Bottrop. . Aktuell bringen die kleinen Kinder wieder den Segen in die Häuser. Das Werben um Kinder ist aufwändiger geworden. Das sagen die Gemeinden.
In den nächsten Tagen ziehen die kleinen Könige wieder von Haus zu Haus und verteilen den Weihnachtssegen. Doch inzwischen wird es in Teilen der Stadt für die Gemeinden immer schwieriger, Teilnehmer zu finden. In anderen Ortsteilen dagegen ziehen große Gruppen los – doch der Aufwand, Kinder zu werben und zu begeistern steigt auch da.
Hut ab vor dem Einsatz
Seien Sie ehrlich, können Sie sich vorstellen, bei wildfremden Menschen zu klingeln ohne zu wissen, ob Sie willkommen sind, ein Lied singen und Segen bringen? Es gibt wohl kaum erwachsene Menschen, die sich das so ohne Weiteres zutrauen.
Und doch ist es genau das, was immer noch Hunderte von Kindern in dieser Stadt in den kommenden Tagen tun werden. Als Sternsinger sind sie unterwegs, bringen den Segen in die Häuser und sammeln für Kinder. Dieser Einsatz für andere ist bewundernswert. Allen Teilnehmern - auch den älteren Betreuern und Organisatoren - gebührt deshalb Respekt.
Es ist schön zu sehen, dass es trotz aller Schwierigkeiten beim Werben um Teilnehmer immer noch genügend Kinder gibt, die sich selbstlos für andere einsetzen und von ihren Eltern dazu ermutigt werden. Anerkennung und Dank dafür, und allen Teilnehmern viel Erfolg bei der Aktion in diesem Jahr.
Jennifer Brink, Gemeindereferentin in St. Cyriakus hat bisher gerade einmal acht Anmeldungen, wobei das noch nicht die endgültige Zahl sein müsse. Doch inzwischen, so die Gemeindereferentin, werbe man sogar um Kindergartenkinder. „Die sollen natürlich nicht den ganzen Bereich abdecken sondern vielleicht mit ihren Eltern einen kleinen Teil.“ Woran es liegt, kann sie nur vermuten. Zum einen seien einige Familien um diese Jahreszeit schlicht im Urlaub, ältere Kinder dagegen wollten sich nicht mehr unbedingt verkleiden, sondern gingen lieber als Betreuer mit. Hinzu komme, dass es vielleicht auch nicht so attraktiv sei, bei Wind und Wetter durch die Straßen zu ziehen. All das mache es schwieriger, Sternsinger zu finden.
Umfeld und Bevölkerungsstruktur
Tatsächlich scheint auch das Umfeld der Gemeinde eine Rolle zu spielen. Das zeigt der Blick nach Fuhlenbrock, ein Stadtteil mit einer ganz anderen Bevölkerungsstruktur als die Innenstadt. Hier steigt die Zahl der Kinder, die als Sternsinger unterwegs sein wollen, sogar an. 68 Kinder kann Gemeindereferentin Britta Walkowiak Donnerstag, Freitag und Samstag losschicken. Hier ist es auch noch möglich, dass die Sternsinger an jeder Tür klingeln. „Uns ist es in allererster Linie wichtig, den Weihnachtssegen zu bringen.“ In St. Cyriakus muss man sich für den Segen im Vorfeld anmelden.
Doch auch im Fuhlenbrock sei die Aktion kein Selbstläufer, sagt Britta Walkowiak. Um so viele Kinder zu erreichen, müssten sie und ihre Mitstreiter viel werben. „Wir machen das ganzjährig zum Thema. In meinen Kontaktstunden in der Schule merke ich, dass viele Drittklässler die Aktion gar nicht kennen.“ Deshalb mache sie die Aktion immer wieder zum Thema, im Sommer stehe für die Teilnehmer der vergangenen Aktion meist noch ein Nachtreffen in Form eines Ausflugs an.
Es gelingt die Zahl stabil zu halten
Auch in der zweiten Bottroper Pfarrei, St. Joseph, stellt sich die Lage bei den Sternsingern unterschiedlich dar. In St. Joseph und St. Peter seien an zwei Tagen rund 40 Kinder unterwegs, sagt Trudi Kopania, die die Aktion dort ehrenamtlich betreut. Dafür werben sie und ihre Mitstreiter aber auch in drei Grundschulen für die Aktion. So gelinge es, die Zahl der Sternsinger stabil zu halten. Auf dem Eigen mit Liebfrauen und St. Pius beteiligten sich noch mehr Kinder an der Aktion. Doch weiter südlich, in den Kirchen St. Michael und St. Antonius, sei die Lage nicht so gut. „Die haben es schwer, Teilnehmer zu finden.“
Aber: Auch wenn es schwieriger sei, Kinder zu finden, so sei es doch ein gutes Zeichen, dass das Spendenaufkommen darunter nicht leidet, sagt Jennifer Brink. „Im gesamten Bistum konnten wir den Erlös 2018 um fünf Prozent steigern.“
370 Kinder ziehen durch Kirchhellen
Manch eine Bottroper Gemeinde mag neidvoll über die Bistumsgrenze nach Kirchhellen schielen. In Kirchhellen, Grafenwald und Feldhausen sind 370 Kinder als Sternsinger unterwegs. Doch auch im Dorf ist es schwieriger geworden, Teilnehmer zu finden, sagt Organisator Wilfried Stuke, auch wenn er zugibt: „Wir jammern auf hohem Niveau.“
Die Organisatoren werben in den Grundschulen um Teilnehmer und selbstverständlich bei den Kommunionkindern. „Da werden wir von den Pastören gut unterstützt.“ Allerdings sei es auch in Kirchhellen nicht mehr unbedingt automatisch so, dass Kommunionkinder auch Sternsinger werden. Doch die meisten erreiche man.
Auch Firmlinge beteiligen sich regelmäßig, so dass Stuke trotz der Schwierigkeiten lobt: „Es gibt immer noch viele Kinder und Jugendliche, die mitmachen und ich habe einen Heidenrespekt vor dem Einsatz.“