Bottrop. . Suzann Dräther ist die neue Vorsitzende des DGB Bottrop. Die Gewerkschafterin sagt: Allen sei noch nicht klar, was alles am Bergbau-Aus hängt.

Die Gewerkschafterin Suzann Dräther ist in Bottrop bekannt. Als Betriebsratsvorsitzende kämpfte sie an vorderster Front für den Erhalt des zu Homann gehörenden Nadler-Werkes. Nun ist die 53-Jährige auch Vorsitzende vom Stadtverband des Deutschen Gewerkschaftbunds (DGB).

Mit ihrem Start verbunden ist das Ende der Bergbau-Ära. „Ich persönlich bin betroffen. Ich glaube, dass es vielen Bottropern so geht“, sagt sie. Und sie sieht den DGB nun vor wichtigen Aufgaben.

Bergabau-Aus: "Noch gar nicht klar, was alles noch dran hängt"

So sei es gut, wenn kein Kumpel ins Bergfreie falle. „Aber ich glaube, uns allen ist noch gar nicht klar, was alles noch dran hängt.“ Kleine Handwerker, Bäcker vielleicht, die Frau in der Kantine – „da müssen wir uns drum kümmern.“ Und um die gewerblich-technischen Ausbildungsplätze, die weggefallen sind. „Wichtig ist auch: Wenn neue Firmen angesiedelt werden, sollten es gute sein, die Tariflohn zahlen“, so die ehrenamtliche DGB-Vorsitzende, die aktuell vor der Planung der nächsten, voraussichtlich neu konzipierten Mai-Kundgebung steht.

Ihr Amtsvorgänger Reinhard Thater war beim Bergbau, er hat große Fußstapfen hinterlassen, sagt Dräther. „Ich werde einen anderen Weg aufmachen.“ So macht sie sich Gedanken über fehlenden Nachwuchs. „Wenn mit dem Bergbau die aktiven IG BCE-Mitglieder wegfallen, fehlen uns viele.“ In den Familien werde die Kultur, Gewerkschaftsmitglied zu werden, heute nicht mehr gelebt. „Viele Jugendlichen wissen gar nicht, was eine Gewerkschaft macht. Sie denken etwa, 30 Tage Urlaub fallen vom Himmel.“ Sie will daran arbeiten, das zu ändern. „Man sollte das Thema in die Schulen bringen.“

Erfahrung in Verhandlungen um Sozialpläne

Sie selbst knüpfte den ersten Kontakt zu „ihrer“ Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, für die sie u.a. ehrenamtlich im Hauptvorstand sitzt, in ihrer Heimat im Großraum Bremen, als sie nach ihrer Ausbildung Probleme hatte, einen Arbeitsvertrag zu bekommen. 1991 zog die Fachkraft für Lebensmitteltechnik nach Bottrop und fing bei Nadler in der Qualitätssicherung an.

Sie ist dort seit 2001 freigestellte Betriebsrätin, hat bereits mehrere Sozialpläne verhandelt. Ihre Erfahrung ist: „Man darf nicht müde werden zu kämpfen. Viele kleine Nadelstiche ergeben auch mal ein Loch.“ So will sie auch die Kampagnen des Bundes-DGB weiterhin vor Ort mittragen.

Gewerkschafterin möchte keiner Partei angehören

Bei ihrem ersten Kontakt zu dem Gewerkschaftsdachverband in Bottrop wurde sie begrüßt mit: „Habt ihr bei Nadler keine Männer oder warum schicken die eine Frau?“ Als Quotenfrau habe sie sich nie gesehen. In ihrer Funktion als DGB-Vorsitzende motiviere sie vielleicht Frauen zur Mitarbeit, denen das Ganze bisher zu männerdominiert war, hofft Dräther.

Sie engagiert sich über ihre Gewerkschaftsämter hinaus auch noch als ehrenamtliche Richterin am Arbeitsgericht Gelsenkirchen und am Sozialgericht Duisburg sowie in der Berufsgenossenschaft. Sie bemüht sich, nah an der gesellschaftlichen Realität dran zu sein. „Ich möchte politisch aktiv sein, aber keiner Partei angehören.“