Bottrop. . Die Zahl der Einbrüche ist in Bottrop auf ein Zehn-Jahres-Tief gesunken. Ein Vorhersageprogramm soll helfen, sie noch weiter zu drücken.

Seit Dezember hat das Polizeipräsidium Recklinghausen eine weitere Waffe im Kampf gegen Einbrecher. Das Statistikprogramm „Skala“ kann eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Einbrüchen in bestimmten Wohngebieten vorhersagen. Das funktioniert in ländlichen Gebieten wie in Kirchhellen noch nicht so gut. Das Landeskriminalamt (LKA) hat deshalb angekündigt, im Laufe des Jahres für diese Gebiete spezielle Auswertungsinstrumente zur Verfügung zu stellen. Inzwischen kann „Skala“ auch Prognosen auswerfen, in welchen Gebieten das Risiko von Autodiebstählen und Aufbrüchen groß ist.

„Das System ist keine Kristallkugel“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst über die ersten Erfahrungen der Ermittler mit dem neuen Programm. „Es liefert keine Aussagen wie: Heut Nachmittag wird bei Fockenbergs in Grafenwald eingebrochen.“ Das kann das System schon deshalb nicht, weil es nicht auf personenbezogene Daten zugreifen soll und darf. Darauf haben Datenschützer bei der Entwicklung des Programms beim LKA ein waches Auge gehabt.

Erfahrungen der Polizei fließen in das Programm ein

Das Programm wurde stattdessen gefüttert mit Daten zur Einwohner- und Gebäudestruktur, zur Verkehrsanbindung, zur Kaufkraft und zur Mobilität der Bewohner. Natürlich sind auch polizeiliche Erfahrungen eingeflossen . Was die Ermittler zunächst vermissten, war das Erkennen von Serientaten mit bestimmter Begehungsweise. Deshalb ist inzwischen nach Angaben des Landeskriminalamtes ein weiteres Prognosenmodell entstanden, „das den Fokus auf mögliche Tatserien legt“.

Was zeigt „Skala“ den Fahndern nun an? Eine Karte der Städte im Präsidium, in denen Wohnquartiere dunkel einfärbt sind, in denen das System die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs für drei- bis viermal höher hält als anderswo. „Wir können auf diese Ergebnisse mit offenen oder verdeckten Maßnahmen reagieren“, sagt Ramona Hörst.

Polizei kann im Vorfeld Maßnahmen ergreifen

Verdeckt kann heißen: Zivilfahnder legen sich in solchen Gebieten auf die Lauer, um Täter auf frischer Tat zu ertappen. Offen kann bedeuten: Mit gezielten Verkehrskontrollen an den Zufahrten zu den gefährdeten Gebieten können die Fahnder Täter erwischen, aber mindestens abschrecken. In manchen Fällen kann auch ein demonstrativ auf einem zentralen Platz aufgestellter Streifenwagen abschreckend wirken.

Und natürlich könnte die Polizei auch ihr wöchentliches Einbruchsradar für Bottrop im Netz um die Warnung ergänzen: Diese Woche sollten Bürger in diesem Quartier besonders aufmerksam sein. Das könnte aber nach hinten losgehen: Wenn die Täter das mitbekommen, wird das die vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit verändern.

LKA arbeitet an weiteren Verbesserungen

Was wird „Skala“ künftig können über verbesserte Vorhersagen für ländliche Räume hinaus? Die Experten beim Landeskriminalamt denken schon nach über noch kleinteiligere Vorhersagen, zum Beispiel für einen bestimmten Wochentag oder für eine bestimmte Uhrzeit.