Menschen mit Behinderung erhalten in der Rheinbabenwerkstatt Zugang zur digitalen Welt und den ersten 3-D-Drucker. HRW und Diakonie kooperieren.

Wenn die alte Bergbauregion sich neu erfindet, will auch die Diakonie nicht hinterherhinken. Jetzt verfügt auch die Rheinbabenwerkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung über ein Fabrikationslabor, ein so genanntes FabLab. Zwar ist dies erst ein Mini-FabLab, aber es arbeitet prinzipiell so wie der große Bruder in der Hochschule Ruhr West (HRW). Dort steht immerhin das wohl größte FabLab des Ruhrgebiets. Und ohne die Kooperation mit der Hochschule innerhalb des groß angelegten Förderprojekts „Emscher-Lippe-hoch-4“ (E-L-4), hinter dem auch das Bundeswirtschaftsministerium steht, wäre die Einrichtung in der Rheinbabenwerkstatt auch nicht möglich gewesen.

Der neue Raum, in dem nun Menschen mit Behinderung an der neuen digitalen Welt teilhaben können, besteht zunächst aus zwei PCs, zwei 3-D-Druckern und einem Folien-Cutter. Aber der Andrang war groß, als Carolin Hirtz (Diakonie) und Lukas Hellwig (HRW) mit Arnd Schreiner, Bereichsleiter der Rheinbabenwerkstatt, mit vielen Interessierten aus den Werkstätten das Mini-FabLab eröffneten.

Einige Drucker-Produkte, die vor allem auch Menschen mit körperlicher Einschränkung im Alltag helfen, sind bereits zu sehen. Ein Halter für Pappbecher zum Beispiel, der verhindert, dass Menschen mit epileptischen Anfällen aus Versehen den vollen Becher zerdrücken, eine Art Schiene für Scheren, die auf dem Tisch liegend das Werkzeug sicher und ruhig führen oder eine Halterung für Stifte, die sich so besser führen lassen. Ausgedruckte Hilfsmittel würden schon jetzt genutzt, um körperliche Handicaps auszugleichen, so Werkstättenleiter Arnd Schreiner.

Das Zauberwort ist Digitalkompetenz

Digitalkompetenz ist auch dort das Zauberwort. Und vier Beschäftigte der Behindertenwerkstatt werden bereits für den Umgang angelernt. Nach dieser ersten Schulungsphase sollen sie dann stundenweise im FabLab arbeiten. „Zunächst sollen nur einfache 3-D-Druckvorgänge durchgeführt werden“, sagt Carolin Hirtz. Aber das Potenzial sei weitaus größer.

„Das Spannende am neuen Mini-FabLab ist die Zusammenarbeit von Studierenden der HRW und Behinderten der Rheinbabenwerkstatt“, sagt Lukas Hellwig. Der Informatiker, der zurzeit an der HRW promoviert, hat das Projekt von Seite der HRW quasi unter seine Fittiche genommen.

Lukas Hellwig (HRW) erläutert das Mini-FabLab beim Emscher-Lippe-Hoch-4-Projekt in der Rheinbabenwerkstatt, Bottrop.
Lukas Hellwig (HRW) erläutert das Mini-FabLab beim Emscher-Lippe-Hoch-4-Projekt in der Rheinbabenwerkstatt, Bottrop. © Diakonie | Michael Horst

Insgesamt stelle die Bottroper Hochschule von den beteiligten acht Partnern mit fünf von 12,5 wissenschaftlichen Stellen auch den größten Anteil. Die HRW-ler haben auch Carolin Hirtz geschult, bevor sie die Arbeit mit den Rheinbaben-Mitarbeitern begonnen haben. „Und für die Studierenden oder wissenschaftlichen Mitarbeiter der Hochschule bedeutet die Teilnahme auch eine nicht zu unterschätzende Praxisorientierung“, sagt Lukas Hellwig, in dessen Dissertation auch das FabLab und die Kooperation zwischen HRW und Rheinbabenwerkstatt einen Schwerpunkt bilden wird. Die Förderung innerhalb von „Emscher-Lippe-hoch-4“ läuft noch bis 2021. Die Projektkoordinatoren gehen aber davon aus, dass das Mini-FabLab aber darüber hinaus Bestand haben wird.

Wer noch dazu gehört

„Emscher-Lippe-hoch-4“ wurde bereits 2017 innerhalb des Projektaufrufs „Umbau 21 - SmartRegion“ zur Förderung ausgewählt. Neben der HRW und der Diakonie-Werkstätten Bottrop-Gladbeck-Dorsten gehören die Stadt Bottrop, die Bochumer Hochschule für Gesundheit, die matrix GmbH Düsseldorf, die e.b.a.gGmbh, die TU Dortmund und die Uni Wuppertal zu den Projektpartnern. Dabei ist die Zusammenarbeit des Bereiches technische Informatik der HRW mit Menschen mit Beeinträchtigung ein Schwerpunkt innerhalb des Projekts. Mehr auf: www.hochschule-ruhr-west.de.