Bottrop. . Beim Festkonzert zum 100-jährigen Bestehen des Städtischen Musikvereins Bottrop erklang das Händel-Oratorium in der Bearbeitung von Mozart.

Zum Festkonzert anlässlich seines 100-jährigen Bestehens hatte sich der Städtische Musikverein Bottrop etwas Besonderes ausgewählt. Georg Friedrich Händels beliebtes Oratorium „Der Messias“ in der Bearbeitung von Mozart, der das Werk neben kongenialen Retuschierungen auch von 52 auf 38 Nummern raffte. Unter der Leitung von Friedrich Storfinger erlebte man barocke Pracht mit ihren Klangkronen und Krönchen also durch die Brille der Wiener Klassik. Eine nicht alltägliche, lohnenswerte Hörerfahrung zum Thema Rezeptionswandel.

Der Chor gab sich stimmlich homogen und sicher bis in die Sopranspitzen.
Der Chor gab sich stimmlich homogen und sicher bis in die Sopranspitzen. © Frank Oppitz

Zweieinhalb Stunden ohne Pause

Dorthin freilich war es für die Besucher eine Pilgerfahrt: zweieinhalb Stunden ohne Pause auf harten Bänken in der kalten Liebfrauenkirche. Doch man wurde entschädigt durch ein warmes, gerundetes Klangbild, eingebettet in Mozarts sinfonischen Stil, der vor allem von dem kompletten Holzbläsersatz und den samtweichen Hörnern geprägt ist. Das Folkwang Kammerorchester Essen, ergänzt durch Wolfgang Schwering (Orgelpositiv), war dafür der kompetente Instrumentalpartner, der Storfingers belebte Tempi nicht nur in Ouvertüre und Pastorale federnd abgesetzt bis in die Geißelrhythmen des Passionsteils ausführte und so transparent, wie es die hellhörige Kirchenakustik zuließ.

Wirkungsvolle Steigerungen

Der Jubilar gab sich, gewiss auch dank sensibler Altersmischung, stimmlich homogen, deklamatorisch prägnant und sicher bis in die Sopranspitzen, locker fließend in den anspruchsvollen polyphonen Abschnitten („Durch seine Wunden sind wir geheilet“) und durch die Kunst des delikaten, geradezu geflüsterten Piano überzeugend, aus dem sich immer wieder wirkungsvolle Steigerungen entwickeln konnten.

Unter den vier Gesangssolisten bestach die Sopranistin Judith Hoff durch schwingenden, puren Wohllaut („Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“). Esther Borghorsts Mezzo war zwar in der Tiefe schwächer, blühte dafür aber in höherer Lage klar und tragend auf. Jörg Nitschke gab den Tenorpart mit Herzenswärme, gewichtig und dabei wendig in den Koloraturen, ebenso wie Thilo Dahlmanns kultivierter, schlanker Bass.

Zwei Epochen reichten sich die Hand mit Mozarts Händel. Dem Musikverein sei Dank dafür.