Bottrop. . Vor 30 Jahren beschloss Krups das Aus für den Betrieb in Bottrop. Eine Gruppe ehemaliger Kolleginnen trifft sich bis heute regelmäßig. Berichte über die Huber-Schließung wecken in dieser Runde ganz besondere Erinnerungen
Von einem „Schock für die Belegschaft“ schrieb die WAZ am 23. Februar 1983. Gemeint war die Belegschaft des Krups-Werks im Gewerbegebiet Prosper I. Vor ziemlich genau 30 Jahren – am 31. August 1983 – wurde das Werk in Bottrop geschlossen. Im Februar hatte der Konzern das Aus verkündet. Es folgte ein langer, vergeblicher Kampf, um die letzten Krups-Arbeitsplätze in der Stadt. 240 Beschäftigte arbeiteten zuletzt in den Hallen des Unternehmens. Der Großteil von ihnen Frauen. Sie schraubten hier Motoren und Geräte zusammen. Von einem Frauenanteil von 98 Prozent berichtete die WAZ.
Besonders begehrt: Die Stellen in der Nachmittagsschicht. Vor allem Mütter arbeiteten dann. Während sie bei Krups am Band saßen und Motoren etwa für Rasierapparate bauten, passten die Männer auf die Kinder auf. 1960, als Krups die Fertigung aufbaute, nicht selbstverständlich. Doch die „Krups-Frauen“ haben sich durchgesetzt – zum Teil gegen ihre Männer, die ihnen eine Beschäftigung zu der Zeit noch erlauben mussten. Dieses Gesetz wurde erst 1977 abgeschafft.
Regelmäßige Treffen bis heute
Vielleicht auch daraus erwuchs dieser besondere Zusammenhalt, von dem die Frauen noch heute schwärmen. 30 Jahre nach dem Aus des Betriebs in Bottrop treffen sich sich regelmäßig am letzten Donnerstag jeden Monats im Casino des Saalbaus. 18 Frauen, 18 Charaktere und Temperamente. Kein Wunder, dass auch nach 30 Jahren noch lebhaft diskutiert wird.
Diese Gemeinschaft möchte niemand missen. Weihnachtsfeiern und auch die „Betriebsausflüge“ sind fixe Termine in den Kalendern der Damen-Runde. Dabei wollte manche unter ihnen sich gar nicht so lange an Krups binden. „Nur drei Monate wollte ich arbeiten“, erinnert sich Ursula Mathiszik – es wurden 13 Jahre. Sie habe nur etwas dazu verdienen wollen, um für die Kinder Weihnachtsgeschenke kaufen zu können. Wie ihr erging es vielen Frauen in der Gemeinschaft, aus Monaten wurden Jahre.
Dabei prägten die Frauen ein Familienmodell, das für damalige Zeiten revolutionär war. Sie arbeiteten, und während dieser Zeit betreuten die Männer die Kinder. In einem kleinen Grußwort an die Frauen sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler: „Es brachte Ihnen neben der Selbstständigkeit auch ein besonderes Selbstbewusstsein.“ Dieses Selbstwertgefühl ist 30 Jahre später bei den Treffen spürbar, und man kann sich gut vorstellen, wie die Frauen gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen um ihre Arbeitsplätze gekämpft haben. „Schließlich hing in vielen Fällen auch die Existenz der Familien daran“, sagt Irmgard Bobrzik, zuletzt Betriebsrätin bei Krups in Bottrop. Denn allein mit dem Gehalt des Mannes sei es schwierig gewesen, die Familie durchzubringen.
Dabei hätten sie bei Krups in der „Leichtlohngruppe“ – der Name sagt es – keine Reichtümer verdient. Von einem Stundenlohn von 2,98 Mark spricht eine der Frauen. „Obwohl wir hoch qualifizierte Arbeit geleistet haben“, sagt Bobrzik.
Heideltraud Wollnik kann sich noch erinnern, wie das Aus verkündet wurde: „Wir wurden nachmittags zu einer Versammlung gerufen, die Vormittagsschicht war noch da, dann haben sie uns gesagt, dass das Werk verlagert wird.“ Wenn die Frauen jetzt lesen, dass mit Huber-Packaging aktuell ein Unternehmen ähnlich verfährt, ein komplettes Werk dicht macht und die Arbeitsplätze „verlagert“, können sie besonders gut nachvollziehen, was das heißt. „Dann kommen die Erinnerungen wieder hoch.“