Bottrop. . Am 10. und 11. Mai gibt es im Kulturzentrum ein spannendes Programm für alle Interessierten. Verlage und Vereine präsentieren sich.

Für Bottrop eine Premiere: Erstmals findet der Tag der Westfälischen Geschichte in dieser noch recht jungen Stadt - wenn auch mit alten Wurzeln - statt. Veranstalter ist seit 1949 der ehrwürdige „Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens“, der seit 1824 besteht.

Waren früher ehemalige fürstbischöfliche Residenzen, alte Reichsstädte, Abtei- und Stiftsorte wie Corvey oder Freckenhorst überwiegend Tagungsorte, so ist in beiden Vereinsabteilungen Münster wie Paderborn inzwischen auch die Industriegeschichte und deren Orte „salonfähig“ geworden. „Vor 30, 40 Jahren hat das sicher noch anders ausgesehen“, sagt die Vereinsvorsitzende Mechthild Black-Veldtrup aus Münster.

Jahrestage oder besondere Anlässe seien sicher ausschlaggebend bei der Wahl eines Ortes. 100 Jahre Stadtrechte in Bottrop und die erst vor wenigen Monaten hier zu Ende gegangene wichtige Ära des Steinkohlebergbaus hätten die Entscheidung beflügelt, die Bottroper Einladung gerne anzunehmen.

Dass in diesem Jahr das Programm besonders dicht ist, freut auch Stadtarchivarin Heike Biskup als Gastgeberin. Denn bevor am 10. Mai abends der Geschichtstag im Kulturzentrum eröffnet wird, legt die ebenfalls in Münster ansässige Historischen Kommission für Westfalen dort bereits ab 14 Uhr einen Themenschwerpunkt mit Blick auf die Novemberrevolution von 1918/19 in Westfalen und Lippe (siehe Infobox).

Verlage und Vereine präsentieren sich

„In Bottrop finden nun Fortsetzung und Abschluss einer Tagung zu dem Thema statt, die im Düsseldorfer Landtag begonnen hat“, so der Geschäftsführer der Kommission, Burkhard Beyer. Im Gegensatz zum Geschichtsverein gehören zur Kommission ausschließlich Wissenschaftler, die schwerpunktmäßig die Geschichte Westfalens erforschen.

Seit vielen Jahren sind die Tage der Westfälischen Geschichte aber für ein breites interessiertes Publikum geöffnet. „So gibt es auch jetzt wieder Bücherstände zu regionalen Themen, es präsentieren sich Verlage aber auch lokale Vereine oder Gesellschaften“, sagt Christine Schedensack. Die Tage seien immer auch eine Art Messe für Geschichtsinteressierte, so die Geschäftsführerin des Vereins.

Filme sind wie lebendige Zeitzeugnisse

Für Mechthild Black-Veldtrup, übrigens in Personalunion Vorsitzende von Geschichtsverein und Historischer Kommission, ist es immer wichtig, das öffentliche Programm möglichst lebendig und passgenau für die gastgebende Stadt zu gestalten. „Gerade auch mit den Filmdokumenten haben wir in Bottrop wunderbare Zeitzeugnisse, die wir auf der großen Leinwand im Kammerkonzertsaal zeigen können.“

Und er Bergbau (siehe Zweittext) sei auch nach der Schließung von Prosper-Haniel immer noch Thema in der Stadt. Jedenfalls freuen sich alle Beteiligten auf regen Besuch und spannende Diskussionen.

Bottrop in bewegten Bildern

Die Kinemathek im Ruhrgebiet ist nicht nur ein spannender Ort mit unzähligen Filmdokumenten. Die Einrichtung mit Sitz in Duisburg kann auch für sich in Anspruch nehmen, das Gedächtnis der Region zu sein, zumindest was die bewegten Bilder betrifft. Es gibt nur wenige Städte, Unternehmen oder Einrichtungen des Reviers, die nicht auf die eine oder andere Weise in der Kinemathek vorkommen.

Paul Hofmann Leiter der Kinemathek Ruhrgebiet, zeigt historische Filme über und aus Bottrop.
Paul Hofmann Leiter der Kinemathek Ruhrgebiet, zeigt historische Filme über und aus Bottrop. © Hans Blossey

Paul Hofmann ist seit Jahren weltweit unterwegs und versucht, an historisches Filmmaterial zu kommen, kennt Archive und Museen, in denen er fündig werden kann. So darf man gespannt sein, was Hofmann nun für den Eröffnungsvortrag des 71. Tages der Westfälischen Geschichte am Freitag, 10. Mai, 18.30 Uhr über Bottrop zusammentragen konnte.

Ebenfalls mit der Ortsgeschichte des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts setzen sich Archivarin Heike Biskup in ihrem Vortrag über die politischen Voraussetzungen der Stadtwerdung Bottrops von 1904 bis 1919 (11. Mai, 10.30 Uhr) oder Lutz Budrass auseinander. Der Bochumer Historiker forscht über die Geschichte der so genannten Ruhrpolen, Tschechen und Schlesier in Bottrop. Sie bildeten die ersten großen Einwanderungsströme der Industriegemeinde (11. Mai, 12 Uhr).

Michael Farrenkopf vom Bergbaumuseum in Bochum setzt sich am 11. Mai um 12.45 Uhr vor allem mit Prosper Haniel und dem Steinkohlebergbau auseinander, der Bottrop zwei Jahrhunderte prägte.

Das Programm vor der offiziellen Eröffnung

Der 71. Tag der Westfälischen Geschichte beginnt am Freitag, 10. Mai um 14 Uhr im Kulturzentrum mit drei Vorträgen der Historischen Kommission zum Thema Novemberrevolution in Westfalen Lippe. René Hoffmann: Das Bottroper Rathaus-Massaker. 15 Uhr: Bärbel Sunderbrink: Frauen und die Revolution 1919/19 am Bespiel Lippes. 16.30 Uhr: Reiner Rhefus: Elberfeld-Barmen - die alte Hochburg der Sozialdemokratie im Jahr 1918/19.