Bottrop. . Junge Leute spazieren durch den Förderberg. Ihre Aktion war lebensgefährlich. Verärgerte Kumpel sicherten das Video. Die RAG stellt Strafantrag.

Eine Gruppe junger Leute ist in die Zeche Prosper II eingedrungen und hat unter Tage ein Video gedreht. Die Aktion war nicht nur für die Einbrecher lebensgefährlich, sondern hätte auch Bergleute in Gefahr bringen können. Die RAG stellt daher Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch und Gefährdung der Sicherheit.

Die Einbrecher geben sich als Mitglieder des Youtube-Kanals „Dark Underground“ aus. Ihr Video ist im Internet veröffentlicht und wird in sozialen Netzwerken geteilt. RAG-Sprecher Christoph Beike ist ziemlich empört über deren Einbruch. „Das ist nun wirklich kein Jungenstreich mehr, das ist eine große Gefährdung. Das ist ein absolutes No-Go“, sagte der RAG-Sprecher zur WAZ.

Filmteam ließ Explosionsgefahr völlig außer Acht

Der Einbruch hat nach Erkenntnissen des Unternehmens am letzten Sonntag im April stattgefunden. Die Youtube-Gruppe sei über ein benachbartes Grundstück auf das Zechengelände gelangt, durch die Maschinenhalle gekommen und dann durch den Förderberg unter Tage gelaufen. „Die Strecke ist 3,5 Kilometer lang. Da hinunter und wieder herauf zu gehen, das ist schon ambitioniert“, erklärte Christoph Beike - und auch gefährlich.

Die jungen Einbrecher hätten keine Sicherheitsschuhe getragen und waren auch nicht dafür ausgerüstet. „Ganz abgesehen von der Explosionsgefahr für das gesamte Gebirge“, betonte der RAG-Sprecher. „Man weiß nie genau, welches Gasgemisch da gerade in der Luft ist. Dort dann mit Kameras zu hantieren, die für den Einsatz unter Tage technisch nicht geeignet sind, ist unverantwortlich“, erklärt er.

Unter Tage wird in der alten Zeche noch gearbeitet

Mit den Jeeps fuhren sonst die Bergleute durch den Förderberg auf Prosper II.
Mit den Jeeps fuhren sonst die Bergleute durch den Förderberg auf Prosper II. © Winfried Labus

Die Youtube-Gruppe habe mit ihrer Aktion auch Bergleute in Gefahr gebracht. „Auch wenn das Bergwerk stillgelegt ist, wird unter Tage ja nach wie vor gearbeitet, da wird ja noch geraubt“, sagte der RAG-Sprecher. Die Bergleute holen nämlich alles aus dem Grubengebäude heraus, was noch zu gebrauchen oder zu verkaufen ist: Kohlehobel zum Beispiel oder Kipplader und Stützschilde.

Im Video ist zu sehen, wie die jungen Leute mit Rucksäcken behängt durch den Förderberg gehen. Ihr Film zeigt zum Beispiel, wie ein Mitglied der Gruppe mit einem Grubenfahrrad über Schienen fährt. Die Youtuber leuchten offenbar mit Taschenlampen den Stollen aus und filmen auch leer herumstehende Loren und die Jeeps, die sonst durch den Schrägschacht fahren. Mit den Wagen werden sonst Kohlen oder Schüttgut über die Schienen unter Tage transportiert.

Nicht alle Mitglieder der Gruppe sind unkenntlich

Die stillgelegte Zeche Prosper II bekam Besuch von Youtube-Filmern.
Die stillgelegte Zeche Prosper II bekam Besuch von Youtube-Filmern. © Winfried Labus

Die Zeche Prosper II gehört zum Bottroper Bergwerk Prosper-Haniel, das die RAG im Dezember als letztes deutsches Steinkohlenbergwerk stillgelegt hatte. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekam symbolisch den letzten in Deutschland geförderten Brocken Steinkohle. Das Kohlestück steht mittlerweile im Büro des Bundespräsidenten in Berlin.

Wie es der Youtube-Gruppe gelang, in die Zeche an der Knappenstraße vorzudringen, ist bisher nicht bekannt. „Auf dem Gelände angekommen sind wir schon. Wir suchen uns jetzt einen Eingang, dass wir unter Tage kommen“, kündigt eine Art Moderator in dem Video an. Das gelang der Gruppe auch. Wenig später sind Filmaufnahmen aus dem Förderberg und den Stollen zu sehen. Während andere Mitglieder der Gruppe unkenntlich gemacht sind, gibt sich der Sprecher in den Filmausschnitten zu erkennen.

Direkt neben dem Pütt liegt das Grusellabyrinth

Direkt neben dem Pütt liegt im Schatten des historischen Malakoffturms der alten Zeche allerdings als beliebtes Ausflugsziel das Grusellabyrinth in einer alten Waschkaue der Zeche. Völlig unzugänglich für Dritte ist das riesige Bergbaugelände daher nicht. Zum Gruseln war denn auch der Ausflug der Youtube-Gruppe durch den Förderberg der Zeche - zumindest aus Sicht etlicher Kumpel, die die Videoausschnitte gesichert haben.

Es gab jedenfalls heftige Kritik an der nicht eben legalen Aktion der Youtube-Gruppe. Bergleute vermuten, dass es sogenannte Urban Explorer oder kurz Urbexer waren, die der Zeche eine Besuch abgestattet haben. Ihr Ziel ist es, so genannte Lost Places wie etwa leer stehende Wohnhäuser oder alte Industrieruinen, also eben auch stillgelegte Bergwerke wie Prosper-Haniel, zu erkunden.