Bottrop. . Special Olympics NRW hat Athleten mit geistiger Behinderung zum ersten Aktionstag im Bottroper Windkanal geladen. Das soll wiederholt werden.

Der Fluganzug passt, die Ohrstöpsel, die Schutzbrille und der schwarze Helm mit der Nummer 61 sitzen – Stefanie Wiegel ist bereit. Und spürbar aufgeregt. Die 27-Jährige gehört zu den acht Athleten, die sich dank einer Kooperation vom Verein Special Olympics NRW und der Indoor Skydiving GmbH an diesem Morgen beherzt in den Windkanal fallen lassen – um zu fliegen wie bei einem Fallschirmsprung. Ein schier unbeschreibliches Gefühl, meint die junge Frau danach – „einfach nur schön“.

„Einfach nur schön“: Stefanie Wiegel, Athletensprecherin Special Olympics NRW, nach den ersten Flugrunden.
„Einfach nur schön“: Stefanie Wiegel, Athletensprecherin Special Olympics NRW, nach den ersten Flugrunden. © Thomas Gödde

Special Olympics NRW bietet regelmäßig Aktionstage an

Special Olympics NRW ist die Sportorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung in Nordrhein-Westfalen. „Bei uns geht es sonst um normale Sportarten wie Leichtathletik, Tischtennis, Tennis“, sagt Pressesprecher Sebastian Bergmann. 26 Sommer- und Wintersportarten seien es insgesamt.

Indoor Skydiving mit den Special Olympics

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    „Darüber hinaus bieten wir Aktionstage mit teils exotischen Sportarten an – wie heute Indoor Skydiving.“ Kein Wettbewerb, sondern eine Möglichkeit, Menschen mit geistiger Behinderung an solche Sportarten heranzuführen, besondere Erlebnisse zu schaffen.

    Sieben Schüler aus Mettmann sind dabei

    „Heute sind wir zum ersten Mal hier und deshalb nur eine kleine Gruppe“, sagt Bergmann. Eine Wiederholung mit mehr Teilnehmern haben die Organisatoren schon im Visier. Jetzt aber wollen sich erst einmal sieben Schülerinnen und Schüler der Mettmanner Hans-Helmich-Förderschule im Alter von 15 bis 20 Jahren, Stefanie Wiegel (Athletensprecherin von Special Olympics NRW) aus Langenfeld sowie Vereinsmitarbeiter Nico Herrmann gewissermaßen als Pioniere in den Windtunnel wagen.

    Die Ausrüstung muss sitzen - samt Helm.
    Die Ausrüstung muss sitzen - samt Helm. © Thomas Gödde

    Dabei kann es sicher nicht schaden, sportlich zu sein. Stefanie Wiegel etwa ist sonst beim Rollerskating und Snowboarden zu Hause. Seit sie einmal in Amerika Indoor Skydiving gesehen hatte, möchte sie das selbst ausprobieren, erzählt die 27-Jährige zu Beginn des Aktionstages. „Ich liebe es zu fliegen, in Amerika sind wir mit dem Helikopter geflogen und mit einem Kleinflugzeug.“ – „Dabei hatte sie vorher immer Flugangst“, wundert sich ihre Mutter. Nun, die wäre heute vielleicht fehl am Platz.

    Verein trägt im Juni die dritten Landesspiele aus

    Der Landesverband Special Olympics NRW besteht seit 2003. Rund 10.000 aktive Sportlerinnen und Sportler gehören dazu. Teils sind Förderschulen, Einrichtungen und Organisationen wie die Lebenshilfe Mitglieder, teils Einzelpersonen oder Familien.

    Für die Athleten werden u.a. Wettbewerbe angeboten. Vom 19. bis 23. Juni finden die dritten Landesspiele von Special Olympics NRW in der Stadt Hamm statt. Ausgetragen werden sie gemeinsam mit dem NRW-Landesturnfest als inklusive Sportveranstaltung.

    Wie Angst überhaupt, macht Instrukteur Waldemar in seiner Einführung klar: „Das Ganze macht einen Heidenspaß, freut euch drauf!“ Er zeigt die Haltung, die einzunehmen ist (gerade, Hüfte leicht nach vorne, Arme in Schulterhöhe angewinkelt), betont wie wichtig es ist, ruhig zu bleiben und erklärt Handzeichen. „Reden geht da drinnen nicht, es ist super laut.“ Waldemar versichert den jungen Leuten, dass immer Instrukteure an ihrer Seite sind, sie auf den Wind legen, der mit 150 bis 220 km/h von unten strömt.

    Mannschaftsfoto, bevor es los geht.
    Mannschaftsfoto, bevor es los geht. © Thomas Gödde

    Profis fliegen 17 Meter hoch

    Dennoch bekommen die ersten vor Aufregung schwitzige Hände. Einer aus der Runde fragt, wie hoch man im Windtunnel kommen kann. „Profis kommen bis oben, das sind 17 Meter“, sagt Waldemar. „Ihr bleibt etwa auf unserer Augenhöhe, eventuell kommt ihr auch mit uns zusammen etwas höher.“ Zweimal anderthalb Minuten Flugzeit sind für jeden vorgesehen – und wer dann möchte, darf nochmal.

    Beim Anlegen der Ausrüstung steigt die Spannung

    Beim Anlegen der Ausrüstung steigt die Spannung, „das ist Adrenalin pur jetzt gerade“, meint einer. Noch ein Teamfoto, auf geht’s. Stefanie Wiegel darf anfangen. Sie liegt gut auf ihrem Luftbett, so dass der Instrukteur sie teils los und alleine schweben lässt. Bei ihrem zweiten Flug greift Waldemar sie und fliegt mir ihr einige Meter nach oben.

    Am Anfang hatte sie etwas Angst, verrät die 27-Jährige später. Das habe sich dann gelegt, einfach „sehr, sehr gut“ sei es gewesen – klar, dass sie wie andere nach einer kurzen Verschnaufpause auch noch eine dritte Runde wagen möchte.