Bottrop. In den gesäuberten Teilen des Flusses fühlt sich der Neunstachlige Stichling heimisch. Er könnte auch bald in Bottroper Gewässern auftauchen.

Im vergangenen Jahr sorgte der „Dreistachlige Stichling“ als Fisch des Jahres für Furore – in diesem Jahr setzt die Emschergenossenschaft noch eine Zahl drauf und stellt zum offiziellen „Tag des Fisches“ am 22. August den „Neunstachligen Stichling“ vor.

Denkbar ist, dass auch dieser Fisch demnächst wieder in der Boye oder im Vorthbach oder Kirchschemmsbach in Bottrop schwimmt. Denn seit 1992 arbeitet die Emschergenossenschaft an der Revitalisierung der Emscher-Gewässer und wertet die schwer geschundene Flusslandschaft der Region mit hohen Investitionen wieder auf.

Der Fisch gilt als wahrer Überlebenskünstler

Der Neunstachlige Stichling, der aufgrund einer Maximallänge von fünf bis sieben Zentimetern auch Zwergstichling genannt wird, ist ein Überlebenskünstler. Denn er kommt in Gewässerabschnitten vor, wo vielen Fischarten ein Überleben kaum mehr möglich ist. Hier überdauerte der Fisch auch das schmutzige Kapitel im Emscher-Gebiet, in dem zahlreiche Gewässerabschnitte im Zuge der Industrialisierung als offene Schmutzwasserableiter genutzt wurden. Das hat neben seinem dreistachligen Verwandten nur noch die Emscher-Groppe geschafft. Sie gibt es seit einiger Zeit wieder in der Boye und in anderen Zuläufen.

So manche verlorene Art konnte wieder angesiedelt werden

Die Emschergenossenschaft siedelt die Emschergroppe wieder in der Boye und anderen Emscher-Zuläufen an. Der Fisch galt lange Zeit als verschwunden.
Die Emschergenossenschaft siedelt die Emschergroppe wieder in der Boye und anderen Emscher-Zuläufen an. Der Fisch galt lange Zeit als verschwunden. © Emschergenossenschaft

In der Emscher bei Dortmund ist die Bachforelle nachgewiesen worden. In der Alten Emscher bei Duisburg schwimmen heute zahlreiche Fischarten, sogar Hechte wurden hier gesichtet. Die Emschergenossenschaft hat daher im September 2016 mit dem Rheinischen Fischereiverband einen Pachtvertrag geschlossen, die Alte Emscher ist seitdem offiziell ein Fischerei-Gewässer.

Der Umbau des Gewässersystems schreitet voran

„Der ökologische Umbau des Emscher-Systems schreitet gut voran – vermehrt kehren nun wieder Fische in die einst nahezu biologisch toten Gewässer zurück“, sagt Gunnar Jacobs, Gewässer- und Landschaftspfleger bei der Emschergenossenschaft und Experte für Artenschutz.

Über die Emschergenossenschaft

Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das Aufgaben für das Gemeinwohl erbringt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz. Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Milliarden Euro investiert werden.

Erfolge in Gefahr

Die ökologischen Erfolge des Emscher-Umbaus können in Gefahr geraten. Seit 2018 beobachtet die Emschergenossenschaft intensive Trockenperioden und Heißzeiten, die den Gewässern zu schaffen machen.

Bachläufe drohen trockenzufallen, für die gerade erst zurückgekehrte Fluss-Fauna ist dies lebensbedrohlich. Erschwerend hinzu kommt, dass sich die Grundwasserstände noch nicht vom Trockensommer 2018 erholt haben.