Bottrop. . Wegen der Belastung von Gemüse mit krebserregenden Stoffen machen sich viele Bürger Sorgen. Bei einem Treffen informierten sie sich gegenseitig.

Die Sorgen vieler Bürger im Bottroper Süden um ihre Gesundheit nehmen wegen der Belastung des Gemüses mit krebserregenden Stoffen in ihren Gärten zu. Ihre Verunsicherung wächst, seit Oberbürgermeister Bernd Tischler ihnen sagen musste, dass sie bestimmte Gemüse und Salate besser nicht verspeisen sollten. Auf einer Bürgerversammlung mit mehr als 120 Teilnehmern in der Gnadenkirche beklagten Anwohner, dass sie sich mit ihren Sorgen allein gelassen fühlen und von Behörden nicht ausreichend informiert werden.

„Wir sind alle aufgeschreckt. Jetzt haben wir auch von Behördenseite, dass alles schlimmer ist, als wir ohnehin schon dachten“, sagte Frank Schmidt, Mitgründer der Bürgerinitiative „Saubere Luft für den Bottroper Süden“. Bisher stand die Aussage im Raum, dass es zwar eine höhere Staubbelastung gebe, diese allerdings nicht gesundheitsgefährdend sei. „Es geht aber nicht mehr darum, dass wir mit Staub und Dreck leben, wir werden eigentlich vergiftet“, meint sein Nachbar Andreas Krzykawski. „Wir haben es mit hochgradig krebserregenden Stoffen zu tun, die wir nicht sehen. Diese Stoffe werden bei uns durch die Luft ausgestoßen und das seit Jahren“, kritisierte der Bottroper.

Anwohner im Bottroper Süden wollen besser informiert werden

Anwohner aus dem Bottroper Süden informieren sich in einer Versammlung im Saal der Gnadenkirche über die Belastung von Gemüse mit krebserregenden Stoffen.
Anwohner aus dem Bottroper Süden informieren sich in einer Versammlung im Saal der Gnadenkirche über die Belastung von Gemüse mit krebserregenden Stoffen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Vielen Bürgern fehlen Informationen darüber, welche Folgen das für ihre Gesundheit haben kann. Sie vermissen auch Empfehlungen der Behörden, wie sie sich nun am besten verhalten. „Wir hatten ja Gemüse im Garten und wir haben das doch auch gegessen“, begründet Andreas Krzykawski diese Sorgen. Vor drei Wochen warnte Oberbürgermeister Bernd Tischler zum ersten Mal vor dem Verzehr bestimmter Gemüse und Salate. Flugblätter in vier Sprachen sollten mit der Verzehrwarnung an die Haushalte gehen. „Es ist ein Unding, dass diese Flugblätter immer noch nicht da sind“, beschwert sich Andreas Krzykawski.

Der Vorstand des Kleingärtnervereins Johannestal habe einen ganzen Katalog von Fragen an die Stadt gerichtet. Die Fragen seien auch an das Landesumweltamt weitergeleitet worden. „Wir haben noch nicht gerade viele Antworten bekommen“, bedauert Fachberater Tim Kaprol. Der Kleingärtner berichtet der Versammlung darüber, dass die Umweltbehörde weitere Untersuchungen vornimmt. „Das Landesumweltamt hat jetzt im Fall-Out-Gebiet - so nennen sie das - neue Container mit Grünkohl, Löwenzahn und Schnittsalat aufgestellt. Daran will man dann sehen, ob die Maßnahmen der Kokerei zur Verbesserung der Schadstoffbelastung greifen“, erklärte der Bottroper.

Die Auskünfte sorgen für große Unsicherheit bei den Bürgern

Dieses Gemüse sollen Anwohner nicht essen

Die Umweltbehörden warnten vor drei Wochen vor dem Verzehr von Gemüse und Salaten aus Gärten in Welheim, Boy und Batenbrock. Das Gemüse sei mit krebserregenden Stoffen belastet.

Nicht essen soll man Grünkohl, Mangold, Spinat, Pflücksalat, Rucola, Staudensellerie, Kräuter und andere Gemüse, von denen Blätter verzehrt werden.

Ökologen hätten auch Bodenproben genommen, um zu untersuchen, ob Pflanzen die krebserregenden Schadstoffe auch durch ihre Wurzeln aus der Erde aufnehmen. Das durch die Schadstoffe aus der Luft belastete Gemüse gehöre auf keinen Fall in einen Komposter. „Sonst habt Ihr die später überall“, befürchtet der Fachberater. Die Gärtner hätten den Rat bekommen, von Gemüse und Salaten die Finger zu lassen, bis die Messwerte feststehen. „Das sorgt hier für große Unsicherheit“, stellt Tim Kaprol fest. Mit aufgefangenen Regenwasser etwa wollen die Anwohner ihre Gemüsepflanzen lieber nicht mehr gießen. Anwohner Norbert Porwol schließlich mahnt, dass in den Gebieten mit hohen Schadstoffwerten doch auch Schulen liegen. „Atmen die Kinder die Schadstoffe etwa ein?“, will er wissen. Auch dazu aber, sagen die Mitglieder der Bürgerinitiative, hätten sich bisher keine Auskunft bekommen.