Bottrop. Jugendliche der Bottroper Janusz-Korczak-Gesamtschule sprühen ihre Botschaften im Park auf PVC-Wände. Das wollen sie ihren Altersgenossen sagen.

Ein Graffiti zu sprühen ist gar nicht so leicht. Gerade Linien mit der Farbe aus der Dose hinzukriegen – eine Herausforderung, erzählen Schülerinnen der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG). Und wenn dann noch der Wind falsch steht. . . Dem Ergebnis sind diese Widrigkeiten nicht anzusehen. Vier knallbunte, mannshohe Graffitis, angeordnet in einem Viereck, ziehen im Batenbrockpark die Blicke auf sich. Ihre Botschaft: Dieser Ort gehört auch den Jugendlichen, hier sind ihre Themen gefragt.

Die Gruppe vor dem Werk, das Jugendliche auf den Batenbrockpark als Freizeitangebot aufmerksam machen soll.
Die Gruppe vor dem Werk, das Jugendliche auf den Batenbrockpark als Freizeitangebot aufmerksam machen soll. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Graffitis, die Themen wie Klimaschutz oder die bei Jugendlichen angesagten Anime (japanischer Zeichentrick) aufgreifen, sind in einem Gemeinschaftsprojekt vom Stadtteilbüro Batenbrock und der JKG entstanden. „Wir hatten uns vom Büro aus überlegt, dass wir Jugendliche mit in den Park locken möchten.“ Der Kunstleistungskurs erhielt für einen Grafitti-Workshop mit Profi Frederik Hellmann den Auftrag, die eigene Altersgruppe auf den Park als Treffpunkt im Stadtteil neugierig zu machen. Schulleiter René Heuwieser begrüßte auch die Gelegenheit, „dass unsere Schüler sich nach außen präsentieren können, in den Stadtteil hinein.“

Erst werden Entwürfe gezeichnet, dann die Graffitis gesprüht

So baute Lehrerin Jutta Kerlekin das Projekt spontan in den Unterricht ein. An zwei Terminen wurden in Teams Entwürfe gezeichnet, an zwei weiteren auf PVC-Platten gesprüht. Klare Botschaften wollten die Jugendlichen vermitteln, Sozialkritisches ebenso wie Cooles, sagt Kerlekin.

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Cool sind etwa die drei Symbole für Anime-Serien auf der einen Seite des Kunst-Vierecks. Gleichzeitig haben sie eine Botschaft, wie Fadi (18) erzählt. Er hat ein Motiv für die Serie „One Piece“ gesprüht. „Es spielt im Piratenzeitalter. Die Hauptperson Ruffy fängt von Null an, ohne Schiff und ohne Crew. Er hat ein Ziel, das er verfolgt, egal wie er hart er arbeiten muss oder was seine Kollegen sagen.“ Ein Charakter, der andere motivieren soll. „Deshalb habe ich das ausgewählt.“

Ein Schmetterling bildet den Hintergrund für Fotos

Stefanie, Eva, Lea und Zainab gestalteten ein Graffiti zum Thema Klimaschutz.
Stefanie, Eva, Lea und Zainab gestalteten ein Graffiti zum Thema Klimaschutz. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Mit dem Motiv eines rasanten Autos verbindet Alperen (18) auch die Motivation für andere, sich zuzutrauen einen Führerschein zu machen. Ein Schmetterling wiederum soll dazu anregen, Fotos davor zu schießen und auf Instagram zu posten. Motto: „Es gibt in unserer Stadt so viele sehenswerte Personen.“

Einen Aufruf zum Klimaschutz setzte ein Mädchen-Team um und sprühte eine Weltkugel. Auf der einen Seite ist sie noch grün und intakt, auf der anderen verdunkeln Verschmutzungen Luft und Wasser. „Wir müssen dem Betrachter zeigen, dass wir vieles falsch machen und jetzt handeln müssen“, sagt Zainab (18). „Auch wenn es ein kleiner Schritt ist, jeder kann etwas tun.“ Stefanie (18) ergänzt: „Wir möchten das auch umsetzen. Wir haben zum Beispiel mit Latexhandschuhen gearbeitet und erst einmal geguckt, ob die auch recycelbar sind.“

Recycling ist ein Thema für die Jugendlichen

Wie passend, dass auch der Graffiti-Untergrund wieder verwendet werden soll: In der ersten Ferienwoche (16. bis 21. Juli) wird im Park ein Pumptrack aufgebaut für alles, was Rollen hat – vom BMX-Rad bis zum Bobby-Car. Im Rahmen des Begleitprogramms werden die vier Wände erneut. Voraussichtlich in den Herbstferien werden sie dann ein drittes Mal besprüht.

Projekt hat viele Unterstützer

Unterstützt wurde das Projekt von der Firma Hundertmark, die Bauzäune als Graffiti-Wandhalter zur Verfügung stellte, und der RAG-Stiftung (Projekt „Glückauf Jugend – Kohle für coole Projekte“). „Obdachlose aus der Unterkunft haben die Bauzäune aufgebaut“, so Barbara Josfeld.

Für diese hätten die Schüler auf ihrem Schulfest bei einer Auktion ihrer Kunstwerke jetzt Geld gesammelt. „Knapp 300 Euro. Davon können wir mit den Obdachlosen zusammen was machen.“