Bottrop. Schützen betreiben einen Schießstand im Bunker. Bei der Auktion bieten sie mit. Jetzt konnten Bieter den Bau ansehen – überraschende Einblicke.

Es gibt Interessenten für den Boyer Bunker. Beim Besichtigungstermin am Dienstagmittag führt Harun Şahin rund zehn Personen durch den Bau an der Horster Straße, der am 21. September in Berlin versteigert werden soll. Neugierig schauen sich die Interessenten im Inneren um und sind teils überrascht darüber, was sie zu sehen bekommen.

Eines der vielen Badezimmer in dem Bunker
Eines der vielen Badezimmer in dem Bunker © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

So wurden Teile des Bunkers in der Vergangenheit ausgebaut. Einige Flure sind über die komplette Länge mit Holz vertäfelt, rechts und links gehen Türen ab. Eine ist beschriftet mit „Büro“. Dahinter ein Raum, der möglicherweise irgendwann tatsächlich als Büro diente. Strom- und Telefonkabel hängen aus der Wand, auf dem Boden ein Teppich und an den Wänden die Brettervertäfelung. Es fehlen halt Fenster.

Erstaunlich viele Badezimmer im Bunker

Mit Taschenlampen und Handy ausgestattet tastet sich die Gruppe weiter durch Gänge und Zimmer. Der Strom in diesem Teil des Bunkers ist abgeschaltet. Immer wieder fallen die Taschenlampenstrahlen in eines der erstaunlich vielen Badezimmer, die irgendwann in den Bunker eingebaut wurden. Einige ausgestattet mit Dusche, andere mit Badewanne. Aber auch hier: Es fehlen Fenster.

An einigen Stellen wurde der Bunker bereits umgebaut. Lange Flure wurden vertäfelt.
An einigen Stellen wurde der Bunker bereits umgebaut. Lange Flure wurden vertäfelt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wer das wann und warum eingebaut hat, dazu kann Şahin nichts sagen. Kopfschütteln und Schulterzucken auch bei den Besuchern, darunter einige Experten, die den Bau für potenzielle Bieter in Augenschein nehmen. Was die mit ihm machen wollen, dazu ist nichts zu erfahren. Niemand will sich in die Karten blicken lassen, womöglich gar mit seinen Ideen weitere Mitbewerber auf den Plan locken. Stattdessen prüfen sie den Beton und nehmen Spuren von Geschosstreffern unter die Lupe.

Schießstand ist Eigentum des Vereins

Lediglich der Sport- und Jagdschützenclub wagt sich aus der Deckung. Er betreibt im Bunker einen Schießstand. Der ist nicht Teil der Versteigerung, stellen die Verantwortlichen klar. Wer den Bunker ersteigert, übernimmt den Mietvertrag mit dem Verein und dessen Schießstand. Wird der Vertrag gekündigt, nimmt der Verein seinen Schießstand, der im Moment Bestandsschutz genießt, mit. Und Dirk Strakosch vom Vorstand des Vereins ist überzeugt, dass nicht noch einmal ein Schießstand in dem Bunker genehmigt würde. „Die aktuell geltenden Vorschriften sind nicht mehr einzuhalten“, urteilt er.

Geschosstreffer im Beton.
Geschosstreffer im Beton. © Funke Foto Services | Thomas Gödde

Er und Vereinskamerad Konstantinos Goumas, ebenfalls Mitglied im Vorstand, zeigen den Interessenten die Räume des Vereins in der obersten Etage. Ein gemütlicher Clubraum und selbstverständlich die Schießstände bilden das Herzstück dieser Ebene – auf der übrigens auch Strom fließt.

Mindestgebot ist aus Vereinssicht zu hoch

Das Gefühl bei dieser Besichtigung? „Mies“, bringt es Goumas auf den Punkt. Denn auch der Verein hat Interesse, wird wohl mitbieten. Doch dass die Versteigerung nun beim Auktionshaus Karhausen in Berlin liegt, schmeckt den Mitgliedern nicht. Das Mindestgebot sei mit 189.000 Euro viel zu hoch, so ihr Urteil. Eigentlich hätte zunächst ein Kölner Auktionshaus den Bau versteigern sollen. „Da stand ein Mindestgebot von rund 90.000 Euro im Raum“, heißt es seitens des Vereins.

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Dass es nun mehr als das Doppelte ist, macht es nicht leichter. Dabei komme der Bunker für Wohnbebauung nicht infrage, sagt Strakosch. Er sei im Krieg schwer beschädigt worden, eine Hälfte sacke ab.

Bund ist noch Eigentümer

Noch gehört der Bunker in der Boy dem Bund. Der will ihn jedoch loswerden und so wird das Objekt am Samstag, 21. Mai in Berlin versteigert. Das Mindestgebot liegt bei 189.000 Euro, hinzu kommen noch Auktionsgebühren.

Das Auktionshaus ist auch bei der Gewerbe- und Immobilienmesse Duisburg am 6. und 7. November dabei. Dort führt das Auktionshaus dann eine Sonderversteigerung von Immobilien durch.