Bottrop. . 1983 hat der Küchengerätehersteller sein Bottroper Werk geschlossen. Bisher trafen sich die Krups-Frauen trotz allem monatlich. Nun ist Schluss.

Es ist lange her, dass der Küchengerätehersteller Krups sein Werk in Bottrop schloss. Es war 1983, als das Werk dicht gemacht wurde. Trotzdem blieb Krups in der Stadt auf gewisse Art lebendig. Denn eine Gruppe ehemaliger Beschäftigter hat sich all die Jahre monatlich getroffen und das Werk auf diese Weise am Leben erhalten – inklusive Betriebsausflügen und Weihnachtsfeiern. Doch damit ist nun Schluss. Viele der Krups-Frauen sind bereits gestorben, andere sind gesundheitlich angeschlagen, und so hat die Gruppe jetzt entschieden, sich aufzulosen. Wenn man so will, wird damit der Schlusspunkt hinter die Krups-Ära in Bottrop gesetzt.

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Es war eine Knochenarbeit

„Das tut weh“, sagt Irmgard Bobrzik, die zur Belegschaft gehörte und damals Betriebsrätin in dem Werk war. „Unsere Runde geht zurück auf die Nachmittagsschicht. Wir haben immer Mütterschicht dazu gesagt.“ Denn die meisten Kolleginnen hatten Familie und Kinder. Zuerst wurde der Haushalt gemacht und die Kinder versorgt, anschließend ging es von 16 bis 20.30 Uhr zur Arbeit.

Am Band produzierten die Mitarbeiertinnen die Motoren.
Am Band produzierten die Mitarbeiertinnen die Motoren. © E-G- Schweizer

Knochenarbeit sei es gewesen, sagt Irmgard Bobrzik. Am Band wurden Motoren für Drei-Mix, Rasierapparat oder andere Geräte gefertigt. „Die Knochen taten weh, und abends hatte ich Splitter in den Fingern.“

Eine Kollegin wollte eigentlich nur 3 Monate bleiben

Es habe aber auch gute Seiten gegeben, sagen die ehemaligen Kolleginnen Heidetraut Wollnik und Ursula Mathiszik. So sei man als Frau raus gekommen und habe selbstständiger sein können. Ursula Mathiszik erinnert sich: „Ich wollte eigentlich nur drei Monate bleiben, um Geld für die Weihnachtsgeschenke der Kinder zu verdienen. Am Ende wurden daraus über zwölf Jahre.“

In einem dicken Ordner haben Ursula Mathiszik, Heidetraut Wollnik und Irmgard Bobrzik (v. l) . die Geschichte der Krups-Frauen gesammelt.
In einem dicken Ordner haben Ursula Mathiszik, Heidetraut Wollnik und Irmgard Bobrzik (v. l) . die Geschichte der Krups-Frauen gesammelt. © Heinrich Jung

Im Februar 1983 verkündete das Unternehmen das Aus für den Standort Bottrop, im August war dann Schluss. Der Betriebsrat hatte jedoch ausgehandelt, dass die Mitarbeiterinnen ins Stammwerk nach Solingen wechseln könnten. Ein Angebot, von dem kaum jemand Gebrauch machte. Denn von „Mütterschicht“ konnte damit keine Rede mehr sein. Ursula Mathiszek wechselte damals nach Solingen. „Um 5 Uhr musste ich aus dem Haus, um 6 Uhr fuhr der Bus am ZOB ab, und wenn man Glück hatte, war man um 18 Uhr wieder in Bottrop.“ Nach einem halben Jahr hört sie auf.

Krups-Frauen haben Zusammenhalt entwickelt

Es blieben die monatlichen Treffen, der Zusammenhalt, der aus der harten Arbeit erwachsen war. „Wir waren wie Schwestern. Teilweise haben wir die Kolleginnen ja länger gesehen als unsere Männer“, sagt Heidetraut Wollnik. Der damalige OB Ernst Wilczok erlaubte der Damenrunde, sich im Saalbau zu treffen.

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Monatlich warfen die Frauen seitdem drei Euro in ihre Kasse, dazu einmalig zehn für Geburtstage. So finanzierten sie ihren Betriebsausflug und die Weihnachtsfeier. Aus der Kasse kam auch Weihnachts- und Ausflugsgeld für die Damentruppe. Doch nun ist Schluss damit. Kassierein Heidetraut Wollnik hat den Kassenbestand an die Krups-Frauen auszahlt. Es ist vorbei.

Wobei, ein Hintertürchen hält sich Ursula Mathiszik offen: „Ich werde weiterhin Kaffeetrinken gehen.“ Und wer weiß, wen sie da trifft...