Bottrop. . Seine Aufgabe war, Kinder und Jugendliche zu schützen und zu fördern. Dafür spannte der Bottroper auch Prominente ein. Jetzt geht er in Pension.

Popstar Sasha war da, Komiker Oliver Pocher, Schauspieler Christian Kahrmann alias Benni Beimer aus der Lindenstraße - sie alle hat Ulrich Schulz nach Bottrop geholt. „Die größte Show war der Auftritt von Echt. Der Saalbau war zum Bersten voll“, erinnert sich der Mitarbeiter des Jugendamtes. Nach etwa einer Stunde ließ die Feuerwehr den Auftritt der Boy-Band (Du trägst keine Liebe in Dir, Freischwimmer) abbrechen. Es machten zu viele Teenager schlapp.

Das war in den irgendwie goldenen neunziger Jahren. Bei den großen Mega-Dance-Partys im Saalbau traten reihenweise Teenie-Stars an. Die Stadt und ihre Sponsoren nahmen dafür fünfstellige Summen in die Hand. Das zahlte sich am Ende sogar aus, allein schon wegen der begeisterten Teenager.

Ferienzirkus und Stadtranderholung findet er toll

Den Kinderferienzirkus in Bottrop findet auch Ulrich Schulz toll.
Den Kinderferienzirkus in Bottrop findet auch Ulrich Schulz toll. © Thomas Gödde

Doch Schulz lässt auch auf die Jugendarbeit heute nichts kommen. „Der Kinderferienzirkus, wollen wir darüber etwa streiten, der ist doch toll. Die Stadtranderholung seit Jahrzehnten immer ausverkauft!“, betont er energisch. Mehr als 38 Jahre lang hat sich der 65-Jährige um junge Leute in Bottrop gekümmert. Am Freitag beim Carrera-Rennen für Kinder in der Lebendigen Bibliothek war sein letzter Arbeitstag.

Am 1. Januar 1981 fing der Sozialpädagoge bei der Stadt an. „Jugendschutz war da meine Aufgabe, ausschließlich. Die Stelle wurde extra neu geschaffen“, erinnert sich der Bottroper. „Das war die Zeit, in der es in den Diskotheken hoch her ging und auch an den Trinkhallen“, erklärt Ulrich Schulz. „Drogen und Alkoholmissbrauch war damals das ganz große Thema“, sagt er.

Rote Grütze und Günna Knust wirkten auf Schüler

Schulz und seine Kollegen gingen mit Aufklärungsarbeit dagegen an und holten etwa das Jugendtheater Rote Grütze aus Berlin Anfang der Achtziger nach Bottrop. Dessen Anti-Drogen-Stück „Mensch, ich lieb’ Dich doch“ hatte Wirkungskraft, fand Schulz. „1200 Jugendliche im Saal, die waren alle mucksmäuschenstill“, erinnert sich der Sozialpädagoge noch heute staunend. Das Theaterstück war für ihn so etwas wie der Einstieg in die Drogenvorbeugung.

Der Dortmunder Kabarettist und Comedian Bruno Knust  mahnte in Bottroper Schulen vor Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Der Dortmunder Kabarettist und Comedian Bruno Knust mahnte in Bottroper Schulen vor Alkohol- und Drogenmissbrauch. © Franz Luthe

„Kontrollen, Verbote, das hat doch alles nicht viel geholfen“, stellte er früh fest, Aufklärungsarbeit war wichtiger. „Es hat ja Gründe, warum einer zu Drogen oder zu viel Alkohol greift“, erklärt Schulz. Jahrelang sei er auch in den Schulen auf Tournee gewesen. Gemeinsam mit dem Kabarettisten Bruno „Günna“ Knust (Sprit macht fit) klärte er viele junge Leute über die Gefahren von Alkohol- und Drogenmissbrauch auf. „Ich bin ja im Bistro groß geworden“, sagt der Bottroper, soll heißen: Schulz kannte sich in der Szene bestens aus.

Zusammenschnitt der schlimmsten Horror-Szenen

In Schulen und auch in einem Zelt auf öffentlichen Plätzen mitten in der Stadt warnte der Bottroper mit Kollegen später auch mit einem Zusammenschnitt der schlimmsten Szenen vor Horrorfilmen, Gewaltdarstellungen und Pornografie. „Wir Erwachsenen waren ja geschockt, wie einfach Kinder und Jugendliche da über Videos und so herankamen“, sagte Schulz. Rückblickend ist ihm klar, um wie vieles einfacher das heute im Internet greifbar ist.

Die Partys mit den Teenie-Stars bildeten für Schulz später den Übergang zu mehr Jugendförderung. Die kleineren Jugendzentren, die es früher in der Welheimer Mark, in Ebel oder Rheinbaben noch gab, führte er gemeinsam mit Kollegen oder auch mit dem legendären Pater Markus aus St. Antonius. Viele Bottroper Jugendliche verbrachten da ihre Freizeit und suchten Gespräche mit den Sozialpädagogen. Heute seien Jugendzentren nicht mehr so gefragt. Das sei einfach eine Folge der Betreuung von Kindern und Jugendlichen in den Ganztagsschulen, stellt Schulz fest.

Die kleinen Rennautos flitzen weiterhin

Die Carrera-Rennen für Kinder, für die Ulrich Schulz wie kein zweiter steht, wird er auch nach seiner Pensionierung anbieten, kündigt er an. Acht- bis zehnmal im Jahr wird der Bottroper die Bahn in Schulen oder in der Bibliothek aufbauen. Das Interesse bei Kindern ist noch immer groß. Weit vor dem offiziellen Beginn fragten einige auch diesmal in der Bücherei wieder, wann es denn endlich los geht.