Bottrop / Oberhausen. Decathlon plant 4500 Quadratmeter-Geschäft in Oberhausen. Stadt wehrt sich gegen den zusätzlichen Einzelhandel.
Auf 4500 Quadratmeter will der französische Sportartikelhändler Decathlon demnächst in Oberhausen seine Waren anbieten. Ein Grundstück auf dem alten Stahlwerksgelände gegenüber dem Centro soll neue Heimat für den Sportriesen werden – sehr zum Verdruss der Stadt Bottrop. Die hat der Nachbarstadt inzwischen mitgeteilt, dass sie mit diesen Ansiedlungsplänen nicht einverstanden ist. Sie sieht auf dem Gelände mit Hornbach, Lidl oder auch Poco inzwischen eine Ansammlung von Einzelhändlern, die in Teilen ihres Sortiments Waren anbieten, die eigentlich den Innenstädten vorbehalten sind.
Der Landesentwicklungsplan regelt für ganz NRW genau, welche Warengruppen das sind. Außerhalb der Zentren muss das Angebot begrenzt werden. Ein üblicher Vorgang, der auch in Bottrop gilt: So darf Ostermann beispielsweise nur auf klar vorgegebener Fläche dieses zentrenrelevante Sortiment anbieten, und auch für Ikea wird eine Obergrenze eingezogen.
Gutachter eingeschaltet
Formal hat das auch die Stadt Oberhausen bei Decathlon vorsorglich getan. Es dürfen lediglich auf 795 der 4500 Quadratmeter Waren dieser Art angeboten werden – etwa Schuhe, Sportbekleidung und bestimmte Sportartikel, wie der Technische Beigeordnete der Stadt Bottrop, Klaus Müller, weiß. Auf der verbleibenden Fläche könnten dann andere Warengruppen, etwa Sportgroßgeräte, Fahrräder, Camping- und Angelzubehör verkauft werden.
Gutachter bescheinigten, dass aufgrund dieser Beschränkung weniger als zehn Prozent der Kaufkraft aus Bottrop nach Oberhausen abfließt. Formal sei das Vorgehen wohl auch richtig, meint Müller. Worüber sich Bottrop aber ärgere sei, dass die Nachbarstadt jede Ansiedlung auf dem Gelände einzeln betrachtet. „Wir meinen, man müsste die gesamte Fläche betrachten und schauen, wie viel Kaufkraft schon aufgrund der dort bereits angesiedelten Unternehmen abfließt“, gibt Müller die Auffassung der Stadt Bottrop wider. Und eigentlich müsste in die Betrachtung auch das Centro mit seinem Anteil zentrenrelevanter Waren einbezogen werden.
Unzulässige Ansammlung
Zumal das alte Stahlwerksgelände seitens der Stadt Oberhausen ursprünglich gar nicht für den Einzelhandel vorgesehen war. Inzwischen werden dort aber auf rund 2500 Quadratemeter Waren angeboten, die eigentlich Zentren vorbehalten sind. Aus Bottroper Sicht ist das eine unzulässige Ansammlung und Verdichtung von Einzelhandel. Und das schädige nicht nur den bestehenden Handel vor Ort, „sondern auch das, was sich hoffentlich noch entwickelt“, sagt Beigeordneter Müller mit Blick auf das ehemalige Karstadt-Haus und das Hansa-Zentrum.
Ihre Einwände hat die Stadt bereits dem Regionalverband zukommen lassen. Im weiteren Verfahren muss sich nun die Stadt Oberhausen mit den Bottroper Einwänden befassen. „Dort muss jede einzelne Anregung abgewogen werden“, sagt Müller.
Mit Protest nicht allein
Mit seinem Protest steht Bottrop nicht allein. In Oberhausen gibt es ebenfalls Widerstand gegen Decathlon.Anwohner fürchten noch mehr Verkehr auf den jetzt schon überlasteten Straßen am Centro, und Sporthändler in Oberhausen wehren sich gegen die neue Konkurrenz.
Investor und Gutachter müssen Stellung beziehen
Die Stadt Oberhausen sieht die Situation anders. Aus ihrer Sicht sollten auf dem Areal des Stahlwerksgeländes „gerade solche Anbieter wie Poco, Engelbert Strauss und Decathlon Platz finden, die in einem verträglichen Maß zentrenrelevante Sortimente anbieten, aber darüber hinaus ein vielfältiges, attraktives Angebot haben“, sagt Oberhausens Stadtsprecher Frank Helling.
Was die Einwände aus Bottrop angeht, so werde sich Oberhausen selbstverständlich damit befassen. Sie würden ausgewertet und dann bewertet, und auch der Investor sowie das von ihm beauftragte Gutachterbüro werden gebeten, zu den Einwänden Stellung zu beziehen. Grundsätzlich aber stehe die Stadt Oberhausen der Ansiedlung positiv gegenüber.
Bottrop hofft auf weitere Verkleinerung
Noch im ersten Halbjahr dieses Jahres gehe es um die Offenlage der Pläne. Das heißt, die zuständigen Gremien beschließen, die Pläne öffentlich auszulegen und Bürgern und anderen Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern oder auch Anregungen abzugeben. Die müssen dann im weiteren Verfahren ebenfalls berücksichtigt werden.
Der Bottroper Beigeordnete Klaus Müller hofft, dass es während dieses Verfahrens doch noch zu Änderungen kommen wird, beispielsweise Flächen für bestimmte Warengruppen noch einmal zu verringern.