Bottrop. Gegen das Insektensterben: Paar sät Wildblumen im Vorgarten aus. Darüber freuen sich nicht nur die Bienen. Bottroper hoffen auf Nachahmer.

In der ruhigen Siedlung an der Augustin-Wibbelt-Straße im Fuhlenbrock ist der Vorgarten von Familie Schiefelbein ein echter Hingucker: Mitten auf die ums Eck verlaufende Rasenfläche, die den Bungalow-Bau säumt, haben Anna und Knut Schiefelbein als ihren Beitrag zum Umweltschutz im Frühjahr Wildblumen gesät. Jetzt blüht es dort üppig und bunt – zum Vergnügen von Insekten und Passanten.

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„Ich hatte am Anfang Bedenken, dass manche das vielleicht nicht so toll finden“, sagt die 54-Jährige mit Blick auf die Korn-, Ringel- Mohn- und sonstigen Blumen, die ungestüm in die Höhe wachsen und einen echten Kontrast zum gestutzten Rasen bilden. Aber im Gegenteil: „Die Leute bleiben stehen, gucken sich das an, sind so begeistert, dass manche sogar Fotos machen.“ Einer habe angeschellt, nur um zu sagen, wie gut ihm die Blumenwiese gefällt.

Blumen locken Bienen und Schmetterlinge an

Kaum hat sie das ausgesprochen, kommt ein Paar mit Hund vorbei und spricht Anna Schiefelbein gleich an: „Das ist aber nicht die Samenmischung aus dem Baumarkt?“ Tatsächlich wollte die Bottroperin zunächst einen Mix vom Samen-Spezialisten haben. Die zehn Wochen Lieferzeit, die dieser ansetzte, konnte sie dann aber nicht mehr abwarten. Letztlich wurde sie im Internet fündig. Sie entschied sich für Mischungen, die Bienen und Schmetterlingen gefallen sollen.

Nachdem mit Hilfe eines Nachbarn ein Teil des Vorgarten-Rasens abgefräst worden war, wurde im Mai ausgesät. „Erstmal sah es furchtbar aus“, gibt die Hausverwalterin zu. Aber das ist jetzt schon fast vergessen. Knut Schiefelbein findet, das vorwiegend blau-weiße Blütenmeer sehe ein bisschen aus wie eine Schalke-Wiese. Nun, dann müssen Hummeln wohl Schalke-Fans sein – sie sind hier jedenfalls ganz besonders fleißig im Einsatz.

Eine Blumenwiese ist kein großer Pflegeaufwand

Anna Schiefelbein möchte andere Gartenbesitzer ermuntern, es ihr und ihrem Mann gleich zu tun. Viel Pflegeaufwand bedeute die Blumenwiese nicht, nicht mal düngen solle man sie. Klar, Wasser braucht die blühende Wiese in diesen Tagen, reichlich. „Und im Herbst wird sie dann einmal gemäht.“ Das war’s.

FDP-Vorschlag: Dächer von Bushaltestellen begrünen

FDP-Ratsfrau Gabriele Schmeer sorgt sich ebenfalls um den Lebensraum für Insekten in Innenstädten. Sie beantragt daher, dass die Verwaltung zusammen mit der Vestischen prüft, ob auch in Bottrop die Dächer von Unterständen an Bushaltestellen mit Wildblumen begrünt werden könnten.

Als Vorbild dafür nennt sie die Niederlande. „Diese Idee zieht Kreise und sollte auch in unserer Stadt Umsetzung finden“, schreibt Schmeer an OB Bernd Tischler.

Dafür schätzt Familie Schiefelbein den Nutzen für Natur und Klima aber umso höher ein. „Immer mehr Vorgärten haben vor allem Steine“, meint die 54-Jährige. Das sei vielleicht leicht zu pflegen – aber nichts für Bienen und Co. „Ich war vor Jahren einmal Jungimkerin“, erzählt Anna Schiefelbein. „Da habe ich gemerkt, wie schwer es die Bienen haben.“ Ganz davon abgesehen werde durch Steine auch die Umgebung aufgeheizt. „Vorwiegend war es aber mein Mann, der gesagt hat: Die ganzen Steingärten – wir machen jetzt eine Blumenwiese!“ Im nächsten Jahr dann womöglich auch dort, wo jetzt noch Rasenstreifen im Vorgarten stehen geblieben sind. „Dann fällt das Rasenmähen, das wir jetzt noch haben, ganz weg.“

Und wenn die Blumenwiese im Herbst abgemäht worden ist? „Dann haben wir schon überlegt, ob die Pferde, die hier in der Nähe stehen, das haben wollen“, sagt Anna Schiefelbein.