Bottrop / Gladbeck. . Wer Hilfe vom Weißen Ring braucht, hat Schlimmes hinter sich. Ludger Vohrmann von der Außenstelle Bottrop/Gladbeck weiß, was dann zu tun ist.

Wer Hilfe beim Weißen Ring sucht, hat Schlimmes hinter sich. Der Verein kümmert sich um Menschen, die Opfer einer Straftat geworden sind. Die Mitarbeiter leisten ihnen menschlichen Beistand, begleiten sie zu Behörden oder organisieren Kontakte zu Anwälten, Ärzten und Therapeuten, geben manchmal auch finanzielle Hilfen. Einer, der sich beim Weißen Ring kümmert, ist Ludger Vohrmann.

Im Januar hat der Gelsenkirchener die Außenstelle Bottrop/Gladbeck übernommen, nachdem sich sein Vorgänger, der Rechtsanwalt Alfred H. Voigt, nach 35-jähriger Tätigkeit verabschiedet hatte. Ludger Vohrmann ist seit 2011 für den Weißen Ring im Einsatz. Er war technischer Angestellter im Steinkohlebergbau, musste aber aus gesundheitlichen Gründen früh in den Ruhestand, hat dann nach einer sinnvollen neuen Aufgabe gesucht.

Weißer Ring ist rund um die Uhr zu erreichen

„Man muss zuhören können“, sagt der 58-Jährige über seine Tätigkeit. „Für die Opfer ist es das Schlimmste, was sie erlebt haben.“ Gleich, ob sie Opfer einer Vergewaltigung, eines Raubüberfalls oder eines Einbruchs wurden, manche sind noch lange danach schwer traumatisiert und schämen sich. „Viele erzählen nicht einmal den engsten Angehörigen, was passiert ist“, weiß Ludger Vohrmann. „Wir versuchen, sie aus der Dunkelheit herauszuholen.“

Rund um die Uhr ist der Weiße Ring über die Hotline zu erreichen. Auch die Polizei kennt die Ansprechpartner und zieht sie in Notfällen hinzu. Ludger Vohrmann stellt sich in den Polizeidienststellen Bottrop und Gladbeck, aber auch bei Oberbürgermeister Tischler und Bürgermeister Roland vor. Innerhalb von 24 Stunden melde sich der Weiße Ring bei einem Opfer, innerhalb von 48 Stunden werde es persönlich aufgesucht und gegebenenfalls zu Untersuchungen begleitet. „Die Betroffenen werden von Anfang bis Ende betreut“, betont Ludger Vohrmann – so lange, wie sie es wollen.

Supervisoren geben Helfern Beistand

Brauchen auch die Helfer manchmal Hilfe? „Mich schockt eigentlich nichts mehr. Ich habe schon so viel gesehen“, sagt der 58-Jährige. Erschrocken sei er aber immer noch über die Brutalität der Täter und deren Jugend. Er macht das Internet verantwortlich für die zunehmende Gewalt, die man gerade bei Minderjährigen beobachten könne. Hilfe für die seelische Not der Helfer geben Supervisoren.

„Man darf Mitleid zeigen, muss aber auf Distanz bleiben“, erklärt der Gelsenkirchener den Umgang mit Opfern. Wie das geht – das lernen die Helfer in vielen Schulungen. „Es ist eine schöne Arbeit“, sagt er über sein Ehrenamt und hofft auf weitere Mitstreiter. Die Voraussetzungen: Sie müssen einen Führerschein haben und das große polizeiliche Führungszeugnis.

<<< HILFE UND INFORMATIONEN

  • Der Weiße Ring wurde 1976 gegründet und ist die einzige bundesweite Opferschutzorganisation mit einem flächendeckenden Netz von rund 420 Anlaufstellen, 27 davon in NRW.
  • Die Außenstelle Bottrop/Gladbeck gibt es seit 33 Jahren. Der Weiße Ring finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden, Bußgelder und Erbschaften. Rund 3000 Mitarbeiter sind ehrenamtlich tätig, 36 fest angestellt in der Hauptstelle in Mainz.
  • Hilfe und Information: Ludger Vohrmann, Tel. 0157 79689370, E-Mail: ludger-vohrmann@web.de