Bottrop. . Der Zielwert für Benzo(a)pyren wird in Bottrop immer wieder überschritten. Dessen Einhaltung hatte zuletzt aber ohnehin nur mathematische Gründe.

Die Kokerei Prosper bläst nach wie vor zu viel Schadstoff in die Luft. Der Ausstoß des Giftstoffes Benzo(a)pyren liegt faktisch im vierten Jahr hintereinander über dem Zielwert von einem Nanogramm pro Kubikmeter Luft und stieg wieder an. Noch ist das aber nicht amtlich.

Die vorläufigen Werte von Benzo(a)pyren im Feinstaub ergeben an der Messstelle Bottrop-Welheim einen Mittelwert von 1,7 Nanogramm pro Kubikmeter, teilte das Landesumweltamt der WAZ mit. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 1,47. „Ein Zielwert ist ein Wert, der mit dem Ziel festgelegt wird, schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit oder die Umwelt insgesamt zu vermeiden, zu verhindern oder zu verringern“, erklärt Birgit Kaiser de Garcia. Sie ist eine Sprecherin des Landesumweltamtes.

Schadstoffe entstehen beim Backen von Koks

Die Türen der Koksöfen sollen besser abgedichtet werden.
Die Türen der Koksöfen sollen besser abgedichtet werden. © Oliver Mengedoht

Die Kokerei steht für das Landesamt als Verursacherin des erhöhten Benzo(a)pyren-Ausstoßes eindeutig fest. Andere Verursacher seien zu vernachlässigen. Die Mess-Station stehe ja nicht ohne Grund in deren Nähe, heißt es in einem Schreiben des Amtes an Anwohner in Welheim. Die dort gemessenen Schadstoffe, also auch Benzo(a)pyren, entstehen beim Backen von Koks, etwa durch undichte Türen der Koksöfen oder beim Löschen des Koks. Die Kokerei befüllt nach Angaben des Amtes täglich mehr als 140 dieser Öfen mit zig Tonnen Kohle, um daraus Koks zu erzeugen. Der Schadstoff könne aus 292 Ofentüren oder den weit mehr als 500 Fülllöchern für Kohle austreten, heißt es in einem weiteren Formular des Landesumweltamtes.

Im Gegensatz zu Schadstoffgrenzwerten, die zum Beispiel für Stickoxid gelten, müssen Zielwerte wie für Benzo(a)pyren allerdings nur eingehalten werden, sofern dies mit verhältnismäßigen Mitteln möglich sei, erläutert die Bezirksregierung Münster. Die Aufsichtsbehörde hat aber vor gut einem Monat mit dem Kokerei-Besitzer Arcelor-Mittal eine Vereinbarung zur Verringerung des Benzo(a)pyren-Ausstoßes in Bottrop getroffen.

Türen der Koksöfen müssen besser abdichtet werden

„Die Kokerei wird dafür sorgen, dass alle Anstrengungen unternommen werden, um eine Reduzierung sobald wie möglich zu erreichen“, versichert daher auch Arcelor-Sprecher Carsten Pischla. Vorgesehen seien sowohl technische Vorkehrungen als auch verbesserte Schulungen der Mitarbeiter. So sollen die Ofentüren besser abgedichtet und die Prozessüberwachung optimiert werden.

Über die Atemluft krebserregend

Benzo(a)pyren ist ein Polyzyklischer Aromatischer Kohlenwasserstoff (PAK). Über die Atemluft aufgenommen wirkt es krebserregend, informiert das Umweltbundesamt.

Benzo(a)pyren entsteht bei unvollständiger Verbrennung. Als Verursacher gelten Öfen und Kamine, auch Verkehr durch die Verbrennung von Kraftstoffen.

Offiziell hat die Kokerei den Zielwert für Benzo(a)pyren im Jahr 2017 sogar eingehalten, obwohl der tatsächlich gemessene Wert ja höher lag. Das hat aber allein mathematische Gründe. „Der Zielwert hat keine Kommastellen“, erklärt Birgit Kaiser de Garcia. Der gemessene Wert von 1,47 Nanogramm wurde daher auf 1 Nanogramm abgerundet. Aus den Daten der Umweltbehörde geht aber auch hervor, dass die erhöhten Benzo(a)pyren-Werte keineswegs erst auftreten, seit die Kokerei in Besitz von Arcelor Mittal ist. Der Konzern übernahm den Betrieb 2011. In den Jahren zuvor lagen die Giftstoffwerte teils deutlich höher als zurzeit: im Jahr 2004 etwa bei 3,4 Nanogramm. Noch am nächsten kam die Benzo(a)pyren-Konzentration dem Zielwert im Jahr 2011 - bei 1,03 Nanogramm.