Bottrop. Der Leiter von „Orgel Plus“, Gerd-Heinz Stevens, sieht die Verkleinerung der Boyer Johanneskirche kritisch. Als Festivalort fiele die Kirche weg.
In die Kontroverse um den geplanten Umbau der Johanneskirche in der Boy schaltet sich nun auch Gerd-Heinz Stevens ein. Der künstlerische Leiter des Festivals „Orgel Plus“ sieht in der geplanten Verkleinerung des Kirchenraums wie viele andere auch (die WAZ berichtete) nicht nur ein ästethisches Problem. Auch die Zukunft der erst 2003 neu erbauten Orgel macht ihm Sorgen.
Das Instrument des Orgelbauers Eisenbarth sei ideal auf den Raum abgestimmt und bringe mit seiner dezent französisch orientieren Disposition eine interessante Farbe in die Bottroper Orgellandschaft, so der Kirchenmusiker und Mitbegründer des seit 30 Jahren bestehenden Bottroper Orgelfestivals. 18 Jahre sind für Orgeln kein Alter und das insgesamt gut gepflegte Boyer Instrument könnte noch viele gute Jahrzehnte vor sich haben.
Am Ende wird es sicher nicht billiger für die Gemeinde
Wären da nicht die Umbaupläne der Großpfarre St. Joseph, die zusammen mit Gemeindevertretern aus der Boy eine Verkleinerung des markanten sechseckigen Innenraums vorsehen. Denn entgegen ursprünglicher Pläne, die einen Ersatzbau für das mittlerweile verkaufte Schutzengelhaus neben der Kirche vorsahen, sollen nun Gemeinderäume in die - ohnehin nicht übergroße - Kirche eingebaut werden.
Aus den Leitungsgremien von Pfarre und Gemeinde war bisher zu vernehmen, dass sich auch Orgelbauer Eisenbarth selbst eine Neuausrichtung seiner Orgel vorstellen könne - was dann auf eine verminderte Lautstärke im verringerten Raumvolumen hinausliefe.
„Wohl ein interessanter - aber vor allem auch lukrativer Auftrag“, sagt Stevens. Nur dass dies den Umbau für die Kirche sicherlich nicht preisgünstiger mache, scheine dabei keine Rolle zu spielen.
Stevens kennt die Kirche nicht nur als Organisator von Konzerten. Oft genug hat er an der Orgel Vertretungsdienste gespielt. Von einem geringen Kirchenbesuch können man seiner Meinung nach in der Boy nicht sprechen. „Ich habe auch die Gottesdienste immer als sehr lebendig erlebt und die angedachten 130 Sitzplätze im verkleinerten Gottesdienstraum sind meines Erachtens sehr knapp bemessen.“
Die Akustik wird ein Problem sein
Viele Konzerte von „Orgel Plus“ mit knapp 200 Besuchern hätten dann gar nicht stattfinden können. Auch die Lösung mit Türen oder variablen Wänden lässt er nicht gelten. „Was ist das dann für eine Akustik, wenn ein Teil der Besucher in niedrigeren Bereichen sitzt, die Orgel dann aber nur auf den kleineren höheren Raum hin ausgerichtet ist?“
Im kommenden Jahr spielt „Orgel Plus“ nicht in St. Johannes. Denn es war ja nicht sicher, was zu diesem Zeitpunkt mit oder in der Kirche passiert. Nicht nur aus Musikersicht empfiehlt Gerd-Heinz Stevens der Pfarre und den Handelnden in der Johannes-Gemeinde, alle Varianten erneut zu überdenken.
Denn: Was einmal zerstört oder weg sei, werde sicher nicht mehr wiederkommen. Und die 500 000 Euro, die das Bistum aus seinem Fonds für Kirchenumbauten zu geben signalisiert habe, seien auch nur kirchliche Gelder. Für die Gemeinde werde es unter dem Strich nicht billiger - plus Umbau der Orgel, für den kein anderer zahlt...
Im Bottroper Süden und Osten gäbe es dann nach dem Wegfall von St. Joseph - schöner Raum, mäßige Orgel - und wohl auch von Liebfrauen keine Kirche mehr mit einem konzertgeeigneten Instrument.