Bottrop. Das „Kinderdorf Bottrop in Gambia“ wäre ohne die WAZ-Leser nie so erfolgreich geworden. Schulen und Kindergärten werden weiter ausgebaut.
Die WAZ hat in ihren 70 Jahren zahlreiche Erfolgsgeschichten geschrieben. Zu den bemerkenswertesten und nachhaltigsten gehört sicherlich die Berichterstattung über das „Kinderdorf Bottrop in Gambia“. Dem ersten Kapitel im August 1985 folgten unzählige weitere. Bis heute. Ein Schlusspunkt ist noch nicht gesetzt. Und das ist gut so. Dies ist die vorläufige Bilanz einer Geschichte, die selbst nach fast 33 Jahren einfach nicht enden will und ganz eng mit der WAZ verbunden ist.
Kinder tragen Bottroper Wappen
Zu Beginn stand eine kühne Idee, gepaart mit einer gehörigen Portion Idealismus und einer Prise journalistischer Herausforderung: In Gambia, dem Zwergstaat an der westafrikanischen Atlantikküste, sollte ein Kinderdorf entstehen, das den Namen unserer Stadt trägt. Kinder und Jugendliche sollten in der Hilfseinrichtung vorschulisch betreut und in einer „Technical High School“ fit gemacht werden fürs Studium und den späteren Beruf. WAZ-Leser bauten das Projekt auf und über Jahre und Jahrzehnte zu seiner heutigen Größe aus. Inzwischen investierte der Bottroper Trägerverein mehr als drei Millionen Euro in Gambia.
Die Anfänge waren bescheiden, als das „Kinderdorf Bottrop“ im September 1986 mit 120 Knirpsen seinen Kindergarten eröffnete. Stolz wehte die Bottroper Stadtfahne auf dem Gelände, als die ersten Kindergartenkinder in ihren schmucken Schuluniformen mit dem Bottroper Stadtwappen auf der Brust ihre Klassen bezogen und tausende Einheimische „Bottrop in Gambia“ feierten. Sogenannte Bausteinpaten und Sponsoren in Bottrop und über die Stadtgrenze hinaus hatten diesen Tag mit ihrem finanziellen Einsatz ermöglicht. Geld, das gut angelegt war und nach wie vor gut angelegt ist.
Nur drei Jahre nach der Grundsteinlegung des Kinderdorfes wurde der Grundstein gelegt für die „Technical High School“, die sich einmal zum pulsierenden Herzstück der Anlage entwickeln sollte.
1989 feierten die Bürger in Gambias Provinzhauptstadt Brikama die Eröffnung der Berufsschule. Und viele Patinnen und Paten aus Bottrop waren dabei, als im Beisein von Lady Jawara, Gattin des damaligen Staatspräsidenten, der Betrieb mit 90 Jugendlichen startete.
Getragen von der bisherigen Entwicklung ebbte die Welle der Hilfsbereitschaft keinen Deut ab. Die Bottroper Bevölkerung, zahlreiche Organisationen und im Wesentlichen die WAZ-Leser trugen die Idee der humanitären Hilfe im 6000 Kilometer entfernten Gambia. Sie halfen mit beim Bau von weiteren Klassenräumen, Werkstätten, Verwaltungsgebäuden, Schulgärten, Brunnen, Bibliothek, Gästehaus, oder Schulhalle.
Fünf Jahre nach Baubeginn besuchten bereits 450 Jugendliche die Technical High School. Und stellvertretend für die meisten sagte anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Bottroper Hilfseinrichtung Dr. Bully Camara: „Mein Glück war Bottrop!“ Er zählte zu den ersten Abschlussjahrgängen in der Bottroper Einrichtung, die ihm den Sprung aufs College ermöglicht hatte. Wenige Jahre später verdingte sich der Allgemeinmediziner im Kinderhospital in Gambias Hauptstadt Banjul. „Ohne Bottroper Hilfe wäre ich nicht hier. Geben Sie meinen Dank ihren Leuten weiter.“
So wie Camara schafften bis heute viele hundert Bottrop-Absolventen den Weg in die öffentliche Verwaltung und private Wirtschaft, wo sie zum Teil Schlüsselpositionen einnehmen. „Bottrop in Gambia“ hat den jungen Leuten mehr als nur eine Perspektive geboten.
Privataktion und Staat kooperieren
Ende des letzten Jahres wurde die Schule, die nun 3000 Jugendliche in zwei Schichten ausbildet, an den Staat übergeben. Der Bottroper Trägerverein hatte sein Investment auf dem Campus abgeschlossen und den Gambiern eine intakte Einrichtung überlassen.
Die Initiatoren setzen künftig verstärkt Akzente im Vorschulbereich. Der Kindergarten im „Kinderdorf Bottrop“ wird zum Vorschulzentrum ausgebaut. Im Herbst wird der Kindergarten komplett auf Solarbeine gestellt, um sich nicht länger vom unzuverlässigen öffentlichen Stromnetz abhängig zu machen.
Wer weiß, vielleicht blickt das Bottroper Hilfsprojekt in Gambia eines Tages genauso stolz auf 70 erfolgreiche Jahre zurück, wie es die WAZ heute tut. Denn noch längst sind nicht alle Kapitel geschrieben.
Das nächste Kapitel im Kinderdorf Bottrop in Gambia
Zum Jahreswechsel 2018/19 beginnt der Bau eines Vierklassentraktes, der weiteren 120 Jungen und Mädchen von drei bis sechs Jahren den Besuch ermöglicht. Dann tummeln sich auf der Bottroper Anlage 350 Kindergartenkinder und bereiten sich auf ihren Schulbesuch vor. Die Dimension der Anlage zieht weitere Investitionen nach sich.