Bottrop / Oberhausen. . Oberhausen macht Weg frei für Sport-Discounter am Centro. Bottrop sieht die Nachbarstadt „formaljuristisch“ im Recht, kritisiert aber die Regeln.
Die Stadt Oberhausen macht den Weg frei für die Ansiedlung des Sportartikel-Discounters Decathlon auf der ehemaligen Stahlwerkfläche gegenüber dem Centro. Der Rat der Nachbarstadt hat dem französischen Konzern nun Baurecht eingeräumt – gegen den Protest der Stadt Bottrop.
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Die Stadverwaltung Bottrop habe inzwischen von den Kollegen aus Oberhausen einen Schriftsatz zum aktuellen Beschluss in der Nachbarstadt erhalten, sagt Bottrops Planungsdezernent Klaus Müller. Der liege aktuell zur Prüfung beim Planungsamt. Müller hat nicht viel Hoffnung, den Oberhausener Beschluss angehen zu können. Formaljuristisch sei der wohl korrekt, so Müllers erste vorsichtige Einschätzung. Heißt im Klartext: Bottrop muss sich wohl mit der Decathlon-Ansiedlung abfinden, ist angesichts der jüngsten Entwicklungen mit der Moses-Insolvenz in der City aber erst recht nicht glücklich darüber.
Bottrop fürchtet nämlich durch den Sportartikelriesen weitere negative Auswirkungen auf die Innenstadt. Denn auf 4500 Quadratmetern – das entspricht rund dreieinhalb Fußballfeldern – will der Discounter seine Waren anbieten. Das Problem: Auf rund 800 Quadratmetern darf er auch sogenannte zentren-relevante Produkte anbieten, also Waren wie Schuhe oder Sportbekleidung, deren Verkauf in NRW sonst eigentlich nur in definierten Zentren wie etwa Innenstädten erlaubt ist. Außerhalb solcher Zentren wird die Verkaufsfläche für solche Waren gedeckelt.
So sehen die Pläne für Oberhausen aus
Der französische Konzern plant in Oberhausen eine eingeschossige acht Meter hohe Halle.
Neben den zentren-relevanten Waren auf 800 Quadratmetern will Decathlon auch Sportgroßgeräte, Fahrräder, Radzubehör und Campingartikel anbieten. Die gelten als nicht zentren-relevant.
Müller kritisiert die Gesetzeslage hinter der Genehmigung. Demnach braucht es bei der Ansiedlung eines solchen Projektes ein Gutachten darüber dass weniger als zehn Prozent der Kaufkraft abfließen. Ein solches Gutachten liegt für Decathlon vor. Was die Stadt Bottrop ärgert: Bei solchen Projekten ist immer nur die Neuansiedlung zu betrachten. Dass auf dem ehemaligen Stahlwerksgelände in der Nachbarstadt auch schon anderen Einzelhändler auf großen Flächen ihre Waren anbieten spielt in der Betrachtung keine Rolle.
„Wir meinen, man müsste die gesamte Fläche betrachten und schauen, wie viel Kaufkraft schon aufgrund der dort bereits angesiedelten Unternehmen abfließt“, kritisierte Müller schon im Januar 2018 die Rechtsgrundlage. „Die Rechtslage ist nicht gut, die Regelung müsste verändert werden“, legt er jetzt nach und sieht den Gesetzgeber auf Landesebene in der Pflicht.
Auch in Oberhausen ist das Projekt nicht unumstritten. Einzelhändler aus der City aber auch Anwohner protestieren gegen die Decathlon-Pläne. Sie fürchten die Konkurrenz beziehungsweise den zusätzlichen Verkehr, den der Discounter auslöst.
Werben für gemeinsames Konzept
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Bottrops Baudezernent ist sich sicher, dass das Thema auch noch einmal in der Dezernentenrunde der Ruhrgebietsstädte eine Rolle spielen werde. „Wir müssen dazu kommen, die Ansiedlung von Einzelhandel auf regionaler Ebene besser abzustimmen“, wirbt Müller für ein gemeinsames Vorgehen.
Vielleicht gelinge es ja irgendwann, ein regionales Einzelhandelskonzept für das Ruhrgebiet zu verabschieden, hofft Müller auf den ganz großen Wurf in ungewisser Zukunft. Denn neu ist die Idee nicht, so Müller. „Dieses Anregung gab es immer mal wieder und für mich wird es immer deutlicher, dass wir uns in diese Richtung bewegen müssen.“