Bottrop. Im Wirtschaftsförderungsausschuss wurde über die Attraktivitätssteigerung der City gesprochen.
Dass zwei von seinem Institut mit erarbeitete Aktionsfelder zukünftiger Bottroper Arbeitsplatzpolitik nach dem möglichen Rückzug der Kohle schon eifrig „beackert” werden, konnte Oliver Lühr von der Prognos AG am Freitag
im Wirtschaftsförderungsausschuss gleich mit zur Kenntnis nehmen. Zum Thema Bildung stellte Fachhochschul-Präsident Prof. Eberhard Menzel den aktuellen Entwicklungsstand der neuen Fachhochschule vor, und Dr. Arnd Jenne hatte zum Themenfeld „Stadtqualität Handel” die aktuelle Innenstadt beschrieben.
Dr. Jenne hielt (wie im August schon vor Bottroper Geschäftsleuten) ein Plädoyer für eine Stärkung des Einkaufssamstags in dieser Stadt. Verlängerte und einheitliche Öffnungszeiten von Geschäften wie auch Marktständen seien wichtig - aber letztlich nur ein Faktor zur Stärkung der City, betonte er mehrfach und riet, nicht mit aller Energie auf die Öffnungszeiten zu schauen. Ein wichtiges Thema auch: die Erreichbarkeit der City, per ÖPNV und Auto. Weitere Vorschläge, zu denen ihn die Politiker verleiten wollten, wollte er dann eher späteren Diskussionen vorbehalten sehen.
Interessant, dass er für eine Stadt der Größe Bottrops die Woche über Öffnungszeiten bis 18 Uhr für akzeptabel hält. Man solle die Kirche im Dorf lassen und den Einzelhandel auch nicht überfordern, sonst verspiele man beim Handel Bonus für Stadtentwicklungsthemen.
Nach der bis Ende Januar laufenden Testphase der verlängerten Ladenöffnung, so seine Einschätzung nach ersten Informationen, „werden sicher einige Händler wieder abspringen”. Aber er glaube, dass ein Kern dabei bleibe, denn es gebe offensichtlich Geschäfte, die davon profitierten. Eigentlich müsse man für eine richtige Beurteilung auch einen Zeitraum von einem bis eineinhalb Jahren nehmen.
Die Frage, ob die Ansiedlung von Kaufland nicht zu einer Verschiebung der Käuferströme innerhalb Bottrops führe, beantwortete Dr. Jenne mit „Ja” - es komme sicherlich zu einer Umverteilung der Umsätze. Das halte er aber für städtebaulich positiv - „wir wollen doch urbane Strukturen”. Wenn irgendwo auf der grünen Wiese deshalb ein Discounter dicht machen müsse, dann sei der Schaden gering und vielleicht würden so Sünden der Vergangenheit (mit Auslagerung von Einkaufsstätten) wieder gut gemacht.
Auf die Frage, wie schwierigen Randlagen in der City für den Handel mit nutzbar gemacht werden könnten, überraschte Dr. Jenne mit einer coolen Feststellung: Die Innenstadt-Einkaufslagen sind eigentlich schon zu groß geworden, Nebenlagen müsste man ein anderes Angebot geben.
Interessierter Zuhörer: Prof. Menzel. An dem Bottroper Zweig seiner Fachhochschule sind 37 Studenten gestartet, 800 bis 900 sollen es mal werden. Zum Wintersemester 2012/13 soll da neue Gebäude bezogen werden.