Bottrop. . Das Handwerk sucht händeringend Fachkräfte. Nun kooperieren Bottroper Firmen mit dem KJH Flow, der junge Flüchtlinge betreut. Die suchen Arbeit.
Das Handwerk sucht händeringend Fachkräfte – und findet keine. Die Betreuer von jungen Flüchtlingen wiederum suchen nach Wegen, ihre Schützlinge in Arbeit zu vermitteln und so in die Gesellschaft zu integrieren. Bei der Bottroper Wirtschaftsallianz haben sie sich getroffen. Nun starten sie ein gemeinsames Projekt. Die Kinder- und Jugendhilfe (KJH) Flow vermittelt junge Erwachsene aus ihren Einrichtungen in Firmenpraktika und Ausbildungsplätze und begleitet sie auf ihrem Weg ins Berufsleben.
„Wir sind das einzige soziale Unternehmen in der Bottroper Wirtschaftsallianz“, stellt Flow-Geschäftsführer Hermann Muss fest. Hier kam er in Kontakt mit Bernhard Schwenzfeier, Geschäftsführer der Lüth GmbH Hoch- und Tiefbau, und Jan-Derk Gagalon, Personalreferent bei Remondis. Diesen Kontakt zu Unternehmen herzustellen, sei eigentlich „die größte Hürde“ gewesen, meint Muss.
Dabei ist in den Firmen längst Holland in Not, weil keine Fachkräfte zu finden sind. „Wir mussten in diesem Jahr ein Auftragsvolumen von rund 600.000 Euro absagen, weil uns das Personal dafür fehlt“, klagt Bernhard Schwenzfeier. Das kann für ein relatives kleines Unternehmen wie seines mit 18 Mitarbeitern schon bedrohlich sein.
Viele brauchen Unterstützung
Die Brücke
Die KJH Flow wurde 1995 gegründet und hat ihren Hauptsitz seit 2009 in Bottrop. Flow ist in 17 Ruhrgebietsstädten vertreten und hat über 500 Mitarbeiter.
Im Sommer hat Flow in Bottrop neu „Die Brücke“ in der früheren Sparkassen in Batenbrock eröffnet als Anlaufstelle für junge Erwachsene, die das Heim verlassen müssen, so bald sie volljährig werden.
Schon seit Jahren seien Facharbeiter Mangelware, Lehrlinge schwer zu finden, viele schafften aber auch die Ausbildung nicht. Die Baubranche habe ein „Darstellungsproblem“, meint er. Die Arbeit gelte als Knochenjob, dabei gebe es schon längst neue Technologien und Geräte, die sie leichter machten. Und: „Das Baugewerbe zahlt die höchsten Löhne für Auszubildende.“ Auch das Unternehmen Remondis, rund 1200 Mitarbeiter, sucht Facharbeiter und würde in NRW sofort 40 bis 50 Auszubildende einstellen, auch Hilfskräfte werden gebraucht. Nationalität egal, Deutschkenntnisse erforderlich. „Das ist die Hürde schlechthin“, sagt der Personalreferent, schon allein aus Sicherheitsgründen in vielen technischen Betrieben. Außerdem müssen Auszubildende die Berufsschule schaffen.
Es gibt schon Praktikanten und Lehrlinge
Bei Flow wiederum gibt es junge Flüchtlinge, die vor Jahren als Minderjährige unbegleitet nach Bottrop gekommen und inzwischen volljährig geworden sind. Das Heim müssen sie mit 18 verlassen, so wie auch einheimische Heimkinder, für die das Angebot genauso gilt. Die meisten wollen arbeiten und eine Ausbildung machen, scheitern aber oft an der Realität. Mit Unterstützung könnten sie es schaffen. Einige wurden inzwischen in Praktika und Lehrstellen vermittelt, einer macht schon bald seine Gesellenprüfung. Vielen jungen Flüchtlingen eröffnet sich mit einem Ausbildungsplatz auch die Möglichkeit, erst einmal in Deutschland bleiben zu können.