Bottrop/Gladbeck. Der Weg zur Polizei, ins Krankenhaus - er fällt Frauen nach einer solchen Tat oft unendlich schwer. Angebot in Bottrop und Gladbeck soll Hilfe bieten.
- Eine Kampagne informiert darüber, was Opfer nach einer Sexualstraftat tun können
- Im Krankenhaus können Spuren auch anonym gesichert werden
- Opfer können auch später noch Anzeige bei der Polizei erstatten
„Dein Körper – ein Tatort“ heißt es groß auf Plakaten und Flyern. In einer breit angelegten Kampagne wollen das Frauenzentrum Courage und die Gladbecker Frauenberatungsstelle jetzt die medizinische Versorgung und Hilfe für Frauen nach einer Sexualstraftat bekannter machen. Mit im Boot sind das Marienhospital in Bottrop und das St. Barbara-Hospital in Gladbeck. Beide Krankenhäuser führen die medizinische Untersuchung betroffener Frauen durch.
"Die Frauen sind erst einmal völlig verzweifelt"
„Nach einer Vergewaltigung sind die Frauen erst einmal völlig verzweifelt, plagen sich mit Scham- und Schuldgefühlen.“ Ute Speier-Lemm vom Frauenzentrum Courage und ihre Kollegin Susanne Dillner von der Gladbecker Frauenberatungsstelle wissen aus vielen Gesprächen mit betroffenen Frauen nur zu gut, in welcher Verfassung sich die Opfer befinden. Viele fühlen sich nicht in der Lage, zur Polizei zu gehen.
Doch schon längst gibt es andere Möglichkeiten. Denn bereits seit 2012 können sich die Opfer direkt an ein Krankenhaus wenden, sich untersuchen lassen und die Spuren der Gewalttat anonym sichern lassen. „Doch von dieser Möglichkeit wird noch viel zu wenig Gebrauch gemacht“, klagt Ute Speier-Lemm. „Wir hatten den ersten Fall in diesem Monat. Im Barbara-Hospital gab es noch gar keinen“, berichtet Dr. Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie. „Und das kann ja eigentlich nicht sein in einem Einzugsgebiet von rund 200 000 Einwohnern.“
"Die neuen Möglichkeiten sind noch nicht bekannt genug"
„Jede siebte Frau ist von sexueller Gewalt betroffen“, bestätigt Susanne Dillner. Und Dr. Markus Klopf, Oberarzt in Gladbeck vermutet: „Die neuen Möglichkeiten sind noch nicht bekannt genug.“ Mit einer gemeinsamen Kampagne wollen die Krankenhäuser und die Fraueninitiativen das nun ändern. Die Plakate sollen in beiden Städten an prominenter Stelle aufgehängt werden, Gynäkologen und Hausärzte werden informiert.
Jahrelang haben sich die Fraueninitiativen dafür eingesetzt, den Weg für Opfer von Sexualstraftaten leichter zu machen. Früher waren die Anzeige bei der Polizei und die Spurensicherung im Krankenhaus in Begleitung der Polizei unumgänglich, um gerichtsfeste Beweise gegen den Täter zu sichern.
Seit 2012 können die Frauen direkt in ein Krankenhaus fahren, sich untersuchen und Spuren sichern lassen und so weit es ihnen möglich ist, den Tathergang schildern. „Wir gehen dabei ganz sensibel und behutsam mit den Frauen um“, betont Dr. Sarah Wetzig, Oberärztin im Marienhospital.
Ansteckende Krankheiten
Dann können die Frauen entscheiden, ob sie Anzeige erstatten wollen. Die gesicherten Spuren werden anonym bis zu zehn Jahren in der Rechtsmedizin aufbewahrt und können jederzeit von den Frauen angefordert werden. „Es ist wichtig, dass die Frauen sich nach einer Sexualstraftat untersuchen lassen“, betont die Oberärztin, denn sie könnten ja mit Krankheiten angesteckt oder schwanger geworden sein. „Dann können wir die Pille danach verschreiben.“