den Mitgliedsbeiträgen bezahlt. „Wir zahlen 30 Euro Jahresbeitrag und vor jedem Kochen 15 Euro“, erklärt Wolfgang Otte. Er ist vor etwa einem Jahr zu der Gruppe gestoßen und ist seit dem regelmäßig mit dabei. Weitere Kochutensilien wurden extra von allen Mitgliedern für die Gruppe angeschafft und werden in einem Schrank der Küche, welche der Gemeinde gespendet wurde, aufbewahrt. Während die Männer am Herd stehen, hat Anne Bartkowski das Kommando. Sie ist staatlich geprüfte Hauswirtschaftlerin und gelernte Ökotrophologin. „Ich passe ein wenig auf und weiß inzwischen, was ich den Männern zumuten kann“, erzählt sie lachend. „Aber eigentlich muss sie nach so vielen Jahren gar nicht mehr anleiten, die können das allein.“

Über die Jahre hat sich eine beständige Gruppe zusammengeschlossen und nach 27 Jahren in dem Kochkurs sagt Bartkowski: „Mit der Zeit sind mir die Männer alle sehr ans Herz gewachsen.“ Während des Kochens trägt fast jeder von ihnen eine personalisierte Schürze mit dem Namen darauf. „Die sind für unser Show-Kochen“, lacht Wolfgang Otte. Gemeint sind damit verschiedenste Anlässe, zu denen die Männer gemeinsam kochen. Am Ende jeden Jahres findet zum Beispiel das traditionelle Weihnachtsessen „mit unseren Frauen und für unsere Frauen statt“, erklärt Uhlenküken.

Traditionelles gibt es auch - Einnahmen für den guten Zweck

Außerdem kocht die Gruppe regelmäßig in dem Pfarrheim für circa 100 Personen. „Zur Fastenzeit gibt es Heringsstipp mit Salzkartoffeln und im Herbst veranstalten wir das wunderbare Grünkohlessen“, erzählt Bernd Rennert, ebenfalls Mitglied des Kochclubs. Die Einnahmen dieser Essen werden für einen guten Zweck gespendet. Im letzten Jahr gingen die Spenden an das Bottroper Hospiz und an den Kindergarten Feldhausen. Für die Zukunft hat Uhlenküken nur ein Ziel: „Wir wollen immer besser werden.“