Alarm für sieben Ortswehren: Bei einem wilden Autorennen in einer Kiesgrube hat es neun Verletzte gegeben. Zum Glück war es nur eine Übung.
75 Feuerwehrleute aus sieben Bottroper Ortswehren haben bei einer Großübung in einer Kiesgrube am Alten Postweg den Ernstfall geprobt: Bei einem illegalen Autorennen hat es schwere Unfälle mit neun Verletzten gegeben. In 40 Minuten haben die Helfer die Opfer gerettet. Gut, aber das geht noch besser, sagt Übungsleiter Frank Lindemans später bei der Manöverkritik.
Die Stremmer-Geschäftsführer Heinz und Lars Fiele haben der Feuerwehr die Grube Zur Verfügung gestellt. Beide wissen, dass die Ausgangslage nicht aus der Luft gegriffen ist: Wegen wilder Rennen in den Sandgruben hat Stremmer schon mal einen Sicherheitsdienst zur Bewachung der Gruben engagieren müssen.
Verkeilte Wracks, Feuer, Hilfeschreie
Ein Szenario wie dieses haben sie sich aber noch nicht anschauen müssen: An zwei Stellen in der Grube liegen Autowracks zum Teil ineinander verkeilt. Eines brennt, aus einem anderen ist offenkundig ein Opfer herausgeschleudert worden, seine Kleidung brennt. Gut, dass der Rauch aus dem Nebelwerfer kommt, die Opfer Stoffpuppen sind und die Hilfeschreie in einer Soundbox gespeichert sind.
Dennoch ist das Szenario realistisch und vor allem hochkomplex. Die Zugführer der Ortswehren müssen sich schnellstmöglich einen Überblick verschaffen und entscheiden: Wer macht was in welcher Reihenfolge? Vor allem müssen die ihre Fahrzeuge im Raum verteilen.
Das eigene Fahrzeug steht im Weg
Und hier vermerken Feuerwehrchef und Übungsleiter den ersten dicken Fehler: Ein Fahrzeug versperrt allen nachrückenden Rettern den Weg. Bis es aus dem Weg geräumt ist, vergehen wertvolle Sekunden. Das wird der Übungsleiter später bei der Manöverkritik später betonen: „Durch die hohe Anzahl an Einsatzkräften auf engem Raum muss insbesondere die Fahrzeugaufstellung sehr gut koordiniert werden.“ Das müsse besser abgesprochen werden. „Genau dafür üben wir“, sagt Feuerwehrchef Heimann: um solche Schwachstellen in der Vorbereitung zu erkennen und abzustellen.
Jeder einzelne Unfallort stellt die Retter vor verschiedene technische Probleme. Bevor ein Opfer aus einem Wrack geborgen werden kann, muss erst das darüber geschobene stabilisiert werden. Bei einem anderen Opfer vermutet der Notarzt schwere Rückenverletzungen: Hier geht Sorgfalt vor Schnelligkeit: Die Retter zerlegen fast das gesamte Auto, damit das Opfer behutsam aus dem Wrack gehoben werden kann. Ein drittes Auto liegt auf dem Dach: Hier müssen die Retter das Opfer versorgen und gleichzeitig das Wrack stabil halten.
Bilanz: Rettungen haben gut geklappt
Feuerwehrchef Kim Heimann wird später die Ausbilder loben, die gemeinsam mit freiwilligen Feuerwehrleuten die Unfällen
mit Wagen vom Schrottplatz nachgestellt haben: „Ein Szenario zu entwickeln, bei dem alle 75 Einsatzkräfte gefordert werden, ist eine große Herausforderung. Nach meinem Eindruck ist das bei dieser Übung hervorragend gelungen.“
Die Retter aus den sieben Ortswehren haben die technischen Hilfeleistungen schnell und geordnet absolviert, stellt Lindemans später in einer ersten Auswertung. Auch die Rettung der Opfer haben gut geklappt. Die Übung endet da, wo bei einem echten Unfall der Rettungsdienst übernimmt. Die Sanitäter vom DRK sind aber diesmal nur dabei für den Fall, dass sich einer der Retter bei einer Bergungsaktion verletzt.
Hier die Fotostrecke von der Übung.
Ziel: Jedes Jahr eine Großübung
„In der Regel machen wir jedes Jahr eine Großübung, bei der wir daran arbeiten, die Zusammenarbeit der Freiwilligen Feuerwehren zu verbessern“, sagt Feuerwehrsprecher Michael Duckheim. Dabei ist die Feuerwehr dankbar, wenn Unternehmen ihnen Übungsflächen zur Verfügung stellen, sagt Feuerwehrchef Kim Heimann: „Bei einem Szenario wie diesem hätten wir auf dem Hof der Hauptfeuerwache höchstens zwei Autos aufstellen können.“ Deshalb bedankte er sich ausdrücklich bei den Stremmer-Chefs für deren Entgegenkommen.
Jede Übung wird nach der ersten Manöverkritik unmittelbar im Anschluss in den Tagen danach im Detail ausgewertet und dokumentiert.