Bottrop. . „Dein Körper – ein Tatort“, so heißt die Kampagne des Bottroper Frauenzentrums Courage. Opfer einer Sexualstraftat werden über Hilfen informiert.

„Anonyme Spurensicherung“ – die Frauen gucken ratlos, wenn sie von Wiltrud Evers oder Ute Speier-Lemm angesprochen werden. Die beiden Mitarbeiterinnen des Bottroper Frauenzentrums Courage haben sich in der Innenstadt vor der Elefanten-Apotheke postiert, um auf ein wichtiges Anliegen aufmerksam zu machen: die medizinische Hilfe und Versorgung nach einer Sexualstraftat.

„Dein Körper, ein Tatort“ – so steht es auf den auffälligen aubergine-farbenen Flyern, die die beiden Frauen an vorbei kommende Frauen verteilen. Manche eilen weiter, ohne sie zu beachten, andere bleiben stehen und lassen sich informieren. In einer breit angelegten Kampagne macht das Frauenzentrum bereits seit zwei Jahren immer wieder auf die Hilfen aufmerksam, die Opfer sexueller Gewalt bekommen können.

„Vielen Opfern steht nach einer Vergewaltigung erst einmal nicht der Sinn danach, zur Polizei zu gehen und hier alles haarklein zu erzählen und Anzeige zu erstatten“, sagt Ute Speier-Lemm. Leider sei vielen Frauen nicht bekannt, dass es für sie auch schon längst andere Möglichkeiten gebe.

Gesetz wurde 2012 geändert

Untersuchung im Krankenhaus ist wichtig

Der direkte Gang ins Krankenhaus ist nach einer Sexualstraftat auch deshalb wichtig, weil Frauen hier gründlich untersucht werden. So können mögliche Verletzungen behandelt werden. Außerdem könnten die Frauen ja mit Krankheiten angesteckt oder schwanger geworden sein. In einem solchen Fall könnte das Krankenhaus die Pille danach verschreiben.

Schätzungen zu Folge ist jede siebte Frau von sexueller Gewalt betroffen. Die Dunkelziffer ist hoch, nur wenige Frauen erstatten Anzeige.

Seit einer Gesetzesänderung 2012 können sie nämlich direkt ins Krankenhaus gehen, um sich hier untersuchen und Spuren an ihrem Körper sichern zu lassen und die Tat zu schildern, wenn ihnen dies möglich ist. Danach können die Frauen entscheiden, ob sie Anzeige erstatten oder erst abwarten wollen.

Die gesicherten Spuren werden anonym bis zu zehn Jahre bei der Rechtsmedizin aufbewahrt und können von den Frauen jederzeit wieder angefordert werden. In Bottrop beteiligt sich das Marienhospital an der Anonymen Spurensicherung.

Früher waren die Anzeige bei der Polizei und die Spurensicherung im Krankenhaus in Begleitung der Polizei unmittelbar nach der Tat unumgänglich, um gerichtsfeste Beweise gegen den Täter zu sichern. Heute haben die Frauen Zeit, sich zu erholen und nachzudenken, bevor sie sich entscheiden müssen. Für die Gesetzesänderungen hatten sich Fraueninitiativen in ganz Deutschland jahrelang eingesetzt.

Erste Erfolge erkennbar

Die Kampagne für die Anonyme Spurensicherung, für die es Zuschüsse vom Land gibt, hat das Frauenzentrum Courage vor zwei Jahren mit dem Marienhospital sowie der Gladbecker Frauenberatungsstelle und dem dortigen St. Barbara-Hospital gestartet. Erste Erfolge seien erkennbar, meint Ute Speier-Lemm: Jeweils fünf Frauen hätten in den letzten beiden Jahren nach einer Sexualstraftat Spuren anonym sichern lassen.

Im vergangenen Jahr hat Courage eine Informationsbroschüre in leichter Sprache herausgegeben für Frauen mit Behinderung oder Migrantinnen, deren Deutschkenntnisse noch nicht so gut sind. Schon länger gibt es auch Flyer in verschiedenen Sprachen, darunter etwa Türkisch, Russisch, Arabisch und Farsi. Derzeit wird auch auf den Monitoren in Bussen der Vestischen über die Kampagne informiert.

Frank Werner, Chef der Elefanten-Apotheke, unterstützt die Kampagne des Frauenzentrums Courage gerne: „Das ist ein brandheißes Thema“, sagt er. Flyer dazu liegen bei ihm in der Apotheke auf der Hochstraße aus und sind auch der neuesten Apotheken-Umschau beigelegt. Überdies hat er Taschentücher mit dem Aufdruck „Dein Körper, ein Tatort“ gesponsert.