Stadtspitze und Parteien greifen die Sorgen der Bürger im Bottroper Süden auf. Wie lange die Kokerei für Maßnahmen gegen Schadstoffe Zeit hat.
Die Proteste der Bürger in Welheim und Batenbrock gegen die Umweltbelastungen im Bottroper Süden zeigen Wirkung. Führende Vertreter der Stadtverwaltung sowie Sprecher von Ratsparteien greifen ihre Sorgen auf und kümmern sich darum. So versprach Bürgermeister Klaus Strehl (SPD) den Anwohnern: „Wir bleiben am Ball“.
Große Sorgen bereitet den Anwohnern nach wie vor die zu hohe Belastung durch giftige Schadstoffe wie Benzo(a)pyren. Ihre Verärgerung über die Staubniederschläge im Bottroper Süden hält an. Verantwortlich dafür machen die Bürger die Kokerei Prosper. „Die Bürger haben es satt“, sagte Sprecherin Beate Krzykawski jetzt im Umweltausschuss des Rates. Sie kündigte weitere Proteste an, falls keine Verbesserung erreicht werde. „Kein Hinhalten mehr!“, appellierte sie an Kokerei und Behörden. Die Anwohnersprecherin aus Batenbrock warf die Frage auf, warum die Stadtverwaltung es hinnehme, dass die Untersuchungsergebnisse über die Belastungen durch Schadstoffe sowie Staub so lange auf sich warten ließen. „Wir werden nicht klein beigeben“, sagte die Bottroperin.
Offizielle Messergebnisse über Staub kommen im Spätherbst
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Beigeordneter Klaus Müller bat die Bürger um Geduld. Offizielle Ergebnisse der von der Stadt in die Wege geleiteten Untersuchungen über die Staubbelastung im Bottroper Süden kündigte er für den Spätherbst an. Dennoch hatten Mitarbeiter des städtischen Umweltressorts bereits Zwischenergebnisse beim Hygiene-Institut Gelsenkirchen erfahren. Danach wurde in „vier von sechs ausgewerteten Proben eine deutlich erhöhte Staubdisposition festgestellt“. Eine zeitweilige Staubbelastung im Bottroper Süden sei „unbestreitbar vorhanden“, sagte daher auch der Technische Beigeordnete.
Müller erklärte jedoch, dass nicht die Stadt, sondern die Bezirksregierung Münster die zuständige Aufsichtsbehörde für die Kokerei Prosper sei. „Der Stadt sind da die Hände gebunden“, sagte auch SPD-Landtagsabgeordneter Thomas Göddertz. Er habe aber mit Regierungspräsidentin Dorothee Feller über die Sorgen der Anwohner gesprochen. Münster werde bald zu einer eigenen Bürgerversammlung einladen, um über die Lage im Umkreis der Kokerei zu informieren, kündigte der Abgeordnete an.
SPD-Abgeordneter Thomas Göddertz teilt die Sorgen der Anwohner
„Die Staubbelastung kann ich bestätigen“, sagte Thomas Göddertz. Er wohnt in der Nähe der Knappenstraße. Göddertz stellte fest, „dass die Situation nicht gut ist“. Das sagte er sowohl mit Blick auf den Staub als auch auf die Schadstoffbelastung. Wegen dieser Schadstoffe rät die Stadt nach wie vor davon ab, im Bottroper Süden bestimmte Blattgemüse aus eigenen Gärten zu verspeisen.
„Es ist nicht falsch, den Druck auf die Kokerei und die Bezirksregierung hoch zu halten“, stimmte daher auch ÖDP-Ratsherr Johannes Bombeck den Anwohnern zu. Bombeck vermutet, dass nicht nur undichte Türen, sondern auch Risse in den Koksöfen den erhöhten Schadstoffausstoß verursachen. „Müssen nicht auch mal die Koksbatterien erneuert werden?“, fragte er deshalb. DKP-Vertreter Michael Gerber warf der Bezirksregierung sogar Ignoranz vor, weil sie auf die Beschwerden der Bürger kaum reagiere.
Stadt sammelt Belege für Staubbelastung
Beigeordneter Klaus Müller unterstrich, dass die Stadtverwaltung dieselbe Forderung wie die Bürger auch an die Kokerei und die zuständigen Behörden erhebe. „Die Kokerei muss alle Maßnahmen ergreifen, um die Zielwerte einzuhalten“, sagte Müller. Es werde voraussichtlich aber bis Januar 2020 dauern, bis die Maßnahmen umgesetzt seien. Dazu gehören zum Beispiel eine bessere Schulung der Kokereimitarbeiter sowie die Ausbesserung der undichten Ofentüren. „Dann wird der Beweis anzutreten sein, dass die Maßnahmen auch wirklich geholfen haben“, betonte der Beigeordnete.
Anders als bei der Belastung mit Benzo(a)pyren, für die es nur Zielwerte gebe, seien für die Staubbelastung Grenzwerte einzuhalten, erläuterte Müller. „Wir alle nehmen eine hohe Staubbelastung wahr, wir können aber nicht belegen, dass es Grenzwertüberschreitungen gibt“, warb er dafür, auf die Auswertung der eigenen Untersuchungen zu warten. Müller: „Mit einem Beleg können wir anders auftreten und haben wir eine ganz andere Handhabe“.