Bottrop. . Im Bottroper Windkanal wird seit zehn Jahren der Fallschirmsprung geübt. Die Szene aus aller Welt trifft sich der Prosperstraße.
Das Mekka für Fallschirmspringer liegt in Bottrop. Was zunächst ungewöhnlich klingt, ist seit zehn Jahren eine Erfolgsgeschichte. Die Anlage für Indoor Skydiving an der Prosperstraße feiert im März diesen runden Geburtstag. Für Geschäftsführer Boris Nebe ging mit der Eröffnung ein Traum in Erfüllung: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Als leidenschaftlicher Fallschirmspringer legte er damals den Grundstein für die erste professionelle Hightech-Freifallsimulation in Deutschland.
Eine Trainingsmöglichkeit, unabhängig vom Wetter
In Amerika stand in jener Zeit die erste Generation von Windkanälen. Nebe wurde auf die wachsende Popularität aufmerksam. „Fallschirmspringer sind zum Training extra nach Amerika geflogen“, sagt er. Er habe angefangen, Gruppen mit deutschen Fallschirmspringern zu organisieren und flog mit ihnen in die USA. „Daraus ist dann die Idee entstanden, so etwas auch in Deutschland zu bauen.“
Er wollte eine wetterunabhängige Trainingsmöglichkeit schaffen. Angesprochen waren Anfänger, Freizeitsportler und Profis. Für dieses Unterfangen holte er sich Partner ins Boot. Die Technik des vertikalen Windkanals entwickelte er gemeinsam mit Experten der Technischen Universität Berlin. „Die hatten viel Erfahrung mit der Auslegung und Berechnung von Windkanälen.“ Es sollten die gleichen Bedingungen herrschen wie bei einem Sprung aus einem Flugzeug in mehreren Tausend Metern Höhe.
Luftstrom bläst mit 280 km/h durch die Flugkammer
Der freie Fall in der verglasten Flugkammer wird simuliert durch einen bis zu 280 Stundenkilometer schnellen Luftstrom. Beim Bau der Anlage griffen Partner aus der deutschen Automobilindustrie mit ihrer Kenntnis über Windkanäle unter die Arme. „Das erste Jahr war sehr spannend“, erinnert sich Nebe. „Keiner wusste so richtig, ob das Projekt überhaupt funktioniert“. Gefühlt sei er 360 Tage vor Ort gewesen.
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Die anfängliche Skepsis verflog schnell. „Die Anlage ist sofort eingeschlagen wie eine Bombe.“ In Europa gab es damals keine vergleichbare Trainingseinrichtung. Fortan trafen sich Fallschirmspringer aus ganz Europa, Südamerika und Australien am Fuße der Halde an der Prosperstraße. „In der Szene ist Bottrop mittlerweile in der ganzen Welt bekannt“, sagt Boris Nebe
Als gebürtiger Hattinger war die Wahl des Standorts für ihn eine Herzensangelegenheit. „Die Menschen im Ruhrgebiet sind immer herzlich
und offen für neue Ideen. Ich wusste, es ist die beste Region für dieses Projekt.“ Die Verantwortlichen bei der Stadt Bottrop zeigten sich sofort interessiert und hätten sich bemüht, dass die Indoor Skydiving-Anlage realisiert werde. Inzwischen ist sie nicht nur ein außergewöhnliches Erlebnis für Sportler, Familien oder Firmenjubiläen. Auch Spezialeinheiten der Bundeswehr trainieren regelmäßig im Windkanal.