Bottrop. . Die Anhänger Björn Höckes feiern den umstrittenen AfD-Spitzenpolitiker im Lichthof der Bottroper Berufsschule mit frenetischem Jubel.
Lautstark und friedlich verlief die Protestveranstaltung gegen die Versammlung der AfD im Berufskolleg mit Flügelmann Björn Höcke. Das „Bündnis buntes Bottrop“ hatte aufgerufen, Flagge zu zeigen gegen rechte Parolen. Und die Zahl der Gegendemonstranten ließ Oberbürgermeister Bernd Tischler, stolz und erleichtert ausrufen: „Schön, dass wir so viele sind!“ Bis zu 1000 Menschen, so die Veranstalter, waren dem Aufruf gefolgt.
Tischler erinnerte sich an die Kundgebung der „Mütter gegen Gewalt“ im März auf dem Kirchplatz, bei der die Gegendemonstranten erstmals in Bottrop nicht in der Mehrheit gewesen waren. Das war diesmal aber nicht so. Um die 600 Zuhörer wollte AfD-Bezirkssprecher Steffen Christ bei der Rede Björn Höckes im Lichthof gezählt haben. Zig Stühle in dem großen Saal blieben allerdings leer. Seine Anhänger jedoch feierten den AfD-Spitzenpolitiker frenetisch. Die letzten Sätze seiner Rede gingen im lauten Jubel unter.
Kabarettist unterhält mit einer Höcke-Parodie
„Heute sind wir mehr!“ betonte derweil draußen Kabarettist Benjamin Eisenberg unter dem Applaus der Menschen auf dem Hans-Sachs-Platz. Sie fühlten sich prächtig unterhalten von Eisenbergs minutenlanger Höcke-Parodie.
Die Polizei hatte dafür gesorgt, dass direkte Konfrontationen unterblieben. Die Besucher und die Redner der AfD-Veranstaltung kamen über die Rückseite in das Gebäude. Eine vor dem Berufskolleg angemeldete „Mahnwache“ wurde auf den Parkplatz verlegt. Dort kamen sich die beiden Seiten am nächsten. Einige Demonstranten suchten zwar die direkte Konfrontation, doch eine Postenkette der Polizei hielt Demonstranten und Mahnwachen-Teilnehmer auf Abstand.
Bottrops OB Tischler prangert Rassismus an
Bottrops DGB-Chef Reinhard Thater hatte die Protestkundgebung eröffnet mit der Forderung: „Wir wollen nicht, dass diese Partei mit ihren Parolen Unfrieden und Hass verbreitet. So einen Mist wollen wir hier in Bottrop nicht hören.“ Oberbürgermeister Tischler erklärte in seiner Ansprache auch, warum die Stadt die Nutzung des Lichthofes durch die AfD nicht untersagt habe: „Das war nicht möglich, aber wir sind für ein friedliches Miteinander ohne Rassismus, und das sagen wir laut!“
AfD-Politiker Höcke dagegen sah die Demonstration als Angriff auf die Meinungsfreiheit an und rief unter lautem Jubeln seiner Anhänger im Saal: „Die Anti-Demokraten stehen da draußen“.
AfD-Landesvorstand missbilligt Höckes Auftritt
Der Landesvorstand der AfD hat sich unterdessen mit der Bottroper AfD solidarisch erklärt und sich damit der Forderung ihres zweiten Landessprechers, Helmut Seifen, angeschlossen. Die Bottroper AfD hatte den Auftritt von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke im Lichthof der Berufsschule abgelehnt. Sprecher Alfred Stegmann befürchtet, dass die örtliche AfD wegen des Auftritts des Thüringer AfD-Spitzenkandidaten als ultrarechter Kreis dasteht und sagte seine Teilnahme demonstrativ ab. Er gehe davon aus, dass die Mehrheit der Wähler und Mitglieder der AfD in Bottrop einen Auftritt Höckes ablehnen, erklärte Stegmann.
Aus einem offiziellen Vorstandsschreiben an die AfD-Mitglieder in NRW geht hervor, dass auch der Landesvorstand die Veranstaltung mit Höcke in Bottrop missbilligt. Kritik erfährt „wegen seiner wiederholten Missachtung parteiorganisatorischer Kompetenzen“ vor allem der AfD-Bezirksvorstand in Münster. Dieser hatte die Bottroper Versammlung organisiert.
AfD-Politiker greift interne Kritiker an
Der Landesvorstand wirft ihm deshalb „unkollegiales Verhalten“ vor. Er missbilligt insbesondere auch das Verhalten des ersten AfD-Landessprecher Thomas Röckemann, weil dieser den Vorstand nicht zeitnah über das AfD-Treffen in Bottrop informiert habe. Der Landesvorstand lehnt in seinem Mitgliederschreiben demonstrativ auch den für Ende November in NRW geplanten Kongress der als rechtsnational eingestuften AfD-Gruppierung „Der Flügel“ ab. Deren Sprecher ist Björn Höcke.
„Das ist alles Quatsch“, tat AfD-Bezirkssprecher Steffen Christ das ab. Die Kritiker in der AfD nannte er Pöstchenjäger, Karrieristen und Opportunisten. Der Bezirksvorstand habe die Veranstaltung im Bottroper Lichthof einstimmig so beschlossen. Er lasse sich durch so ein „Störfeuer“ nicht beeindrucken.