Bottrop. Wie die Kunst seiner Zeit Josef Albers beeinflusste und wie er sich zugleich davon löste, zeigt die neue Ausstellung im Bottroper Museum Quadrat.
Die Welt feiert 100 Jahre Bauhaus - und Josef Albers war von Anfang an dabei. Zunächst als Schüler, später, bis zur Schließung durch die Nazis 1933, als Meister. Dass auch Meister nicht einfach vom Himmel fallen, zeigt das Josef Albers Museum Quadrat in der umfangreichen Ausstellung „Der junge Josef Albers - Aufbruch in die Moderne“.
In einem großen Parcours führt Kuratorin Ulrike Growe die Besucher von der frühesten erhaltenen Arbeit, der Zeichnung „Blick aus meinem Fenster“, die Albers 1911 in seiner Zeit als Volksschullehrer in Stadtlohn schuf, über die verschiedenen Ausbildungsstationen bis in die Herzkammer der zentralen Halle des Hauses. Dort sind - natürlich - zwei der legendären „Homages“, der berühmten Quadrate, zu sehen. Aber auch das wohl exaltierteste der gezeigten Selbstporträts - in Farbe und weniger streng, dafür mit fantasievoller Kopfbedeckung.
Ausbruch aus dem heimischen Milieu
Die Schau zeigt eindrücklich die Etappen eines künstlerisch Suchenden, der als erster Akademiker aus dem Milieu der westfälischen Handwerkerfamilie ausbricht, ohne seine Herkunft oder seinen Geburtsort Bottrop zu verleugnen. Die Akademien in Berlin und München, die berühmte Kunstgewerbeschule in Essen und damit drei Künstler prägten Albers auf seinem Weg zum Bauhaus. Großformatige Arbeiten des Berliner Spätimpressionisten Philipp Franck sind daher ebenso zu sehen wie Porträts, Szenen und eine Landschaft des Münchener Symbolisten und Jugendstil-Malers Franz von Stuck, bei dem er noch kurz vor seinem Eintritt ins Bauhaus studierte. Schnell wird in der Ausstellung klar, dass Albers mit seiner Kunst ganz andere Wege ging, obwohl er später Stucks Behandlung und dessen Verständnis von Farbe Anerkennung zollte.
In Essen traf er auf Jan Thorn Prikker, dessen Name bis heute mit Glaskunst und Mosaiken, vieles davon erhalten in Neuss, Essen oder Hagen, in Verbindung gebracht wird. Auch Albers schuf Glasarbeiten, nicht nur die „Rosa mystica“ für die Bottroper Michaelskirche, die unter diesem Einfluss entstanden und von der Berliner Glaskunstwerkstatt von Gottfried Heinersdorff ausgeführt wurden. So findet sich auch in dieser Schau Thorn Prikkers großes Porträt Heinersdorffs, das selbst an Glasmalerei erinnert.
Inspiriert von Literatur, Tanz und Theater
Wenig ist abstrakt von den Arbeiten des jungen Albers, sieht man einmal von einigen gezeigten Glasarbeiten ab. Vieles aber äußerst reduziert, kraftvoll-markant. Vor allem überraschen da immer wieder die Zeichnungen, von denen viele aus Privatsammlungen, vor allem aber aus der Josef-and-Annie-Albers-Foundation für die Ausstellung zusammengetragen wurden. Zahlreiche Studien, die Albers unter dem Eindruck des Balletts „Die grüne Flöte“ schuf, zeugen von seinem Interesse an Tanz ebenso wie an Literatur oder Theater. Farbgesättigte Stillleben von Josef Albers finden sich in dem Teil des Parcours, der wie der Folkwang-Gedanke des Sammlers Karl-Ernst Osthaus Künste, Stile und Kulturen zusammen führt. Fotografien der alten Folkwang-Sammlung, wie Albers sie in Hagen vor dem Verkauf nach Essen erlebte, sind dort zu sehen.
Teil des NRW-Projekts „100 Jahre Bauhaus im Westen“
Ein Foto zeigt den „Kuss“ von Maurice Denis. Das Gemälde gab jetzt das Essener Museum Folkwang als eine seiner Leihgaben für diese Schau, die in vielen Facetten die künstlerischen Einflüsse zeigt, die den jungen Josef Albers bis zum Eintritt ins Bauhaus prägten.
Infos zur Ausstellung
Die Ausstellung „Der junge Josef Albers - Aufbruch in die Moderne“ ist vom 22. September bis 12. Januar im Museum Quadrat, Im Stadtgarten 20, 46236 Bottrop, zu sehen.
Passend dazu erschien unter dem gleichen Titel im Hirmer Verlag ein repräsentativer wie lesenswerter Band, 192 Seiten, 160 Abbildungen in Leinen gebunden zu 38 Euro.